Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Lady Amarilla geht es an den Kragen

Josef Dirl und seine Familie beginnen mit der Kartoffelernte

Von Gudrun Passarge, Kirchheim

45 Meter hin, 45 Meter her, so berieseln die Wassertropfen jede Nacht die Lady Amarilla. Sie braucht die Feuchtigkeit, um gut zu gedeihen. In dieser Woche geht es ihr allerdings an den Kragen. Landwirt Josef Dirl () aus Heimstetten rückt mit seiner Familie aus, um die Frühkartoffel zu ernten. Insgesamt 25 Tonnen, so viel passt in einen Lastwagen, sammeln er, seine Frau - die Kreisbäuerin Sonja Dirl -, Sohn Christian und der Schwiegervater ein. Zwar fährt er mit einem Kartoffelvollernter über das Feld, aber trotzdem müssen immer zwei bis drei Personen mitfahren, um die vielen Steine der Schotterebene herauszuklauben, denn das kann die Maschine noch nicht leisten.

Die Kartoffeln kommen dann in eine Fabrik, wo sie zu Pommes frittes verarbeitet werden. Die Sorte werde vom Betrieb vorgegeben, erzählt der Landwirt, sie eigne sich wohl besonders gut, um in der Fritteuse zu landen. Doch bis es so weit ist, hat der 62-Jährige noch ein paar unruhige Nächte vor sich. Das liegt an der Beregnungsmaschine. Die Kartoffel braucht Wasser, nach zehn bis 14 Tagen ohne müsse der künstliche Regen her. Weil die Tropfen am Tag jedoch braune Flecken an den Blättern verursachen würden, bleibt nur die Nacht. Dirl teilt sich die Maschine mit dem Landwirt Georg Böltl. In der Wasserentnahme sieht er kein Problem, "das Grundwasser bleibt gleich hoch", in Kirchheim und Aschheim liege es konstant zwischen drei und etwa sieben Metern. Aber die Technik, da könne immer etwas passieren. "Man schläft da nicht so besonders gut, wenn die Maschinen auf dem Feld sind." Andererseits sagt der Landwirt, wäre es in diesem Jahr ohne den künstlichen Regen gar nicht gegangen, nur durch die Berieselung war es möglich, den Ertrag einigermaßen stabil zu halten. Seine Klagen wegen der Hitzewelle halten sich in Grenzen, es sei weniger schlimm als erwartet. Allerdings berichtet er, dort wo er die Maschine nicht eingesetzt hat, habe es Ausfälle gegeben. Bereits Ende April, Anfang Mai hatten die Bauern mit der Trockenheit zu kämpfen. Dirl musste da schon sein Getreide bewässern. Und der Soja sei heuer gar nicht gescheit aufgegangen.

Der Gasserhof, seit 1800 in Familienbesitz, betreibt eine fünfgliedrige Fruchtfolge. In jedem Jahr wird auf den Feldern etwas anderes angebaut als im Vorjahr. Ein Großteil nimmt die Braugerste ein, dann gibt es die Kartoffelfelder, Dirl baut auch Mais, Weizen und Sojabohnen an, aus bayerischen genfreien Samen, wie er sagt. "Den Genmais aus den USA wollen wir hier nicht in Bayern." Hinzu kommen noch Gemüsesorten und Zuckermais für den Hofladen. Das Getreide ist inzwischen schon abgeerntet, es stehen nur noch die Stoppeln auf dem Feld. Hier wird der Landwirt bald Zwischenfrüchte aussäen. Dazu gehören etwa Klee, Senf, Buchweizen, Erbsen. "Das ist gut zur Bodenverbesserung, und es ist auch gut für die Natur, dass nicht alles brach liegt." Außerdem profitierten auch die Insekten davon, wenn etwa die ebenfalls ausgesäte Phacelia ihre schönen blauen Blüten öffnet. Auch das ist dem Landwirt ein Anliegen.

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Quelle:
SZ vom 06.08.2018
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