Meine Woche:Klappern und ratschen

Meine Woche: Foto: Claus Schunk

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Dominik Paul pflegt in Aying einen sehr alten Osterbrauch

Von Nadja Tausche, Aying

Von Gründonnerstag bis zur Osternacht schweigen die Glocken in vielen katholischen Kirchen. Dann sind traditionell andere Töne zu hören. Das Rattern der Karfreitagsratschen. So auch in der Gemeinde St. Andreas Aying, wo dieser Brauch noch gelebt wird. Dominik Paul () kennt sich damit besonders gut aus, schließlich ist der 20-Jährige Gruppenleiter und hat als Ministrant selbst jahrelang die Ratsche geschwungen.

Zum letzten Mal erklingen die Kirchenglocken von St. Andreas zur Abendmahlmesse am Abend des Gründonnerstag. "Dann wird ein Kelch mit Hostien aus der Kirche rausgetragen", sagt Dominik Paul. Am Karfreitag und Karsamstag finden zwei Gottesdienste statt. Kurz vor Beginn umrunden zwei Ministranten mit der Ratsche die Kirche und kündigen mit Krach den Kirchgang an. "Das machen in der Regel zwei Kräftige, weil die Ratsche ziemlich schwer ist", sagt Paul. Mit der Osternachtfeier am Samstagabend wird die Ratsche dann wieder außer Dienst gestellt und die Glocken beginnen wieder zu schlagen.

Das Aussetzen der Kirchenglocken geht auf eine Sage zurück. Demnach fliegen die Kirchenglocken über die Kartage nach Rom. Den Brauch, sie durch die Karfreitagsratschen zu ersetzen, gibt es vielerorts, praktiziert wird er allerdings überall ein wenig anders. In manchen Orten ratschen die Ministranten täglich bis zu sechs Mal, andernorts werden zusätzlich Sprechverse aufgesagt. In Österreich wurde das Ratschen in der Karwoche sogar in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen

In St. Andreas sind es jedes Mal andere Ministranten, die mit der Ratsche um die Kirche wandern. Sie wechseln sich beim Tragen ab. Mitmachen können Mädchen und Jungen. Auch die kleinen Glocken, die normalerweise auf dem Boden der Kirche stehen, werden in St. Andreas durch hölzerne Klappen ersetzt. "Für mich ist das ganz normal, ich bin damit groß geworden", sagt Paul. Er selbst war etwa zehn Jahre lang Ministrant, die Ratschen schwang er, seit er 13 war. Heute leitet Paul die Gruppenstunden der Ministranten, organisiert Bewegungsspiele und Ausflüge. Wenn an diesem Karfreitag in St. Andreas wieder die Ratschen geschwungen werden, wird er wieder in die Kirche kommen - ganz leise.

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