Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Herrin der Hefte

Zum Schulanfang geht es rund in Angela Webers Schreibwarenladen

Von Claudia Wessel, Grünwald

Zwei Paletten mit Schulheften kamen bereits Anfang August bei Angela Weber () in ihrem Schreibwarenladen "Papyrus" in Grünwald an. Zum Glück hat sie außer den rund 170 Quadratmetern im Laden selbst noch einen etwa 70 Quadratmeter großen Lagerraum im Untergeschoss. Vergangene Woche wurden zwei weitere Paletten geliefert. "Es sind nicht ausschließlich Schulhefte", sagt Weber. "Auch Collegeblöcke und Zeichenblöcke sind dabei, alles aus Papier eben."

Und alles aus Papier ist in dieser Woche des Schulanfangs heiß begehrt. Die Hefte mit 20 verschiedenen Lineaturen haben von heute an für die nächsten beiden Wochen einen besonderen Platz. Für sie gibt es einen Extratisch, zusätzlich zum normalen Hefte-Regal. Denn diese Woche kommt der Ansturm der Schüler. Wer nun denkt, vor allem die Eltern der Erstklässler würden den Laden füllen, irrt. "Die ersten Klassen sind meist schon versorgt", weiß Weber aus Erfahrung. Denn die Eltern der Erstklässler bekommen ebenso wie die Eltern aller Grundschüler ihre Listen schon sehr früh. Auf diesen Listen steht genau, welche Hefte, Stifte, Zeichenblöcke die Kinder mitbringen sollen. Das erledigen die Grundschuleltern bei Angela Weber dann schon vor dem großen Ansturm.

Dieser besteht somit in dieser Woche vor allem aus Gymnasiasten. Denn die erfahren erst in den jeweils ersten Stunden bei ihren Lehrern, was genau diese an Material fordern. Dass es da eine unglaubliche Bandbreite an Lehrerwünschen gibt, hat Weber in ihren Schreibwarenläden - zuerst in Harlaching, seit zehn Jahren in Grünwald - immer wieder erlebt. "Der eine möchte ein kariertes Heft mit Rand und grünem Umschlag, der andere einen roten Umschlag und Linien." Die Vielfalt ist grenzenlos, und die Schüler haben in der ersten Schulwoche einiges zu tun. Die Größeren kommen natürlich schon ohne ihre Eltern und wühlen sich durch die Hefte- und Blöckestapel. Um all das zu bewältigen, verdoppelt Weber ihr Personal zum Schulanfang. Statt zwei Verkäuferinnen stehen vier zur Verfügung, dazu sie selbst und ihr Mann Werner Rissel. "Wir beide haben auch noch genug zu tun mit Lieferungen und mit Nachschub in den Regalen", sagt Weber. So groß ihre Auswahl an Heften und Linierungen auch ist, es kommt immer mal wieder vor, dass es Sonderwünsche von Lehrern gibt.

Dafür haben auch die Lieferanten Sonderkonditionen: Man kann abends noch bestellen mit der Garantie, dass es am nächsten Tag da ist. Die Heftestapel auf dem Sondertisch jedenfalls schrumpfen von Tag zu Tag, nach zwei Wochen etwa gibt es vier Wochen Verschnaufpause. "Dann beginnt schon das Weihnachtsgeschäft", sagt Weber.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2020
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