Meine Woche:Gegen die Angst vor der Einsamkeit

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(Foto: Angelika Bardehle)

Mindy Konwitschny organisiert "Weihnachten nicht allein"

Von Anna Reuß, Hohenbrunn

Wer sich nichts aus Weihnachten macht, kann am Heiligen Abend schick essen gehen oder sich gar mit einem der Horrorfilme ablenken, die jedes Jahr gezeigt werden. Wer jedoch Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeste hat, als der eigene Partner oder die Geschwister noch lebten oder die Kinder in der Nähe waren, der wird sich vor dem 24. Dezember und der Einsamkeit fürchten. Damit niemand alleine Weihnachten feiern muss, organisieren Mindy Konwitschny (Foto) und ihre Kollegen zum sechsten Mal ein Fest im Seniorentreff Kaiserstiftung in Riemerling. Sie selbst leitet den Seniorentreff und ist zum dritten Mal bei "Weihnachten nicht allein" dabei. Der Name sagt schon alles: Wer am Heiligen Abend Lust auf Gesellschaft hat, kann von 15 bis 17 Uhr im Seniorentreff feiern.

Einen Tag vorher beginnen bereits die Vorbereitungen: Es gibt traditionell eine selbstgemachte Gulaschsuppe für die Gäste. "Beim Schnippeln ist man dann schon etwas in sich gekehrt", erzählt Konwitschny. Dabei denke sie bereits an den bevorstehenden Tag und wie sie das Programm anreichern könnten. Wenn es bei anderen am 24. Dezember mittags schon etwas ruhiger zugeht, ist das Team um Konwitschny gegen 12 Uhr zum Tischdecken und Dekorieren im Seniorentreff. "Ich bin immer gespannt, wer kommt", sagt sie. Der ein oder andere Gast erscheint etwas früher und hilft mit. Wie viele es letztlich genau werden, steht vorher nicht fest, denn niemand muss sich anmelden. Eintritt kostet es auch nicht. "Wir haben genug für alle", sagt Konwitschny.

Von 15 Uhr an gibt es dann Lebkuchen, Plätzchen, Punsch, Kaffee und Glühwein. Zur Einstimmung wird gesungen. Jedem Gast steht es zudem frei, etwas zum Programm beizutragen. Das können Anekdoten aus dem Jahr, weihnachtliche Geschichten oder sogar Gedichte sein. Ein kleines Programm haben auch die Organisatoren vorbereitet - dazu gehören natürlich, "O Tannenbaum" und andere Klassiker. Die Weihnachtsgeschichte leitet den zweiten Teil des Festes ein, danach gibt es Suppe für alle. "Es steht zwar da: Ende 17 Uhr, aber meist klingt es noch etwas nach", sagt Konwitschny.

Am frühen Abend geht es für sie selbst nach Hause zu ihrer Familie. Sie habe nicht das Gefühl, dass sie etwas verpasst, sagt sie. "Weihnachten nicht allein" mit den Senioren sei eine Einstimmung. Dabei gehe es nicht um Geschenke, sondern um die Besinnung. Und darum, die Angst vor der Einsamkeit aufzufangen. "Es gibt einige, die sonst niemanden mehr haben", sagt Konwitschny. "Für die ist es schön, weil sie nicht zu Hause sitzen und warten, dass der Tag vorbei geht."

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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