Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Frühreife Barockäpfel

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Hofgartenleiter Alexander Bauer freut sich auf reiche Obsternte

Von Jacqueline Kluge, Oberschleißheim

Wer sich an einem schönen Samstagvormittag dazu entschließt, einen Ausflug zur Schlossanlage Schleißheim zu unternehmen, kann dort auch einen der wenigen fast unveränderten Barockgärten des 17. Jahrhunderts bestaunen. Mit der Pflege der insgesamt 120 Hektar großen Anlage ist seit zwölf Jahren Hofgartenbetriebsleiter Alexander Bauer () betraut, der es sich zur besonderen Aufgabe gemacht hat, dort eine Vielfalt an Obstsorten zu züchten.

Aufgrund des außergewöhnlich heißen Sommers kann sich Bauer dieses Jahr über eine besonders reiche, wenn auch ungewöhnlich frühreife, Ernte freuen. "Äpfel werden meistens nach den Zwetschgen geerntet, aber heuer wird sich alles etwas überschneiden", erzählt der 49-Jährige. Besonders freue er sich jedoch, dass in diesem Jahr auch die jungen Bäume tragen. Erste Pflückäpfel können bereits diese Woche geerntet werden. Um deren Reife zu testen verrät Bauer einen Trick, den jeder im eigenen Garten ausprobieren kann: Den Apfel locker von unten umgreifen und leicht anheben, wenn er sich dann wie von selbst vom Ast löst, ist er reif.

Inzwischen beheimatet der Garten mehr als 400 Obstbäume unterschiedlicher Art. Neben den gängigen Supermarkt-Sorten werden seit einigen Jahren immer mehr Varianten aus der Barockzeit wie "Gloria Mundi" oder "Roter Bellefleur" gezüchtet. Viele dieser Bäume werden nur noch selten gezogen, der erfahrene Gärtner bezeichnet den Schlossgarten daher fürsorglich als eine Art "Obstarche" voller "vom Aussterben bedrohter" Sorten. Doch wer kümmert sich während der Erntezeit um die 60 Kilometer Hecken? "Wir müssen natürlich die anderen Arbeiten im Park auch machen, das Obst läuft nebenher", sagt der Schlossgärtner und lacht. Rund 25 Angestellte stehen ihm bei der aufwendigen Gartenpflege und Obsternte zur Seite. "Das ist eine sehr motivierte Truppe, sonst würde man das gar nicht können", befindet er stolz.

Von zusätzlichen Behandlungsmitteln hält Bauer nicht viel: "Bei uns ist alles unbehandelt, da haben wir auch mal Schorf oder Unebenheiten dran." Es komme auf den Geschmack an betont er und nennt den Lederapfel, dessen schrumpeliges Äußeres so gar nicht zum Anbeißen aussieht. "Es kostet Überwindung da reinzubeißen, aber wenn Sie das tun gibt es eine Geschmacksexplosion", versichert Bauer.

Nach der Ernte wird das Obst direkt verkauft oder zu Schnaps und Likör verarbeitet. Auch der Verkauf im schlosseigenen Hofladen beginnt diesen Herbst früher als sonst. Von 14. September an können sich Besucher selbst von Geschmack und Qualität der Ernte überzeugen. Bauer ist schon jetzt zufrieden mit seiner Ausbeute: "Ich möchte den Leuten zeigen, wie toll das schmecken kann".

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Quelle:
SZ vom 27.08.2018
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