Vor 20 Jahren, Anfang Januar 2001, rückten zum ersten Mal in der Geschichte der Bundeswehr 244 Rekrutinnen zum Dienst in Kampfeinheiten von Heer, Marine und Luftwaffe ein und wurden von da an auch an der Waffe ausgebildet. Zuvor waren sie darauf beschränkt, ihren Dienst in Sanitäts- und Militärmusikeinheiten zu leisten. Julia Schirmer , die seit Oktober 2018 an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg klinische Psychologie studiert, ist eine der fast 23 100 Soldatinnen, die derzeit der Bundeswehr angehören. Schirmer, die seit März für die Studentenliste im Neubiberger Gemeinderat sitzt, entschied sich nach freiwilligem Wehrdienst für die Offizierslaufbahn, sie ist Leutnant der Luftwaffe. Ihre Ausbilderin während der Grundausbildung zur Sanitätssoldatin im Heer gehörte zu den ersten Frauen, die Dienst an der Waffe leisten durften. "Sie hat mich beeindruckt", sagt Schirmer. "Ein Mann konnte ihr nicht viel vormachen. Es hat mir gezeigt, dass die Angst und die Vorurteile, die man als Frau gegenüber der Bundeswehr vielleicht hat, unnötig sind."
Schirmer wechselte zu einer Waffengattung und durchlief die zweite Grundausbildung, in ihrer Geburtsstadt Roth. "Man muss sich als Frau nicht verstellen. Wer sich bemüht, wird unterstützt", stellte sie fest. In allen Bereichen das Gleiche zu leisten heißt auch, mit der Schusswaffe umzugehen. Schirmer empfand, "wie alle eine gewisse Anspannung vor dieser Ausbildung an der Waffe und vor dem ersten scharfen Schuss". Darauf werde man aber ausführlich vorbereitet und trainiere auch ohne Munition. Bei dem Gedanken daran, die Waffe auch mal gegen Menschen einzusetzen, müsse man trennen zwischen einem "Verteidigungsfall", also wenn deutsches Staatsgebiet angegriffen würde, und Einsätzen im Rahmen der Bündnisse sowie im UN-Auftrag. Bei letzteren gibt es genaue Regeln. "Der Einsatz der Waffe gegen Menschen geschieht ja nur in einer Situation der Lebensgefahr für einen selbst oder für Kameraden sowie Schutzbefohlene."
Dass vor 20 Jahren ein Meilenstein in puncto Gleichbehandlung der Geschlechter erreicht wurde, ist Schirmer wichtig. Für das Vorankommen in der Bundeswehr zählten Einsatz und Qualifikation, nicht das Geschlecht, so die 24-Jährige, die sich - darauf legt sie Wert - als Privatperson äußert. Im Studentenalltag spiele das Geschlecht eh keine Rolle, so Schirmer. Alle sind Offiziere oder wollen es werden. Selbst im militärischen Alltag gelte: "Wir leisten das Gleiche, erfüllen die gleichen Aufgaben, laufen gleich viele Kilometer mit gleich schweren Rucksäcken." Mit Kameradinnen und Kameraden diskutiert sie über Verbesserungen, generell und für Frauen, etwa, dass es modernere Koppeln geben solle oder ob es weibliche Dienstgradbezeichnungen brauche. "Leutnantin" oder "Hauptmännin", würden indes Unterschiede wieder sichtbarer machen. Die Anrede "Frau Leutnant" findet sie in Ordnung.