Meine Woche:Dino unter lauter Jungen

Meine Woche: Im Alter von 65 Jahren geht für Tobi Gläser die Zeit im Haarer Jugendtreff mit einer Abschiedsparty zu Ende.

Im Alter von 65 Jahren geht für Tobi Gläser die Zeit im Haarer Jugendtreff mit einer Abschiedsparty zu Ende.

(Foto: Claus Schunk)

Tobi Gläser verlässt nach 38 Jahren den Haarer Jugendtreff

Von Bernhard Lohr, Haar

Tobi Gläser () schaut zurzeit viele Fotos durch und denkt zurück an früher. 38 Jahre lang hat er für den Kreisjugendring den Jugendtreff "Dino" im Haarer Jagdfeld geleitet. Er war vom ersten Tag an dabei und hat Generationen von Haarern beim Erwachsenwerden begleitet. Jetzt geht er mit 65 Jahren in den Ruhestand und bereitet sich gedanklich auf die Abschiedsparty am Samstag vor. Es dürfte ein buntes Fest werden, mit Menschen unterschiedlichen Alters. Wie viele kommen werden, ist schwer abzuschätzen. Auf Flugblättern, die zum Fest einladen, heißt es, wer sich dem "Dino" verbunden fühle, dürfe sich als eingeladen betrachten.

Natürlich werden auf dem Fest, das sich Gläser wie ein "Klassentreffen" vorstellt, viele Anekdoten erzählt werden. Wie war das noch einmal bei dem Auszug vom Jugendtreff aus dem früheren Ärztehaus und als man im Keller des damaligen Horts aufmachte? Was für Musik lief bei der Eröffnungsparty Anfang der Achtzigerjahre? Vielleicht kommt auch Mike Seckinger, der heutige Fraktionschef der Grünen im Gemeinderat, der damals im Dino mit dabei war, zum Abschied. Und vielleicht auch ein paar Leute, die nach dem 9. November 1989 bei der Mauerfall-Party im Dino dabei waren, als eine Mauer aufgebaut und als Höhepunkt eingerissen wurde.

Tobias Gläser hat viel erlebt in den vier Jahrzehnten, Bekanntschaften geschlossen, die bis heute halten, und Menschen kennengelernt, die er aus den Augen verlor. Er war Ansprechpartner, wenn es Probleme mit den Eltern gab oder mit dem Freund. Bei ihm lernten die jungen Leute, wie sie einen Dübel in der Wand befestigen, wie sie mit Geld umgehen und wie sie ihren Führerschein wieder bekommen, wenn ihn die Polizei abgenommen hatte. Auf die Frage, was Jugendliche bei ihm gelernt hätten und lernten, sagt er: "Leben."

Fotos aus dem Eröffnungsjahr von 1982 und den Folgejahren gibt es nur auf Papierabzügen und die Kontakte zu den Leuten von damals, die er einladen wollte, fand Gläser natürlich in keinem digitalen Notizbuch. "Die Zeit war anders, die Interessen und das Leben", sagt Gläser. Es habe für Jugendarbeiter wie ihn und die Jugendlichen längst nicht so viele Regeln gegeben wie heute. Wie wichtig für sie die Zeit im "Dino" gewesen sei, merkten viele erst Jahrzehnte später, wenn sie an ihre Jugend zurückdächten, sagt Gläser. Das Dino sei für viele bis heute ein Ort, wo sie immer hingehen können und willkommen sind, wenn es etwa in der Schule oder im Elternhaus mal Probleme gibt. Nach dem Motto: Keiner muss in einen Treff gehen, aber jeder kann. Das soll auch in Zukunft gelten. Ohne den Tobi.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: