Meine Woche:Die Hausärztin aller Ärzte im Haus

Eva Oppel

Eva Oppel.

(Foto: Privat)

Eva Oppel ist als Allergologin, Lektorin und Mutter gefordert

Von Benjamin Stolz

Besucher der Allergieambulanz empfängt Eva Oppel () in dem ihrer Meinung nach "zweitschönsten Zimmer" des LMU-Klinikums, nach der Bibliothek. Im Besprechungsraum gibt es Fischgrätparkett, ein raumhohes Bücherregal und eine hübsche Fensterreihe mit Blick auf den Rosengarten. Das Büro der Ambulanzleiterin beherbergt coronakonform keine zwei Leute. "Wir arbeiten hier alle im Team", sagt die Oberärztin, "diese Hierarchien von früher haben längst aufgehört".

Eva Oppels lange Tage beginnen gewöhnlich um halb sechs. Vor der Arbeit bereitet sie noch Frühstück und Mittagessen für ihren Sohn vor, dann geht es flugs in die erste Teambesprechung in der Ambulanz, wo am Montagmorgen immer am meisten los ist. "Zurzeit gibt es auch noch diese Impfpanik", sagt Oppel. Obwohl wirklich schwere Reaktionen auf Impfstoffe selten sind, haben viele ihrer Patienten Angst. "Den meisten, auch Allergikern, wird die Impfung nicht schaden", ist die Ärztin überzeugt.

Zu einem Routinetag im Frühling gehört der Besuch bei den Kollegen in den Laboratorien. Zwei bis dreimal pro Woche zählen ihre Mitarbeiter die Pollen unter dem Mikroskop, die in der Messstation auf dem Dach hängen bleiben. "Gerade gibt es einen Wechsel von den Frühblühern wie der Birke oder der Esche hin zu den Gräsern." Wann welche Pflanzen für Allergiker zum Problem werden, könne man durch die Erderwärmung immer schlechter voraussagen. "Wir haben diesen kalten Winter, und dann kommt auf einen Schlag der Sommer. Vieles blüht heute einfach gleichzeitig."

Wenn alles blüht, bekommt die Ambulanz-Chefin viele Anrufe von Kollegen aus anderen Disziplinen. "Ich bin die Hausärztin für unser ganzes Haus", sagt Oppel schmunzelnd. Die Allergologie verlangt Kenntnisse in mehreren Fachrichtungen. Trotzdem liegt eine schnelle Linderung für Betroffene manchmal auf der Hand: "Die Haare am Abend waschen und nicht morgens, in der Nacht das Fenster zumachen und Tiere bei einer Allergie nicht ins Schlafzimmer lassen", empfiehlt Oppel gern.

In den Taschen ihres weißen Kittels befinden sich immer ein Beeper und zwei Handys, die sich den ganzen Tag lang ein Konzert geben. "Einmal nicht erreichbar zu sein - das gibt es nicht", meint die Ambulanzleiterin. Meist kommt sie erst am Abend dazu, ihre E-Mails zu beantworten und ein paar Folien für Vorträge und Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät vorzubereiten. Wenn sie einmal müde wird, dann erinnert sich Eva Oppel, warum sie ihren Job liebt: "Es ist das Schönste, wenn man Menschen helfen kann. Das muss man sich jeden Tag von Neuem sagen, um diesen Wahnsinn durchzustehen."

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