Waldbrände:Der Brandstifter diktiert den Takt

Waldbrände: Robert Paul

Robert Paul

(Foto: Claus Schunk)

Robert Paul ist als Kommandant der Feuerwehr Hohenbrunn aktuell schwer gefordert. Im Münchner Osten legt ein Unbekannter Feuer in Wäldern

Von Michael Morosow, Hohenbrunn

Die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren rechneten am Wochenende zu jeder Stunde mit einem weiteren Feueralarm, die Wassertanks der Löschwagen waren gefüllt. Die stete Frage war: Wird er wieder zuschlagen, so wie er es im Frühjahr 2017 insgesamt 13 Mal und allein in den vergangenen drei Wochen schon fünf Mal getan hat? Wird der unbekannte Brandstifter abermals Feuer legen in den derzeit trockenen Wäldern im Südosten des Landkreises München? Er tat es.

Am Freitagabend brannten Im Oedenstockacher Holz 1000 Quadratmeter Jungholz und Waldboden. Robert Paul, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hohenbrunn und Disponent bei der Feuerwehreinsatzzentrale des Landkreises München, war sich wie alle seine Kameraden im Klaren darüber, dass dem Serientäter heuer nur noch etwa zwei Wochen bleiben für weitere Zündeleien, zumindest für welche mit seinem Fingerabdruck. Der Unbekannte entfachte die Feuer auch dieses Mal im Buschwerk, wo das strohtrockene und daher leicht entzündbare Reitgras einen Meter hoch steht und wie ein Brandbeschleuniger wirkt. "In ungefähr zwei Wochen wächst grünes Gras nach, dann brennt's nicht mehr so schnell", erklärt der 43-jährige Feuerwehrmann. So wird er auch in dieser Woche täglich damit rechnen müssen, dass sein Handy klingelt und er ausrücken muss.

Er und seine Mannschaft ließen sich aber nicht verrückt machen, auch wenn die latente Gefahr natürlich Dauerthema sei. Die Feuerwehren reihum aber seien bestmöglich vorbereitet - in einigen Gemeinden auch durch die tätige Mithilfe einiger Landwirte, auf deren Höfen 6000 Liter fassende landwirtschaftliche Fässer stehen: "Wenn die Sirene heult, dann kommen die Bauern mit den Fässern angefahren und bringen diese zur jeweiligen Fahrzeugeinsatzstelle", sagt der Kommandant.

Und einmal im Jahr, heuer bereits geschehen, trainierten die Feuerwehren ohnehin die Abläufe bei Waldbränden. Wie steht der Wind? Wo können die Einsatzfahrzeuge gefahrlos abgestellt werden? Was ist zu beachten, damit die Mannschaft nicht in Gefahr gerät? Um diese Fragen gehe es dabei, sagt Kommandant Paul.

Natürlich hoffe er, dass der Brandstifter schnellsten ermittelt wird. Die Bevölkerung sei bereits sehr sensibilisiert. "Wenn wir ausrücken, werden wir gleich gefragt, ob denn wieder der Wald brennt", sagt Paul. Dass der Täter aus den eigenen Reihen stammen könnte, glaube er allerdings nicht. "Pyromanen, die in der Feuerwehr aktiv sind, legen Brände, um selbst löschen zu können. Dafür liegen die Tatorte zu weit auseinander", erklärt der Kommandant.

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