Meine Woche:Bewusstsein schaffen

Johanna Hagn
(Foto: Lukas Barth)

Johanna Hagn informiert und hilft bei der Bayerischen Demenzwoche

Von Andreas Sommer, Ismaning

Die erste "Bayerische Demenzwoche" hat begonnen. Überall im Landkreis wird durch Aktionen auf die degenerative Krankheit des Gehirns aufmerksam gemacht. Auch die SPD-Fraktionssprecherin und Kreisrätin Johanna Hagn informiert über den Umgang mit Demenzkranken. Die Bevölkerung werde immer älter und so werde auch das Thema Demenz immer wichtiger. Trotzdem bemängelt die 71-Jährige Ismaningerin: "Es gibt noch zu wenig Aufklärung." Hagn arbeitet ehrenamtlich häufig mit Demenzkranken, ist Leiterin des Ismaninger Hospizkreises und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Hospizkreise im Landkreis. Aus ihrer Erfahrung weiß sie zum einen, dass Angehörige die Erkrankten besser pflegen können, wenn sie früh um die Herausforderungen wissen, die auf sie zukommen werden. Zum anderen sei es auch wichtig, dass sie mehr über die Krankheit erfahren. Dann könne man eher begreifen, dass sich ein Patient in seinem Bewusstsein in einer ganz anderen Zeitschiene bewegen könne.

Hagn beschreibt die Krankheit als die Umkehrung dessen, was in den ersten Lebensmonaten im Gehirn eines Menschen wächst. Nach und nach bauen Funktionen ab, die Sinne werden schwächer, die Motorik ebenso. Zusammenhänge würden für die Patienten immer schwerer begreifbar. Alte Traumata, etwa Kriegs- oder Fluchterfahrungen, können plötzlich wieder hochkommen und die Patienten stark belasten, selbst wenn sie es oft nicht mehr artikulieren können.

Aktionen wie die Demenzwoche könnten dabei helfen, vor allem Familien Mittel an die Hand zu geben, mit denen sie den Erkrankten noch schöne Momente und ein positives Gefühl vermitteln können. Dies könnten Angehörige, aber auch Pflegerinnen und Pfleger besonders durch die sogenannte Biografiearbeit erreichen. Beispielsweise mit fest verankerten Schlüsselwörtern wie dem Namen eines Partners oder auch dem Ort der Jugend könne man einen Patienten häufig aus einer immer wiederkehrenden Schleife reißen, in der er gefangen sei. "Wenn ich demenzkrank wäre und jemand sagte zu mir München, da könnte ich mir vorstellen, dass das zu mir durchdringt", sagt Hagn.

Die 71-Jährige freut sich darüber, dass sich im Landkreis immer mehr Orte dem Thema widmen und sich als demenzfreundlichen Kommunen begreifen. Auch in Ismaning stehen Interessierten viele Angebote offen wie das Café Zeitlos in den Räumen der Tagespflege. Auch langfristig könnten Initiativen wie die Demenzwoche Auswirkungen haben. Manche sensibilisiere man so erst für das Thema und bringe sie dazu, sich öfter Gedanken um das wichtige Thema machen.

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