Meine Woche:Begegnung zweier Biografien

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Historiker Marcus Junkelmann hält an diesem Montag im Oberschleißheimer Bürgerzentrum einen Vortrag über den "eisernen Kurfürsten" Maximilian I.

Von Anika Stiller, Oberschleißheim

Nicht jeder kann von sich behaupten, in einem Schloss aufgewachsen zu sein. Die eigene Dissertation über den Bauherren dieses Schlosses geschrieben zu haben, wohl erst recht nicht. Auf Marcus Junkelmann () trifft beides zu: Der Militärhistoriker und Experimentalarchäologe, der durch seine Alpenüberquerung in Römerrüstung 1985 weithin bekannt wurde, verbrachte die ersten 16 Jahre seines Lebens im Oberschleißheimer Schloss Lustheim, seine Promotionsarbeit verfasste er zu Max Emanuel von Bayern - jenem Kurfürsten, der 1685 den Bau von Lustheim in Auftrag gegeben hatte. Auch mit Kurfürst Maximilian I., dem Großvater Max Emanuels, setzte sich der heute 68-jährige ausführlich auseinander. Vergangenen Herbst erschien seine Biografie über den "eisernen Kurfürsten".

Maximilian regierte ein halbes Jahrhundert und erhielt als erster Bayer die Kurfürstenwürde. An diesem Montag wird Junkelmann den Kurfürsten in seinen verschiedenen Wesenszügen beleuchten: Bei einem Vortrag von 19 Uhr an im Oberschleißheimer Bürgerzentrum spricht er über Maximilian als erfolgreichen Feldherrn im Dreißigjährigen Krieg, seine Person als Kunstliebhaber und das reichhaltige kulturelle Erbe, das er hinterließ.

Einnahmequelle durch das Weißbiermonopol

Maximilian lebte von 1573 bis 1651. "Den Dreißigjährigen Krieg hat Maximilian von A bis Z mitgemacht," sagt Junkelmann. Weil der Kurfürst sich so häufig in Rüstung habe abbilden lassen, aber auch wegen seiner militanten und selbstdisziplinierten Persönlichkeit, nennt Junkelmann ihn den eisernen Kurfürsten. Im Zuge des Kriegs nahm Bayern die Oberpfalz ein und stieg vom Herzogtum zum Kurfürstentum auf. Innenpolitisch reorganisierte Maximilian Bayern: "Er war ein Finanzgenie. Aus einem hoch verschuldeten Staat machte er einen Staat mit guter wirtschaftlicher Situation." Gelungen sei das durch Sparen, Eintreiben von Schulden und Erschließen neuer Einnahmequellen - etwa dem Weißbiermonopol.

Seine Herrschaft fällt aber auch in die Zeit des Höhepunktes der Hexenjagd. Fast alle, sagt Junkelmann, hätten zu der Zeit an Hexen geglaubt; die grauenvollen Hexenprozesse hätten auch unter Maximilian stattgefunden. "Andererseits ließ er aber auch einen übereifrigen Hexenjäger hinrichten." Der Historiker macht in Maximilians Regentschaft einige Widersprüche aus: So stand sein emsiges Sammeln von Kunst und Kultur im Widerspruch zu seiner Sparreform. Er kaufte Werke von Dürer und Rubens, erweiterte die Münchner Residenz, ließ das Alte Schloss in Schleißheim errichten. In derselben Schlossanlage, nur etwa 1300 Meter vom Alten Schloss entfernt, wuchs Junkelmann auf. An das einfache Leben auf dem Schloss erinnert er sich bis heute: "Damals war Lustheim noch in einem sehr ursprünglichen Zustand. Wir hatten kein Wasser, kein Telefon. Nach fünf, sechs Jahren bekam das Schloss seinen ersten Wasserhahn - aber ohne Abfluss."

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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