Meine Hauszeit:Mit allen im Geiste verbunden

Meine Hauszeit: Josef Steinberger ist Pfarrer in Sauerlach.

Josef Steinberger ist Pfarrer in Sauerlach.

(Foto: Claus Schunk)

Pfarrer Josef Steinberger über die Kirche in Corona-Zeiten

Von Patrik Stäbler, Sauerlach

Josef Steinberger hat am Sonntag die heilige Messe gefeiert - so wie es der Pfarrer stets tut, seit er vor anderthalb Jahren sein Amt in Sauerlach angetreten hat. Und doch ist in diesen Corona-Tagen eines anders: Anstatt beim Gottesdienst in die Gesichter seiner Gemeindemitglieder zu blicken, zelebrierte Dekan Steinberger die Messe allein in der Kirche. Wobei: In seinen Gedanken sei er keineswegs allein, erzählt der 55-Jährige am Telefon. "Ich schließe alle Bürger der Gemeinde in meine Gebete ein. Und ich glaube auch, dass das vielen Menschen Kraft gibt in diesen schwierigen Zeiten."

Nicht ganz leicht ist auch die Arbeit eines Pfarrers in Zeiten von Corona. "Ich bin sehr viel am Telefon", sagt Steinberger. "Und die Zahl der E-Mails ist auch nicht gerade weniger geworden." Dazu führe er mit Nachbarn und auf der Straße "wahrscheinlich so viele Gespräche wie noch nie", sagt der Pfarrer. "Über den Gartenzaun oder beim Spazierengehen - natürlich immer mit Abstand." Während die Kirche St. Michael in Arget aktuell geschlossen bleibt, steht das Gotteshaus in Sauerlach den Gläubigen offen und wird auch rege besucht. Ansonsten sei das Gemeindeleben aber weitgehend "auf Eis gelegt", was er natürlich sehr bedauere. Auch das St.-Anna-Fest in Staucharting, das Ende Juli normalerweise Tausende von Gästen anzieht, werde heuer nicht in gewohnter Weise stattfinden können. "Viele Menschen haben zurzeit Angst, vor allem, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht", sagt der Pfarrer. Zugleich habe die Corona-Krise aber auch Erfreuliches zu Tage gebracht, etwa die Aktion "Sauerlach hält zusammen" - ein Einkaufsservice für Ältere, den Pfarrgemeinde, Burschen- und Madlverein gestartet haben. "Vielleicht regt diese Situation viele Menschen zum Nachdenken an. Darüber, dass es mit dem immer mehr und immer schneller nicht so weitergehen kann. Und darüber, was wirklich wichtig ist im Leben." Er hoffe jedenfalls, sagt Steinberger, "dass es nach der Krise nicht einfach so weitergeht wie davor". Zumindest ein Stück Normalität dürfte zurückkehren, wenn öffentliche Gottesdienste - unter bestimmten Auflagen - vom 4. Mai an wieder erlaubt sind. Bis dahin wird Steinberger die Messe weiter alleine feiern. Ob das ganz ohne ein Gegenüber nicht schwierig sei? "Doch, das ist es, keine Frage", antwortet der Sauerlacher Pfarrer. "Aber ich weiß ja, wo bestimmte Personen und Familien bei uns in der Kirche normalerweise sitzen. Ich stelle mir dann vor, dass diese Menschen gerade in der Kirche sind - und das hilft mir."

An dieser Stelle berichten wir von Menschen und ihrem Leben während der Corona-Pandemie. Wenn auch Sie etwas zu erzählen haben, was anderen vielleicht sogar Mut macht oder zum Nachmachen dient, schicken Sie uns eine E-Mail (gerne auch mit Foto) an: lkr-muenchen@sueddeutsche.de.

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