„Gründer zu werden ist schwer, die jungen Wissenschaftler sind für jede Unterstützung dankbar“ – Ralf Huss, Geschäftsführer des Biotech-Clusters Bio-M auf dem Martinsrieder Campus kennt die meist bescheidene finanzielle Situation seiner jungen Kollegen, die oft direkt von den Universitäten kommen, sehr gut: Die Ideen sind da, alles andere fehlt. Zumindest am Standort Martinsried wird sich das künftig noch weiter verbessern: Mit der offiziellen Gründung von Maxl – kurz für „Munich Accelerator Life Science & Medicine“ - am Dienstag direkt neben den Laboren und Büros des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie (IZB) – haben die Frauen und Männer der Bio-M nach monatelangen Vorbereitungen einen potenten Start-up-Inkubator geschaffen, unterstützt vom Freistaat Bayern mit zunächst 8,5 Millionen Euro.
Auf rund 900 Quadratmetern mit bestens ausgestatteten Laboren und wissenschaftlichen Einrichtungen will die neue Einrichtung mit einem maßgeschneiderten Angebot neue Maßstäbe für die Biotechbranche in Bayern schaffen. „Mit der Förderung des Maxl stärkt die Staatsregierung nachhaltig die Rolle Martinsrieds als einen der führenden Biotechnologie-Standorte in Deutschland und Europa“, sagte Tobias Gotthardt, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Der FW-Politiker sieht „einen frischen Wind mit europäischer Strahlkraft an diesem Ort, wo der Herzschlag der europäischen Bioforschung“ zu spüren sei. Die Bedeutung seiner Einrichtung für den neuen Inkubator stellte der neue IZB-Geschäftsführer Christian Gnam heraus: „Start-ups sind der Naturboden für erfolgreiche Unternehmen“, sagte er. Rund 200 habe das IZB in mehr als 25 Jahren begleitet – manche bis hin zum Erfolg an der Börse. Gnam betont vor allem das „Coaching und Mentoring“, das die jungen Wissenschaftler von der ersten Minute an nutzen können: „Das IZB ist jedenfalls offen für eine Zusammenarbeit.“
Im Gegensatz zum IZB, wo die jungen Unternehmer in der Regel bereits eine Finanzierung haben und sich ihre Labore weitgehend selbst einrichten müssen, sozusagen aber schon auf einem Bein stehen, sind die neuen Labore und Angebote für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gedacht, die ganz unten anfangen: „Sie können vom ersten Tag an voll loslegen“, beschrieb Petra Burgstaller aus dem Management von Maxl die Lage. „Bei uns haben sie das ideale Umfeld, um visionäre Ideen zu entwickeln.“ Die Kosten für die jungen Wissenschaftler sind dabei denkbar gering. Da sie keine eigenen Labore haben wie beim IZB, sondern sich etliche Forschungsanlagen teilen müssen, fallen auch kaum Mietkosten an. Dazu – und das ist wohl der wichtigste Aspekt – werden die Forschenden vom ersten Tag an in jeder Hinsicht betreut.
Burgstaller spricht von einem „breiten Unterstützungsprogramm. Dazu gehören nicht nur das auf 18 Arbeitsplätze ausgerichtete Labor, sondern auch ganz praktische Dinge wie der Umgang mit behördlichen Auflagen und: „Wir bieten eine Community mit gleichgesinnten Teams und schaffen so ein Netzwerk mit allen Playern“, sagt Burgstaller. Dazu steht natürlich noch das geballte Wissen aus dem gegenüber liegenden IZB zur Verfügung, „strategische Kollaborationen zwischen Maxl und Big Pharma, Biotech, Investoren und weiteren Industriepartnern erhalten unsere Start-ups Zugang zu wertvollen Angeboten“, sagt Burgstaller. Global agierende Unternehmen wie Merck seien bereits gefunden und gewonnen worden: „Sie unterstützen uns mit Expertisen im Bereich der Entdeckung, Entwicklung und Herstellung von biologischen Wirkstoffen von der Konzeptphase bis hin zur Kommerzialisierung.“
Zwei Start-ups sind bereits eingezogen: Leopard Biosciences entwickelt neue Tests zur Früherkennung von Infektionskrankheiten und damit zur schnelleren Diagnose und Therapie. Rnatics hat einen Wirkstoff entwickelt, der bei Lungenentzündungen nach einem viralen Infekt gegen die gefürchtete Überaktivierung des Immunsystems wirkt und so dauerhafte Schädigungen der Lunge verhindert. Alle Start-ups, die zu Maxl wollen, werden vorher von einem wissenschaftlichen Gremium geprüft. Kriterien wie „hoher medizinischer Bedarf, überzeugende Daten oder ein Potenzial für eine erfolgreiche Finanzierung nach zwei bis drei Jahren“ sind für die Aufnahme Voraussetzung. Bei Bio-M ist man von dem Konzept überzeugt, spricht von einer ersten Bauphase und hofft auf weitere in einigen Jahren.