Ausstellung:Wo Licht und Wasser einen Tanz eingehen

Ausstellung: Abstrakte, fantastisch anmutende Lichtspiele: ein Bild aus der Reihe "Reflexionen" von Hans Karuga.

Abstrakte, fantastisch anmutende Lichtspiele: ein Bild aus der Reihe "Reflexionen" von Hans Karuga.

(Foto: Hans Karuga)

Der Weßlinger Lichtdesigner Hans Karuga zeigt in Martinsried faszinierende Fotos von seinen Expeditionen an der Würm.

Von Annette Jäger, Planegg

Dort, wo sich die Würm durch das Mühltal windet, eingebettet zwischen hohen Waldhügeln, finden sich die Fotomotive von Hans Karuga. Die Bäume zu beiden Seiten des Flusses bilden je nach Jahreszeit ein dichtes oder ein schütteres Blätterdach über dem Fluss, seine Farben changieren von zartem Grün über Gelb bis Herbstorange, das Sonnenlicht bricht sich seinen Weg hindurch bis auf die Wasseroberfläche. Genau dort macht es "klick". Es ist diese Schnittstelle, wo Licht auf bewegte Wasseroberfläche trifft, die Hans Karuga mit dem Fotoapparat einfängt, wenn er auf den Auslöser drückt. So entstehen völlig abstrakte, fantastisch anmutende Lichtspiele. Zu sehen sind sie derzeit in der Ausstellung "Reflexionen" im Foyer des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried.

In den Bildern verlaufen Farben wie Emulsionen ineinander

Die Pandemie hat oftmals das Naheliegende neu in Szene gesetzt. Im ersten Lockdown hat Hans Karuga, Lichtdesigner aus Weßling, die Würm für sich entdeckt und ist in den vergangenen zweieinhalb Jahren immer wieder an den Fluss zurückgekehrt, um zu fotografieren. Beruflich bedingt ist er fasziniert von Licht. In seiner Fotografie geht er auf Entdeckungsreise, will wissen, was sich herausholen lässt, wenn Licht auf Wasser trifft.

Es ist ein Schauspiel, das sich darbietet, eine Bühne, die sich öffnet, auf der Licht und Wasser einen Tanz eingehen. Und dieser verändert sich am exakt gleichen Standort, je nach Jahreszeit, je nach Lichteinfall. Karuga zeigt das in einer ganzen Serie von Fotos rund um einen im Wasser liegenden Ast. Die Kamera steht immer an der gleichen Position, zur selben Tageszeit, doch Licht, Wasser und Spiegelungen gehen immer neue Formationen ein. Es ist ein "Kosmos" an Aufnahmen, der so entsteht, sagt Karuga. "Ich habe mich da langsam hingearbeitet, viel experimentiert."

Ausstellung: Für seine Arbeiten positioniert Karuga seine Kamera ganz knapp über der Wasseroberfläche.

Für seine Arbeiten positioniert Karuga seine Kamera ganz knapp über der Wasseroberfläche.

(Foto: Hans Karuga)

Hans Karuga bevorzugt leichtes Gepäck auf seinen Spaziergängen entlang des Würmufers. Ein handliches Stativ, eine kleine Kamera, ein Makro-Objektiv. Er wagt es, die Kamera direkt im Wasser aufzustellen, das Objektiv knapp über der bewegten Wasseroberfläche zu positionieren, er will ganz nah ran. Mit einem Dreiklang aus Belichtungszeit, Blende und Kameraposition schafft er seine abstrakten Kunstwerke. Die Natur ist dabei nur noch zu erahnen. Mal sind es Algen, mal Strukturen eines Stammes oder Blätter, die erkennbar sind. Mehr aber liefert die Natur die Palette an Stofflichkeit und den Farbkasten, aus dem Karuga sich bedient.

Ausstellung: Die Kamera fixiert, was das bloße Auge nicht sehen kann.

Die Kamera fixiert, was das bloße Auge nicht sehen kann.

(Foto: Hans Karuga)

Was genau dabei herauskommt, wenn er auf den Auslöser drückt, weiß Karuga oft nicht vorher. Die Kamera fixiert, was das bloße Auge nicht sehen kann. Erst zuhause auf dem Bildschirm sieht er, was die Fotolinse mit dem Licht macht. Da verlaufen dann Farben wie Emulsionen ineinander, was unter der Wasseroberfläche durchscheint oder sich auf der Wasseroberfläche spiegelt, ist nicht mehr zu trennen, Wolkenschleier erscheinen wie aufsteigender Rauch. In der Serie "Lichtertanz im Wasserfall 1" werden Lichtreflexionen zu Kritzelschrift, als würde das tosende Wasser einen Zeichenstift führen, der auf der Wasseroberfläche wilde Zufallskringel hinterlässt. Ein Naturereignis wird bis zur Skizze abstrahiert. Und manchmal scheint es, als blickt ein Bär aus dem tosenden Wasser - oder ist da auch Undine, wie der Bildtitel suggeriert? Karugas Bilder laden dazu ein, Natur anders zu sehen, sie neu zu entdecken.

Die Ausstellung ist bis 24. Februar zu sehen, montags bis freitags von 8 bis 24 Uhr, samstags und sonntags bis 20 Uhr, Max-Planck-Institut, Am Klopferspitz 18, Martinsried. Der Eintritt ist frei.

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