Wirtschaft:Nächstes Biotech-Unternehmen in Martinsried vor dem Aus

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Das Biotechnologie-Unternehmen Medigene, hier der Firmensitz an der Lochhamer Straße in Martinsried, steht vor der Insolvenz. (Foto: Denise Höfle)

Nach dem Verkauf von Morphosys steht die Medigene AG vor der Insolvenz. Die Aktien sind zuletzt auf zwölf Cent gefallen – nachdem sie bei ihrem Höchststand mal 30 Euro wert waren.

Von Rainer Rutz, Planegg

Das nächste Biotechnologie-Unternehmen in Martinsried wankt: Die Medigene AG mit Sitz in der Lochhamer Straße und mit 31 Jahren eines der ältesten Life-Science-Unternehmen auf dem Campus steht offenbar kurz vor der Pleite. Die Firma teilte jetzt kurz und knapp mit, man wolle im Mai Insolvenz beantragen, weil Zahlungsunfähigkeit drohe. „Dieser Schritt wurde unternommen, weil das Unternehmen aufgrund einer Neueinschätzung der Vermögenswerte der Gesellschaft und in Anbetracht ihrer derzeitigen wirtschaftlichen Lage nunmehr von einer Überschuldung ausgeht.“

Derzeit arbeiten am Standort noch rund 50 Mitarbeiter, im Juni vergangenen Jahres waren es noch 82. Im Laufe des Jahres waren 40 Prozent der Stellen gestrichen worden; drei Mitarbeiter gibt es in der Niederlassung in San Diego in den USA. Nach dem Verkauf des Pharmaunternehmens Morphosys vor einigen Monaten ist die Pleite von Medigene der zweite große Schlag, den der Biotechnologie-Campus in Martinsried – und damit die Gemeinde Planegg als Nutznießer der Gewerbesteuer – innerhalb kurzer Zeit hinnehmen muss. Allerdings ist über das Schicksal von Medigene nicht endgültig entschieden. Alles hängt davon ab, ob ein Insolvenzverwalter zusätzliches Kapital oder neue Investoren findet.

Medigene, eine Ausgründung des Münchner Genzentrums, gilt als Pionier in Martinsried. Der langjährige Chef der Bio-M Biotech Cluster Development GmbH, Horst Domdey, war einer der Gründer des Unternehmens, das sich selbst als eine immun-onkologische Plattform und Spezialist für die Entwicklung sogenannter T-Zellen-Rezeptoren für Krebserkrankungen bezeichnet. Die Entwicklung von Medigene über 30 Jahre war gekennzeichnet von einem Auf und Ab; im Jahr 2000 ging das Unternehmen an die Börse. 30 Euro pro Anteil verbuchte man in Erfolgszeiten, heute steht die Aktie nur noch bei rund zwölf Cent.

Die große Zeit von Medigene waren die Jahre 2021 bis 2023. Das ehemalige Start-up Biontech, bekannt durch seine Erfolge bei der Entwicklung eines Impfstoffs, beteiligte sich über ein Forschungsprogramm – ein wirtschaftlicher Erfolg für Medigene, der 26 Millionen Euro einbrachte. 2008 machte die Martinsrieder Firma Schlagzeilen, weil es das Gerücht gab, dass der Pharma-Multi Pfizer an dem Unternehmen interessiert sei. Es kam allerdings zu keiner Übernahme.

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In der Folge entwickelte sich eine Diskrepanz zwischen den Aufwendungen für Entwicklung und Forschung und den tatsächlichen Umsatzerlösen: Im vergangenen Jahr wurden 6,3 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung aufgewendet, die Umsatzerlöse lagen aber nur bei 4,5 Millionen Euro. Im Herbst mussten Forschungsprojekte eingestellt werden, was auch eine Reduzierung von Mitarbeitern mit sich brachte. Spätestens von diesem Zeitpunkt an sprach man in der Branche von einer denkbaren Insolvenz. Im Firmensitz in Martinsried und in der Dependance in Kalifornien mit drei Mitarbeitern wird unterdessen weiter geforscht. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie sich der Insolvenzverlauf entwickelt.

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