Süddeutsche Zeitung

Mandat niedergelegt:Über die Kultur zur Politik

Elisabeth Stettmeier verlässt mit 86 Jahren den Gemeinderat

Von Angela Boschert, Neubiberg

Die Zahl 22 spielt im Leben von Elisabeth Stettmeier eine besondere Rolle. 22 Jahre lang leitete die vielfach Geehrte die Grundschule Neubiberg, 22 Jahre setzte sie sich im Gemeinderat Neubiberg für das soziale, gemeinschaftliche und kulturelle Wohl der Bürger ein. Am Montag legt die 86-Jährige ihr Mandat auf eigenen Wunsch nieder. Ihren Platz bei den Freien Wählern übernimmt Stephanie Konopac.

"Ich will aufhören, solange ich meine Aufgaben noch vollwertig erfüllen kann", begründet Elisabeth Stettmeier ihren Schritt. Sie habe 65 Dienstjahre hinter sich und wünsche sich einen "offeneren Terminkalender". Tatsächlich gab es kaum eine Kulturveranstaltung der Gemeinde, bei der die Kulturreferentin fehlte. Gemeindetermine hatten bei ihr Vorrang vor privaten Interessen. So sah man sie häufig bei Veranstaltungen des Partnerschaftsvereins, im Umweltgarten, im Seniorenzentrum, bei der Feuerwehr und - natürlich - bei diversen Schulveranstaltungen. Lange Sitzungen des Gemeinderats hielt sie klaglos durch. Sprach sie im Gremium, war es oft mucksmäuschenstill im Sitzungssaal. Ihre Beiträge zu Lokalthemen sind zuletzt weniger, aber nicht minder pragmatisch und weniger pointiert geworden.

Zur Kommunalpolitik kam Stettmeier durch eine Bitte des damaligen Bürgermeisters Josef Schneider. Zur Feier der Partnerschaft mit der russischen Stadt Tschernogolowka wünschte er sich einen Kulturbeitrag. Stettmeier kreierte einen Tanz, in dem zwei Gruppen das erwachende und wachsende Interesse an der Kultur und Lebensweise der jeweils anderen zeigen. Weitere Aufgaben dieser Art folgten. 1996 wählten die Bürger sie in den Gemeinderat, zunächst als Parteifreie und seit 2009 als Mitglied der Freien Wähler. Stettmeier war Kulturreferentin und in mehreren Ausschüssen tätig. Sie vertrat Neubiberg im Zweckverband weiterführender Schulen und im Verein der Musikschule Unterhaching.

Stettmeier wurde sogar für sechs Tage Bürgermeisterin ihres Wohnorts. Durch die überraschende Wahl von Johanna Rumschöttel (SPD) zur Landrätin, deren Bürgermeisteramt am 30. April 2008 endete, brauchte es jemanden, der die Amtsgeschäfte bis zur konstituierenden Sitzung des Gemeinderats leitete. Das Landratsamt beauftragte Stettmeier als Gemeinderatsälteste mit dieser Aufgabe. Sie erfüllte sie vom 1. bis zum 6. Mai 2008 "souverän und mit der gebotenen Gelassenheit", wie der heutige Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) urteilte, als er Stettmeier kürzlich die Ehrenurkunde und die silberne Ehrenmedaille der Gemeinde Neubiberg verlieh. Schon im November vergangenen Jahres hatte Landrat Christoph Göbel (CSU) Stettmeier die Kommunale Dankurkunde für ihre 22-jährigen Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung überreicht.

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Quelle:
SZ vom 24.01.2019
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