Grünwald ist in der öffentlichen Wahrnehmung ein Nobelvorort der Stadt München, in dem die Reichen und Schönen wohnen. Das ist auch der Grund dafür, dass die Gemeinde am Freitagabend zum Schauplatz einer antikapitalistischen Demonstration von linken Aktivisten wird, die bei der Versammlungsbehörde im Landratsamt München dazu 150 Teilnehmer angemeldet haben. Eigentlich eine überschaubare Zahl, wie ein Sprecher der Münchner Polizei sagt. Man werde aber in den nächsten Tagen in den sozialen Medien die weitere Entwicklung verfolgen und zeitnah entscheiden, wie groß die Verstärkung der Grünwalder Polizei durch Münchner Kolleginnen und Kollegen ausfallen werde, denn es könne sich zum Beispiel auch ein Gegenprotest formieren. "Wir haben die Lage im Blick", heißt es bei der Münchner Polizei.
"Meet the Rich - 1. große Umverteilungsparade" lautet der Titel der Veranstaltung am Vorabend des Arbeitertags. Die erste Demonstration seit langer Zeit in Grünwald, wie es in einer Pressemitteilung der Veranstalter heißt. Ziel sei, den Protest dort auf die Straße zu bringen, wo es am dringendsten nötig ist. "Weite Teile der Welt leiden an Armut, unter Staatsterror und Naturzerstörung, während hinter Grünwalds Hecken und Zäunen die Reichen das Privileg der Ignoranz genießen", steht in dem im Vorfeld der Demonstration veröffentlichten Aufruf. Hinter der Aktion stecken linke Aktivisten, nicht aber die Partei Die Linke, wie deren Landessprecher und Direktkandidat in München für die Bundestagswahl, Ateş Gürpınar, auf Nachfrage sagt. "Wir jedenfalls wissen gar nichts davon."
Laut Landratsamtssprecherin Christine Spiegel ist die Veranstaltung von einer Privatperson, nicht von einer Partei oder Organisation angemeldet worden. Die Pressemitteilung von Dienstag, in der die Demonstration angekündigt wird, ist ebenfalls mit nur einem Namen unterschrieben. Der Unterzeichner firmiert als Pressesprecher des Demo-Bündnisses und war bis zum Abend nicht zu erreichen. Dass die Wahl auf die Isartalgemeinde als Ort des Protestes fiel, wird in der Pressemitteilung so begründet: "Grünwald ist eine der reichsten Gemeinden Deutschlands und somit werden hier besonders die durch die Corona-Krise verschärften sozioökonomischen Ungleichheiten sichtbar." Während viele Menschen Angst um ihre Jobs und ihr Einkommen hätten, trotz Infektionsgefahr in Großraumbüros und Schlachtfabriken arbeiten müssten, verdienten an der aktuellen "Misere" in Grünwald sesshafte Firmen wie der Impfstoffproduzent Dermapharm, der für Biontech und Pfizer arbeitet.
Die Demonstration sei nicht genehmigungspflichtig, heißt es aus dem Landratsamt, die Behörde habe Auflagen zu Abstandsregeln und dem Tragen von Nasen-Mund-Schutz gemacht. Weil in engen Straßen das Abstandhalten schwierig sei, wurde in Abstimmung mit der Polizei die von den Aktivisten vorgegebene Strecke des Demonstrationszuges korrigiert, sodass dieser nur auf ausreichend breiten Wegen und Straßen verlaufe, wie Behördensprecherin Spiegel am Dienstag sagte.
Tobias Dietz,Hauptamtsleiter im Rathaus, bestätigt: Die Wegstrecke sei ein paar Mal korrigiert worden, ehe die Gemeinde zugestimmt habe. Entlang der Route werden Halteverbotsschilder aufgestellt. Der Streckenverlauf: Südliche Münchner Straße, Oberhachinger Straße, Joseph-Sammer-Straße, Kaiser-Ludwig-Straße, Painbreitenstraße, Akazienallee, Heckenrosenstraße, Perlacher Straße, Wörnbrunner Straße Tobrukstraße, Oberhachinger Straße, Marktplatz, Emil-Geis-Straße, Dr.-Max-Straße und Rathausstraße. Die Auftaktkundgebung beginnt um 19 Uhr auf dem Marktplatz, im Anschluss wird sich der Demonstrationszug in Bewegung setzen. Gegen 20.30 Uhr soll die Demonstration mit einer Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz zu Ende gehen.