Meine Woche:Die Wachhütte ist wieder offen

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Tobi Ringlstetter ist Kassier bei der Maimusi Baierbrunn und mit im Schichtdienst der Maibaumwache. (Foto: privat)

In zwei Schichten schützen die Burschen der Maimusi Baierbrunn um Tobi Ringlstetter ihren Baum.

Tobi Ringlstetter, 25, Kassier der Maimusi, steht am kommenden Donnerstag im Schichtplan für die Maibaumwache in Baierbrunn. Von 1 Uhr nachts bis 7 Uhr morgens wird er gemeinsam mit einem zweiten Burschen verantwortlich dafür sein, dass das 39,5 Meter lange und rund sieben Tonnen schwere Prachtstück nicht entführt wird. Diese Daten hat übrigens ein Madl von der Maimusi, Stefanie Schmaus, berechnet, sie ist Forstwirtin von Beruf. Ringlstetter wird Donnerstag Nacht die erste Schicht ablösen, die beiden Burschen, die von 19 Uhr bis 1 Uhr Dienst haben. Tagsüber liegt die Verantwortung für die Sicherheit des Maibaums beim gesamten Dorf, erklärt Ringlstetter.

Der wertvolle Baum liegt von einer Plane bedeckt vor der Hütte der Maimusi, welche sich neben dem Sport- und Bürgerzentrum befindet. Ist das denn so zentral, dass immer jemand ein Auge auf den Baum hat? Ein Kindergarten ist direkt daneben, sagt Ringlstetter. Also wenn den Kindern etwas auffallen sollte, sind sie gefragt. Um den Diebstahl zu verhindern, müsste nur jemand zum Baum gehen, die Hand drauflegen und sagen: "Der Baum bleibt hier." Die Hoffnung der Burschen liegt aber weniger auf den Kindern als auf der gesamten Bevölkerung. Denn dieses Trumm von Baum kann man nicht mit bloßen Händen davontragen, ist Ringlstetter sicher. Diebe müssten also schon mit schwerem Gerät anrücken. Und das würde hoffentlich jedem Bürger sofort auffallen, so dass es die Entführer nicht bis übers Ortsschild schaffen würden - womit der Baum als gestohlen gelten würde.

Die Wache läuft nun seit dem 20. Februar. An diesem Tag kam der Baum ins Dorf und zwar aus dem Forstenrieder Park nahe Baierbrunn. Er wurde von der Gemeinde gespendet. Seitdem befolgen die 24 Burschen der Maimusi sorgfältig ihren Schichtplan. Versorgt werden sie dabei von den Madln. Die erste Schicht bekommt meist ein Abendessen vorbeigebracht, die zweite ein Frühstück gegen 6 Uhr morgens. Meist leisten die Madln dann auch noch Gesellschaft beim Essen, sofern sie Zeit haben.

Einsam sind die Maibaumwächter ohnehin nicht oft, zumindest nicht in der ersten Schicht, die bis 1 Uhr geht. Da kommt oft jemand auf ein Feierabendbier vorbei. Getränke gibt es immer in der Wachhütte, am Wochenende auch etwas zu Essen. "Jeder Mensch der Welt" darf zu Besuch bei den Wachen kommen, versichert Ringlstetter. Die Einnahmen vom Bierverkauf sind schließlich gern gesehen. Am Wochenende steigt fast immer eine kleine Feier, da die Besucher länger bleiben. Bisher fand diese immer unter freiem Himmel statt, wegen Corona. Seit dem "Freedom Day"-Sonntag ist die Hütte offen für alle. Die Maimusi-Mitglieder freuen sich sehr, dass nach zwei vergeblichen Planungsanläufen heuer alles klappt mit der Wache und der Festwoche vom 1. bis 8. Mai.

Nach dem Frühstück am Freitagmorgen geht Ringlstetter nicht etwa ins Bett, sondern gleich zur Arbeit ins Büro. Am Abend ist er dann wieder gefragt, bei der Tanzprobe für den Festsonntag. Und am Samstagabend kommt er als Gast zur "Mütterwache", wenn diese die Schichten übernehmen. Ja, sagt er, es sind anstrengende Monate, in denen es "in Baierbrunn richtig rund geht". Aber das ist ja auch das Schöne, vor allem jetzt, nach den Corona-Entsagungen.

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