Süddeutsche Zeitung

Madlverein Aschheim:Wie bei den Burschen

Carina Dönhuber und Aschheims Madlverein feiern ihr fünfjähriges Bestehen

Von Anna Degenhart, Aschheim

Die Heimat von Carina Dönhuber () ist Aschheim. Mit dem Ort verbindet die 29-Jährige alles: Sie ist hier geboren, und sie wird wohl auch noch lange hier bleiben. Dafür, dass alles so erhalten bleibt, wie sie es liebt, sorgt sie mit ihrem Madlverein "Hoaße Hasn". Dabei hatte die gelernte Veranstaltungskauffrau bis vor zehn Jahren noch gar keinen Sinn für Brauchtumspflege. "Bis 19 war ich eher in die Stadtrichtung gewandt", erzählt sie. "Dann hatten mich die Burschen zu ihrem zehnjährigen Gründungsfest als Festdame ausgewählt. Ich wollte gar nicht mitmachen, damals war das noch uncool. Aber meine Eltern sagten, ich muss, weil das eine Ehre ist."

Überzeugt hat sie dann ganz schnell "alles": die Feste, der herzliche Umgang, jeder redet bairisch. "Man braucht sich nicht in High Heels schmeißen, sich nicht so viele Gedanken machen, was man anzieht oder wie man ankommt. Oder sich fragen, kann ich den überhaupt auf Bairisch ansprechen?", zählt Carina Dönhuber die Gründe auf. Und auch der Getränkepreis sei eine andere Hausnummer als in der Stadt.

Nur ums Saufen gehe es in dem Verein aber nicht. "Alkohol ist mit ein Bestandteil, das kann man nicht abstreiten. Grad in Bayern ist eine Fahnenweihe ohne Bier unvorstellbar. Aber dieser Zusammenhalt, wenn tausend junge Leute zusammen Stimmung machen, das ist ein tolles Gefühl." Die jungen Frauen engagieren sich auch sozial. Sie helfen bei Kirchenveranstaltungen und organisieren Kindertage.

Dass lange nur die Aschheimer Burschen eine Anlaufstelle hatten, fand Dönhuber schade. Also gründete sie mit Freundinnen ein Pendant. 2012 versammelten sie sich zum ersten Mal, zwei Jahre später gründeten sie den Verein "Hoaße Hasn". Den Namen wählten sie, um im Gedächtnis zu bleiben: "Wir müssen uns neben Burschenvereinen etablieren, die es schon seit über 100 Jahren gibt." Unterschiede zu Burschenvereinen gebe es eigentlich nicht. "Nur das Geschlecht, und dass wir bei Festen mehr Hilfe brauchen. Ohne männliche Unterstützung geht's nicht."

Kommendes Wochenende feiern die Aschheimer Madln vier Tage lang ihr fünfjähriges Bestehen mit Weihe der Vereinsfahne. Nicht alle "Hasn" sind katholisch. Trotzdem beteten sie auf Wallfahrt in Altötting für gutes Wetter am Festwochenende. Für das drehten sie auch ein Werbevideo, in dem sie eine Motorradgang in schwarz-rotem Dirndl und Lederjacke auf dem Rücksitz begleiten, denn auch ein Harley-Treffen ist geplant. "Das gab es bei einer Fahnenweihe noch nicht. Damit wollen wir uns abheben", erklärt die Dönhuber. Heutzutage müsse man eben bisschen offener sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4463450
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.05.2019/lb
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.