Wirtschaft:Platz für erwachsene Start-ups

Lesezeit: 2 Min.

Moderner Bau mit viel Glas: das neue „Life Science Center Gräfelfing“. (Foto: Robert Haas)

Das neue „Life Science Center Gräfelfing“ ist bei der Eröffnung schon komplett belegt – mit zwei Biotech-Firmen, denen es im Gründerzentrum in Martinsried zu eng geworden ist.

Von Rainer Rutz, Gräfelfing

Der Biotechnologie-Standort Würmtal ist um eine Attraktion reicher: Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) eröffnete am Mittwoch das „Life Science Center Gräfelfing“ des Projektentwicklers Aventin Real Estate. In der Rekordzeit von rund zweieinhalb Jahren entstand auf einem 9200 Quadratmeter großen Grundstück im Gräfelfinger Gewerbegebiet ein „wissenschaftliches Power-Zentrum in einer der kaufkraftstärksten Gemeinden der Republik“, wie Blume es ausdrückte: „Gräfelfing und die Menschen im Großraum München können auf diesen Tag stolz sein.“

Die Nutzfläche des modernen, mit viel Glas errichteten Gebäudes der Münchner Architekten GSP war bereits wenige Monate nach Baubeginn komplett vermietet – an zwei Biotech-Unternehmen aus dem benachbarten Campus Martinsried, die mittlerweile auf dem Weltmarkt mitmischen: die Crelux GmbH und deren Schwestergesellschaft Wu-Xi App-Tec Co sowie die HP Health Solutions Germany GmbH, früher GNA Biosolutions. Dass diese Unternehmen das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) in Martinsried verlassen haben, liegt wohl vor allem daran, dass sie längst keine Start-ups mehr sind.

„Es geht darum, diese Unternehmen bei uns zu halten“, sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) den Besuchern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. In der Nähe des „weltberühmten“ Campus Martinsried habe sich nun ein Cluster entwickelt, das immer größer werde und längst Weltbedeutung habe. Volker Dittmeier vom Projektentwickler Aventin sprach davon, dass man „einen Claim“ geschaffen habe, inmitten von TU München, LMU und den Max-Planck-Instituten, und damit die Cluster-Initiative Bayern weiter gestärkt habe. Biotechnologie sei für ihn „die Schlüsseltechnologie überhaupt“, sagte Dittmeier. Viel Lob gab es von dem Projektentwickler für die Gräfelfinger Politik und die Rathausverwaltung. Noch nie habe er eine derart schnelle Baugenehmigung erlebt wie in Gräfelfing, sagte der Unternehmensvertreter und erinnerte daran, dass die Genehmigungs- und die Bauphase „voll in Corona-Zeiten“ gelaufen sei mit allen damit verbundenen Unsicherheiten, etwa den Energiepreisen.

Zur Eröffnung kamen unter anderem Landrat Christoph Göbel, Wissenschaftsminister Markus Blume und Bürgermeister Peter Köstler (vordere Reihe der Zuhörer von links). (Foto: Robert Haas)

Das Bauwerk sei „in ausgeklügelter Technik“ entstanden, 75 Gewerke seien daran beteiligt gewesen mit 90 bis 100 Arbeitern aus mindestens 15 Nationen. Dittmeier betonte, man sei immer in Kontakt gestanden mit dem benachbarten Unternehmen Bio-M von Horst Domdey und dem Innovations- und Gründerzentrum für Biotechnologie (IZB) von Peter Zobel. Geschaffen wurde laut Dittmeier in Gräfelfing „das wohl nachhaltigste Laborgebäude Europas“, in dem 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus wissenschaftlichen Bereichen arbeiten werden.

Bürgermeister Köstler träumt von einer Verlängerung der U-Bahn bis Gräfelfing

Gräfelfings Bürgermeister Peter Köstler (CSU) betonte ebenfalls die große Nähe zu den Martinsrieder Start-ups des IZB, aus denen viele internationale und erfahrene Konzerne geworden seien. „Ganz wichtig für uns ist, dass diese Unternehmen weiter in der Region bleiben können und wir den erfolgreichen Weg weitergehen können“, sagte er. Alle Sprecher hoben die hervorragende Infrastruktur des neuen Life-Science-Centers hervor, die durch den gerade laufenden Weiterbau der U 6 noch deutlich aufgewertet werde. „Es wird wohl die wichtigste U-Bahn Europas“, sagte Minister Blume, denn sie verbindet „die wissenschaftlichen Zentren Europas Garching und Martinsried.“

Auf diesen Zug sprang Bürgermeister Köstler gerne auf. Er deutete an, dass sich seine Gemeinde eine Weiterführung der U 6 nach Gräfelfing durchaus vorstellen könnte. Landrat Göbel wollte sich dem nicht verschließen, zeigte sich jedoch skeptischer. Blume hat dazu nach eigener Aussage „eine KI-Meinung“ eingeholt. Demnach sei Gräfelfing bestens mit der S-Bahn bedient, Pläne für eine U-Bahnverlängerung seien nicht zu erkennen. Ändern würde sich das, wenn sich die Politik mehr engagieren würde: „Dann sieht die KI eine Chance“, sagte Blume.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusEnergiewende
:Ein Verein macht viel Wind

Wer ist die Naturschutzorganisation aus der Oberpfalz, die den Bau der Windräder im Höhenkirchner Forst ausgebremst hat? Kritiker sprechen von einem „Windkraft-Verhinderungsverein“ und wollen wegen solcher Fälle das Verbandsklagerecht aushebeln. Doch so einfach ist das nicht.

Von Bernhard Lohr

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: