Süddeutsche Zeitung

Leserbriefe:Falsche Zahlen

Falsche Zahlen

"130 Impfverweigerer im Gesundheitssektor", 18. März:

Ich denke, die Erklärungen von Landrat Göbel zum Thema Nachmeldungen (von Corona-Neuinfektionen, Anm. d. Red.) waren nicht ganz korrekt. Bis vor einer Woche wurden die nachträglich nach oben korrigierten Zahlen auf der Homepage des Landratsamts veröffentlicht. Seit einer Woche findet man dort nicht mehr die Richtigstellung. Transparenz geht anders. Dies ist unfair gegenüber den eigenen Landkreisbürger und gegenüber den Nachbarlandkreisen, sich über Wochen als Corona-Musterknabe mit niedrigen Sieben-Tage-Inzidenzen zu präsentieren.

Die für den Landkreis München veröffentlichten Corona-Zahlen sind seit Jahresanfang falsch. Was am Anfang einem Mix aus Überlastung und Systematik geschuldet war, hat sich nun zu einem fast lupenreinen Systemfehler gewandelt. Unter Anwendung der vier Grundrechenarten und einheitlicher Verwendung der MEZ im Landkreis wie auch im RKI wäre die konsequente Mindermeldung von Fallzahlen und somit Inzidenzberechnung beseitigt.

Georg Nusser, Unterschleißheim

Ein nettes Spielzeug

"Mit der Ottobahn um die Welt", 18. März:

Im Jahre 1900 stand in der Barmer Zeitung ein Artikel mit der Überschrift: "Mit der Schwebebahn rund um die Welt". Ich weiß das deshalb so genau, weil mein Großvater in führender Position der Continentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Nürnberg die Schwebebahn zwischen Barmen Elberfeld und Vohwinkel erbaut hat. Die Schwebebahn ist zwar nie rund um die Welt gefahren, hat es aber in der ersten Industrieregion Deutschlands geschafft, bis heute als Schnellbahn unterwegs zu sein. Bei der Ottobahn wird nur die Überschrift "Mit der Ottobahn um die ganze Welt" der Öffentlichkeit eine Weile in Erinnerung bleiben. Mir ist völlig unverständlich, wie sich Politiker für so ein Projekt stark machen können.

Die Schwebebahn war und ist zu ihrem Nachteil eine Einschienenbahn, in der Weichen nur schwer einbaubar sind und nur mit ganz geringer Geschwindigkeit befahren werden können. Obwohl die Ottobahn ein Fahrgestell hat, das auf zwei Schienen rollt, ist auch hier der Bau von Weichen für den praktisch Betrieb so gut wie ungelöst. Deshalb sind beide Systeme nicht ausbaufähig, es bleibt immer bei einfachen Umlaufbahnen.

Die Schwebebahn ist auch heute noch ein Massenverkehrsmittel, die Bahnen können in einem Abstand von 2,5 Minuten verkehren bei einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Die Ottobahn mit ihren viersitzigen Gondeln soll auch 60 km/h schnell sein, jede einzelne Gondel soll beliebig überall stoppen können, dann zu Boden gesenkt werden, dort Fahrgäste ein- oder aussteigen lassen, wieder gehoben werden und ihre Fahrt fortsetzen. Der Vorgang wird im praktischen Betrieb rund zwei Minuten dauern, die Kabinen hinter der abgesenkten Gondel müssen alle warten. Wunderbar für eine Touristenbahn in einem Ausstellungsgelände, wo man was sehen will, wo man Zeit hat, aber gänzlich ungeeignet für ein Massenverkehrsmittel. Ein nettes Spielzeug, mehr nicht.

Hans-Hermann Lüdorf, Kirchheim

Nicht mehr sicher im Lokal

"Die Maske fällt", 19./20. März:

Die Gedanken und Sorgen von Frau Gastwirtin Inselkammer möchte ich um meine ergänzen: Nach Monaten der Enthaltsamkeit, in denen wir nahezu keine Gelegenheit ausgelassen haben, unsere geschätzten Wirte zum Beispiel durch Straßenankauf zu unterstützen, haben wir es wieder genossen, Wirtshäuser zu besuchen. Nach Prüfung des Impfstatus im Eingangsbereich fühlten wir uns im Lokal weitestgehend sicher. So weit so gut. Sollte aber demnächst diese Überprüfung wegfallen, werden diese Lokale auf unseren Besuch verzichten müssen. Auch die Reduzierung der Mehrwertsteuer kann an meiner Entscheidung nichts ändern.

Hans Rohling, Haar

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