Leitbild-Diskussion:Neue Mitte und alte Ortsbilder

Leitbild-Diskussion: Da geht es lang: Die 2007 eingeweihte Skulptur "HöSi" soll die beiden Ortsteile Höhenkirchen und Siegertsbrunn symbolisieren.

Da geht es lang: Die 2007 eingeweihte Skulptur "HöSi" soll die beiden Ortsteile Höhenkirchen und Siegertsbrunn symbolisieren.

(Foto: Claus Schunk)

Gemeinderat Höhenkirchen-Siegertsbrunn bekennt sich zu jüngst erarbeiteten Zielen, an denen sich die Rathauspolitik orientieren soll - ein Schritt hin auf dem Weg zum Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Nach Monaten der Vorarbeiten zeichnet sich ein Plan ab, mit dem die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn die Herausforderungen der Zukunft bewältigen möchte. Der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zu Handlungsfeldern und Zielen bekannt, an denen sich die Rathauspolitik in den nächsten 15 bis 20 Jahren orientieren soll. Damit ist ein zentraler Zwischenschritt auf dem Weg hin zu einem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (Isek) genommen. Klar ist: Die Gemeinde wird im Bereich des Bahnhofs eine neue Mitte schaffen. Die historischen Ortskerne sollen ebenso gestärkt werden. Auch eine offensive Gewerbepolitik ist ein Ziel.

Seit kurzem liegt eine kleine Broschüre vor, in der die wesentlichen Punkte zusammengefasst sind, auf die sich Bürger und Kommunalpolitiker in den vergangenen Monaten geeinigt haben. Ein Steuerkreis hat den Prozess bisher geleitet. Unter Begleitung von zwei Fachbüros fanden Bürgerversammlungen statt und in Workshops wurden Themen bearbeitet, die den Menschen in der Gemeinde am Herzen liegen. Zuletzt wurden noch in einer Klausursitzung des Gemeinderats kleinere Änderungen an dem Papier vereinbart, das Aussagen zu sechs Handlungsfeldern trifft.

Große Überraschungen sind dort nicht festgehalten. Allerdings werden Entwicklungen, wie sie sich bereits in der Diskussion etwa über einen Rathausneubau am Bahnhof längst abzeichnen, auf eine Grundlage gestellt. Es werden Leitlinien formuliert und auch Defizite benannt. So soll dort, wo das Rathaus geplant ist, eben auch die "gemeinsame Ortsmitte" entstehen, die sich dort "bisher nicht im gewünschten Umfang entwickelt hat", wie es heißt. Eine hohe Aufenthaltsqualität soll dort angestrebt werden, eine gemischte Nutzung mit Wohnen und nicht-störendem Gewerbe. Auch soll versucht werden, Gastronomie und so genannte Magnete dort anzusiedeln, um das Gebiet nachhaltiger zu beleben: ein größeres Einzelhandelsobjekt wäre im Bereich des Bahnhofs also durchaus vorstellbar.

Zugleich sollen aber das alte Höhenkirchen und das alte Siegertsbrunn nicht entwertet werden. Das Ortsbild sei zu schützen, heißt es. In den alten Ortszentren soll es ein attraktives Nahversorgungsangebot geben, das fußläufig und barrierefrei für die Bürger erreichbar ist. Entsprechend dem ländlichen Charakter der alten Kerne an der Rosenheimer Straße und an der Hohenbrunner Straße, beim Alten Wirt in Siegertsbrunn, wird eine "angepasste Nachverdichtung" angestrebt. Allgemein formuliert sind die Ziele im Bereich Bildung, Soziales, Nachbarschaft. Bildungs- und Kulturangebote seien auszubauen, heißt es, auch wird ausdrücklich auf einen Vorrang der Innenentwicklung hingewiesen, um den Charakter einer in einer Rodungsinsel eingebetteten Siedlung zu erhalten. Barrierefreie und alternative Wohnraumangebote seien zu schaffen. Auch gelte es, Wohnraum für alle Bevölkerungs- und Einkommensgruppen anzubieten. Vor einer zu starken Bautätigkeit wird gewarnt. Nachhaltigkeit sei anzustreben.

In dem brisanten, weil die Bevölkerung heute schon massiv belastenden Themenfeld Verkehr beschränkt man sich darauf, diesen reduzieren und auf Hauptstraßen konzentrieren zu wollen. Das Fuß- und Radwegenetz sei auszubauen und komfortable Abstellanlagen seien für Fahrräder zu schaffen. Grün- und Freiräume in der Gemeinde sind dem nun beschlossenen Katalog nach zu bewahren. Innerorts sollen bedeutsame Orte und Achsen begrünt und hochwertig gestaltet werden, um den Aufenthalt dort attraktiver zu machen. Vergleichsweise deutlich sind die Aussagen zur Gewerbeansiedlung: "Die Gemeinde verfolgt eine aktive Gewerbepolitik und verstärkt Aktivitäten", heißt es. Gezielt solle "verträgliches Gewerbe" angelockt werden. Dahinter stecken zwei zentrale Problemfelder: Die Gemeinde braucht höhere Steuereinnahmen, um ihre Ziele umsetzen zu können. Und: auf keinen Fall noch mehr Verkehr. Wie Bürgermeisterin Ursula Mayer im Vorwort der Broschüre schreibt, strebt die Gemeinde an, "ihre Potenziale weiter auszuschöpfen und Missständen gezielt entgegenzuwirken".

Die Arbeit an Isek geht nun weiter. Wie die Planer vom Büro Dragomir Stadtplanung aus München zusagten, sei Bürgerbeteiligung nach wie vor wichtig. Anregungen würden aufgenommen und in den Prozess eingespeist. Im Januar 2019 ist eine Ausstellung geplant. Als nächstes soll eine Rahmenplanung und ein Maßnahmenkatalog, sogar unterlegt schon mit Kostenschätzungen, erarbeitet werden. Wer sich einbringen möchte, kann eine E-Mail schreiben an isek-hksbr@dragomir.de.

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