Leihräder:Konkurrenz auf zwei Rädern

Obike-Leihfahrräder in München, 2017

Ansichts- und Geschmackssache: Die gelben Räder des asiatischen Anbieters Obike gefallen nicht jedem.

(Foto: Catherina Hess)

Taufkirchen beteiligt sich doch am MVG-Mietrad-Netz, nimmt aber auch Kontakt zu Obike auf

Von Michael Morosow, Taufkirchen

In München kommen die gelben Leih-Räder eines Unternehmens aus Singapur nur schwer in Gang. Sie werden mitunter in Gebüsche geworfen, in Astgabeln von Bäumen gehängt und nicht selten zerschneiden Gegner dieser Unternehmensstrategie die Bremskabel der recht einfach gebauten Fahrräder. Auch in Taufkirchen stehen oder liegen Obikes an vielen Orten.

Nach Meinung der CSU-Fraktion im Taufkirchner Gemeinderat sind sie aber durchaus dazu geeignet, zur Erweiterung des ÖPNV-Angebotes beizutragen; und weil die Gemeinde für dieses Mietradsystem keinen Cent bezahlen muss, sogar gut genug, um möglicherweise das kostspielige MVG-Mietradsystem zu ersetzen. Mit ihrem Ansinnen scheiterte die CSU-Fraktion in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates nur knapp.

Mit einem Stimmenpatt (zwölf zu zwölf) widersprach das Gremium ihrem Antrag, den im März dieses Jahres gefassten Beschluss für eine Teilnahme der Gemeinde am MVG-Mietradsystem so lange auszusetzen, bis die Verwaltung den Einsatz des alternativen, für sie kostenlosen Mietradsystems Obike in Taufkirchen geprüft und bewertet hat. Mit dem zweiten Teil ihres Antrags kam die CSU-Fraktion indes durch: Mit 18 zu sechs Stimmen votierte der Gemeinderat dafür, dass die Rathausverwaltung den Einsatz des ostasiatischen Mietradsystems im Gemeindegebiet prüfen und hierzu Kontakt mit dem Unternehmen aufnehmen soll, um deren Erfahrungen in Taufkirchen abzufragen.

Qualität und Zuverlässigkeit müssten höher bewertet werden als der Preis

Die unterschiedliche Haltung des Gremiums zu den gelben Leihrädern eines Unternehmens aus Singapur spiegelte sich auch in der Debatte wider. Die eine Hälfte der Ratsmitglieder hielt es mit der Argumentation der CSU, die - im übertragenen Sinne - lautet: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. "Schön, dass wir so viel Geld haben, dass wir es rausschmeißen können", sagte erbost Anton Almer (Freie Wähler) nach der Abstimmung.

Ihm pflichtete sogleich Matteo Dolce (SPD) bei, der außerdem das umstrittene Obike-System verteidigte. Dieses stehe in einigen Punkten zu Unrecht in der Kritik. "Die Reifen sind verkehrssicher und das reicht, um von A nach B zu kommen", sagte Dolce. Wie berichtet, kostet die Beteiligung am MVG-Mietradsystem die Gemeinde einmalig 28 500 Euro und jährlich 20 000 Euro. Ein weiteres Argument der Fürsprecher, allen voran CSU-Fraktionsvorsitzender Herbert Heigl: Wenn das Obike-System nicht funktioniere, könne man auf das MVG-Angebot zurückschwenken.

Die andere Hälfte aber wertete den Vorteil der Kostenersparnis niedriger als die höhere Qualität und Zuverlässigkeit des MVG-Mietradsystems, für das im übrigen auch der Kreistag plädiert und es gerne in allen 29 Kommunen verwirklicht sähe. David Grothe, Vorsitzender der Fraktionsgemeinschaft Grüne/FDP/FWG, verwies auf die "billigen Räder" des asiatischen Unternehmens und auch auf ein aufgedecktes Datenleck des Leihfahrrad-Anbieters. Bekanntlich sollen eine Zeit lang Telefonnummern, Profilbilder und E-Mail-Adressen von Obike-Kunden frei zugänglich im Internet zu finden gewesen sein. "So einen Anbieter sollte man nicht unterstützen", sagte Grothe.

Gegen eine Prüfung des Obike-Mietradsystem habe er dagegen nichts einzuwenden, wie auch Michael Lilienthal, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, der aber eine gesonderte Meinung zur Thematik kundtat: Er halte von beiden System nichts, sehe keinen Bedarf dafür. "Wenn einer Rad fahren will, dann hat er selbst ein Rad."

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