Laut Bayerntrend würde die FDP, wenn jetzt Wahlen wären, aus dem bayerischen Landtag fliegen, doch das schreckt prominente Parteimitglieder nicht von einer Kandidatur für die Wahl im Herbst 2023 ab. Am Samstagnachmittag kündigte der frühere Wirtschaftsminister Martin Zeil völlig überraschend seine Bewerbung um die Kandidatur der FDP im Stimmkreis München-Land Süd an. Damit kommt es bei der Entscheidung über den Direktkandidaten mindestens zu einem Duell. Im Juni hatte bereits der Rechtsanwalt, Medienunternehmer und ehemalige Autorennfahrer Marco Deutsch, 60, aus Grünwald seine Bewerbung angekündigt. Weitere Bewerbungen sind nicht ausgeschlossen, da im Kreisverband der Wunsch nach jungen Kandidaten ausgeprägt ist. Zeil ist mit 66 sogar noch älter als Deutsch.

Beide Bewerber sind aber auf jeden Fall deutlich jünger als der Abgeordnete, mit dem die FDP München-Land aktuell im Landtag vertreten ist: Helmut Markwort, der frühere Herausgeber des Nachrichtenmagazins Focus, ist 85. Der Münchner Markwort war 2018 für die FDP im Stimmkreis München-Land angetreten und auch gewählt worden, nachdem deren ehemaliger Abgeordneter, der Neubiberger Tobias Thalhammer, zur CSU übergetreten war. Obwohl Markwort für die FDP ein starkes Ergebnis im Landkreis München holte und 2023 erneut in den Landtag gewählt werden will, verweigerte ihm der FDP-Kreisvorstand bereits im Sommer eine neuerliche Nominierung. Markwort tritt nun im Landkreis Freising an.
Auch Martin Zeil ist nicht im Landkreis München zuhause, sondern in Gauting im Landkreis Starnberg. Allerdings hatte er 2005 im Landkreis München erfolgreich für den Bundestag kandidiert. Der Vater von drei erwachsenen Kindern und zweifache Großvater war im Kabinett von Horst Seehofer von 2008 bis 2013 Wirtschaftsminister und gehört der FDP seit 1974 an. Seine Bereitschaft zur Kandidatur im Stimmkreis München-Land Süd teilte Zeil am Wochenende in einem Brief den Mitgliedern des Kreisverbands mit. Darin erklärt er, er bewerbe sich "auf Einladung" des Ortsverbands Pullach und "einer Reihe weiterer FDP-Mitglieder" im Kreisverband. Die Landtagswahl 2023 werde "kein Spaziergang" für die FDP werden, schreibt Zeil in seiner Bewerbung. Aufgrund seines Bekanntheitsgrades traue er sich aber zu, genügend Stimmen zu sammeln. "Der Stimmkreis München-Land Süd hat es verdient, weiterhin mit einem FDP-Abgeordneten im Maximilianeum vertreten zu sein", so Zeil. Die Entscheidung über den Direktkandidaten soll am 27. Oktober auf einer Delegiertenversammlung fallen.

Vom FDP-Kreisverband München-Land war am Samstagnachmittag auf die Ankündigung Zeils kurzfristig keine Stellungnahme zu erhalten. Weder der Pullacher FDP-Ortsvorsitzende Thomas Klaue noch FDP-Kreischef Michael Ritz, ein Unterstützer der Kandidatur von Marco Deutsch, waren erreichbar. Stattdessen setzte eine rege Telefontätigkeit ein.
Bisher stehen im Stimmkreis München-Land Süd die Kandidaten von CSU, Grünen und SPD fest. Für die CSU kandidiert erneut deren Abgeordnete und vormalige Sozial- und Verkehrsministerin Kerstin Schreyer, für die Grünen deren Landtagsabgeordneter Markus Büchler und für die SPD die Taufkirchner Kommunalpolitikerin Christine Himmelberg. Die Freien Wähler haben noch nicht erklärt, wann sie ihre Kandidaten nominieren.
In einer früheren Fassung hieß es irrtümlich, die Grünen hätten noch keinen Direktkandidat aufgestellt.

