Landtagswahl 2023:Martin Zeil will Helmut Markwort beerben

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Martin Zeil (FDP) will nach eigenem Bekunden seine Partei retten. (Foto: Claus Schunk)

Mit seiner überraschenden Bewerbung überrumpelt der frühere Wirtschaftsminister aus Gauting den FDP-Kreisvorstand. Nun entscheidet sich nächste Woche in einem Duell mit dem Grünwalder Marco Deutsch, wer als Direktkandidat im Stimmkreis München-Land Süd antritt.

Von Lars Brunckhorst, Pullach/Gauting

Im FDP-Kreisverband bahnt sich ein Machtkampf um die Nachfolge von Helmut Markwort bei der Landtagswahl im kommenden Jahr an. Am Wochenende hat der frühere Wirtschaftsminister Martin Zeil völlig überraschend seine Bewerbung um die Kandidatur im Stimmkreis München-Land Süd angekündigt. Damit kommt es bei der Entscheidung über den Direktkandidaten in zehn Tagen zu einem Duell mit dem Rechtsanwalt, Medienunternehmer und ehemaligen Autorennfahrer Marco Deutsch, 60, aus Grünwald, der bereits im Juni seine Bewerbung angekündigt hatte und vom Kreisvorstand unterstützt wird. Der FDP-Kreisvorsitzende Michael Ritz reagierte am Sonntag entsprechend verärgert auf Zeils Ankündigung.

Laut Bayerntrend würde die FDP, wenn jetzt Wahlen wären, aus dem bayerischen Landtag fliegen, doch das schreckt prominente Parteimitglieder nicht von einer Kandidatur für die Wahl im Herbst 2023 ab - im Gegenteil. Zeil teilte seine Bereitschaft zur Kandidatur am Samstag in einem Brief den Mitgliedern des Kreisverbands mit. Darin erklärt er, er bewerbe sich "auf Einladung" des Ortsverbands Pullach und "einer Reihe weiterer FDP-Mitglieder" im Kreisverband. Die Landtagswahl 2023 werde "kein Spaziergang" für die FDP werden, schreibt Zeil in seiner Bewerbung. Aufgrund seines Bekanntheitsgrades traue er sich aber zu, genügend Stimmen zu sammeln. "Der Stimmkreis München-Land Süd hat es verdient, weiterhin mit einem FDP-Abgeordneten im Maximilianeum vertreten zu sein", so Zeil.

Der FDP-Kreisvorsitzende Michael Ritz spricht von einer "Verzweiflungstat"

FDP-Kreischef Ritz reagierte am Sonntag ungehalten auf die Ankündigung des prominenten Parteifreunds. "Es gibt einen ganz klaren Beschluss des Kreisvorstands, dass wir jemanden aus den eigenen Reihen wollen", sagte Ritz zur SZ. "Nach den Diskussionen um Helmut Markwort glauben wir auch, dass wir mit Marco Deutsch jemanden haben, der das machen kann." Nach einem von den Jungen Liberalen veranstalteten Kandidaten-Hearing hätten alle Gegenkandidaten zurückgezogen, so Ritz. "In dem Moment kam Zeil und sagte: Mich gibt's auch noch." Der Kreisvorsitzende wirft dem Parteifreund vor, dem Hearing "aus Feigheit" aus dem Weg gegangen zu sein und sein Vorgehen nicht mit dem Kreisvorstand abgesprochen zu haben. Dieses Verhalten sei "respektlos". Ritz bewertet die Bewerbung des 66-Jährigen, der nach seinen Worten seit 2018 "von der Bildfläche" verschwunden war, als "Verzweiflungstat", nachdem Zeils Heimatkreisverband Starnberg die Kreisvorsitzende Britta Hundesrügge nominiert hat.

Sitzt bisher für die FDP München-Land im Landtag: der Journalist und Publizist Helmut Markwort. (Foto: Claus Schunk)

2018 war der frühere Herausgeber des Nachrichtenmagazins Focus, Helmut Markwort, für die FDP im Stimmkreis München-Land angetreten. Obwohl Markwort für die FDP ein starkes Ergebnis im Landkreis München holte und 2023 erneut in den Landtag gewählt werden will, verweigerte der FDP-Kreisvorstand dem mittlerweile 85-Jährigen im Sommer eine neuerliche Nominierung, der nach nach Meinung vieler Parteimitglieder in den vergangenen vier Jahren zu selten im Landkreis präsent war. Markwort tritt stattdessen im Landkreis Freising an. Martin Zeil, 66, ist ebenfalls wie Markwort nicht im Landkreis München zuhause, sondern in Gauting im Landkreis Starnberg. Allerdings hatte er 2005 im Landkreis München erfolgreich für den Bundestag kandidiert. Der Vater von drei erwachsenen Kindern und zweifache Großvater war im Kabinett von Horst Seehofer von 2008 bis 2013 Wirtschaftsminister und gehört der FDP seit 1974 an.

Hat seine Kandidatur bereits im Juni erklärt: der Rechtsanwalt, Medienunternehmer und frühere Autorennfahrer Marco Deutsch aus Grünwald. (Foto: Claus Schunk)

Zeil sagte am Sonntag zur SZ, er habe lange mit seiner Entscheidung gerungen. Doch der Ausgang der Niedersachsen-Wahl und die aktuellen Umfragewerte seiner Partei in Bayern hätten letztlich den Ausschlag gegeben. "Es geht mal wieder um die Existenz der FDP", so Zeil, der sich als den zugkräftigeren Kandidaten sieht und seine Kandidatur als Dienst an der Partei und nicht als Ego-Trip. "Ich mache mir Sorgen um die Partei. Und ich mache mir Sorge, dass uns ohne Helmut Markwort das Mandat verloren geht. Ich war alles, ich brauche das nicht aus persönlichem Ehrgeiz."

Zeil ist dem Kreisverband nach eigenen Worten "freundschaftlich verbunden"

Seine Bewerbung sieht Zeil nicht als Kampfansage gegen die Vorentscheidung des Kreisvorstands, sondern als Beitrag zu einem "Wettbewerb in einer lebendigen Partei". Dass er sich für den Landkreis München entschieden habe, liege daran, dass er dem Kreisverband seit seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter "freundschaftlich verbunden" sei. Noch heute pflege er "gute Kontakte" zu Mitgliedern des Kreisverbands. Von diesen seien seit August "eine ganze Reihe" auf ihn zugegangen.

Zeil rechnet sich daher gute Chance auf eine Nominierung durch die Parteimitglieder aus. Zumal auch im Kreisvorstand seines Wissens die Haltung keineswegs einheitlich sei. Auch FDP-Kreischef Ritz rechnet nach eigenen Worten mit einem "offenen Ausgang". Die Entscheidung über den Direktkandidaten soll am 27. Oktober auf einer Mitgliederversammlung in Pullach fallen. Bereits am kommenden Donnerstag, 20. Oktober, wird im FDP-Kreisverband über die Kandidatur im Stimmkreis München-Land Nord abgestimmt. Zur Auswahl stehen der Unterföhringer Gemeinderat Veit Wiswesser und die Kirchheimer Kreisrätin Katharina Diem. Über den Kirchheimer Gemeinderat Thomas Jännert heißt es, dieser habe mittlerweile seine Bewerbung zurückgezogen.

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