Landtagswahl 2023:Das Kreuz mit dem Kreuz am Küchentisch

Lesezeit: 3 Min.

In einer bayerischen Rathausverwaltung werden die Unterlagen für die Briefwahl vorbereitet. (Foto: Pia Bayer/dpa)

Der Trend zur Briefwahl nimmt weiter zu. An der Auszählung in den Gemeinden ändert das fast nichts, allerdings machen die Wähler zu Hause mehr Fehler.

Von Jennifer Bergmann, Landkreis München

Der Wahlsonntag in Bayern rückt immer näher. Während die einen darauf warten, in der Wahlkabine ihr Kreuz für ihre jeweiligen Bezirkstags- und Landtagskandidaten zu setzen, haben die anderen bereits bequem von Zuhause aus ihre Stimme abgegeben. Nach der Pandemie ist das Beantragen der Briefwahlunterlagen auch digital möglich, äußerst praktisch und kinderleicht. Und offenbar wird die Briefwahl auch im Landkreis München immer beliebter. Diesen Trend bestätigen gleich mehrere Rathäuser vier Tage vor der Wahl.

In Aying beispielsweise sind bis Mitte der Woche Briefwahlunterlagen an 1765 von insgesamt knapp 3800 Wahlberechtigte versendet worden, teilt Christian Singer, Pressesprecher und Mitorganisator der Wahl mit. In Gräfelfing sind circa 9635 Personen wahlberechtigt. Davon haben sich laut Petra Hierl-Schmitz, die das Amt für Ordnung- und Sozialverwaltung leitet, Stand Mittwoch 4387 für eine Briefwahl entschieden und die zugehörigen Unterlagen erhalten. Martin Schrüfer, Referent Kommunikation der Gemeinde Haar, berichtet von mehr als 5000 verschickten Stimmzetteln. Dort sind insgesamt 13 571 Menschen wahlberechtigt. In Unterhaching dürfen bei der Landtags- und Bezirkstagswahl 16 946 Personen ihre Stimme abgeben, an 7155 von ihnen sind laut Referatsleiterin Charlotte Schmidt bis Donnerstag Briefwahlunterlagen verschickt worden. Für Unterschleißheim gibt Anita Obermaier, zuständig für Sicherheit und Ordnung und die Wahlen, an, dass bislang 6700 Unterlagen rausgegangen sind. Wahlberechtigte hat Unterschleißheim insgesamt 18 056.

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Einige Gemeinden haben auch Vergleichswerte zu der Briefwahlbeteiligung vergangener Wahlen. So sei in Aying die Anzahl der Briefwähler bei der Bundestagswahl 2021 deutlich höher gewesen. Mehr als 2000 Unterlagen hatte man hier laut Singer verschickt. Somit hätten bei 87 Prozent Wahlbeteiligung 65 Prozent per Brief gewählt. In Gräfelfing hätten 2018 circa 39 Prozent per Brief gewählt. Aus Unterhaching gibt es Zahlen aus allen vergangenen drei Wahlen: Bei der Bundestagswahl 2021 gab es laut Schmidt 9446 Briefwähler, im Jahr 2020 bei der Kommunalwahl 5836 und bei der vorangegangenen Landtagswahl 5263.

Für Unterschleißheim ergibt sich ein ähnliches Bild: 2021 wurden 9062 Briefwähler gezählt, 2020 waren es 5938 und bei der vergangenen Landtagswahl 4436. In diesen beiden Kommunen lässt sich über die Zeit insgesamt eine deutliche Zunahme der Briefwähler feststellen, ebenso in Haar. "Generell sind Kommunalwahlen, Bundestagswahlen und Landtagswahlen schwer miteinander vergleichbar", sagt Haars Pressesprecher Schrüfer. Bei der Landtagswahl 2018 habe man noch 3482 Briefwähler gehabt, heuer sind es rund 1500 mehr.

Über den Rücklauf der Wahlunterlagen lassen sich nur teilweise Aussagen machen. Aus Unterhaching heißt es, dass bereits circa 60 Prozent der Unterlagen zurückgekommen sind, in Haar sind bislang 3400 der mehr als 5000 versendeten Briefe wieder abgegeben worden, in Unterschleißheim 3800 von 6700. In Aying und Gräfelfing wird der tatsächliche Rücklauf erst am Wahlabend festgestellt.

In manchen Gemeinden wurden die Briefwahlbezirke aufgestockt

Der Zunahme bei der Briefwahlbeteiligung stehen die ausgewählten Gemeinden weder besonders negativ noch positiv gegenüber. Aus Haar heißt es, dass sich eine hohe Beteiligung weder erleichternd noch erschwerend auf die Auszählung auswirkt. "Wir haben eine hohe Briefwahlbeteiligung bereits eingeplant", wird aus Gräfelfing mitgeteilt. Am Sonntag seien dort zwölf Briefwahllokale mit jeweils neun Personen besetzt. In Aying ist man sich Singer zufolge noch nicht sicher, ob die Vorstände im angemessenen Umfang gebildet wurden. Dies geschehe nämlich weit im Voraus auf Grundlage einer Schätzung. Hilfreich sei jedoch, dass die Briefe im Gegensatz zur Bundestagswahl frei unter den Teams aufgeteilt werden dürfen. In Unterschleißheim fühlt man sich laut Obermaier für die Auszählung gut gerüstet. Die Stimmbezirke seien von 25 auf 20 reduziert worden und die Briefwahllokale von 12 auf 16 aufgestockt.

Was die Auszählung allerdings erleichtern würde, wären weniger fehlerhafte Stimmzettel. Hierl-Schmitz sagt, in Gräfelfing würden Fehler beim Ankreuzen nicht auffallend häufig auftreten. In Unterschleißheim ist erfahrungsgemäß der häufigste Fehler die fehlende Unterschrift auf dem Wahlschein. "Circa 100 Stimmen sowohl bei der Landtagswahl als auch bei der Bezirkswahl sind in der Regel ungültig", sagt Anita Obermaier. Singer hofft für Aying auf wenig ungültige Stimmzettel, aber er weiß: "Briefwählerinnen und -wähler können einfach mehr Fehler machen." Die Wahl sei nicht schwierig, aber durch die Menge an Papier und der Vielzahl an auszuwählenden Personen könne schon einiges schief gehen.

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