Seit fast 70 Jahren hat der Landkreis München seine Verwaltungszentrale im Herzen der Landeshauptstadt am Mariahilfplatz. Doch das dürfte sich in den nächsten Jahren ändern: Wie Landrat Christoph Göbel (CSU) auf Nachfrage bestätigt, steht der Landkreis kurz davor, ein unbebautes Grundstück in der Messestadt Riem zu erwerben, um dort ein neues, großes Verwaltungsgebäude zu bauen und mittelfristig den allergrößten Teil seiner insgesamt 1700 Angestellten unterzubringen. „Die Gespräche sind auf einem guten Weg, und ich hoffe, wir können sie schon bald finalisieren“, sagt der Landrat. Wenn alles klappt, könnten auch die derzeit auf mehrere Adressen verteilten Abteilungen dorthin verlegt werden. Lediglich bei der Kfz-Zulassungsstelle in Grasbrunn-Neukeferloh ist laut Göbel offen, ob auch sie nach Riem umzieht.
Schon seit mehreren Jahren stellt der Kreistag etwa 100 Millionen Euro in Form von Kreditaufnahmen in den Vermögenshaushalt des Kreisbudgets ein, um ein solches Immobiliengeschäft irgendwann zu realisieren – eines der großen Ziele von Landrat Göbel. Nun deutet vieles darauf hin, dass der Deal über die Bühne gehen könnte und die Einrichtungen des Landratsamts an einer Stelle gebündelt werden. Das ist im ehemaligen Paulanerkloster am Mariahilfplatz spätestens seit der Integration des Jobcenters aus Platzgründen unmöglich. Weil die Räumlichkeiten aus allen Nähten platzen, wurden in vergangenen Jahren bereits diverse Dependancen angemietet.
Die größte Auslagerung erfolgte 2022, als der Kreis ein Bürogebäude an der Joseph-Wild-Straße erwerben konnte. Dieses liegt in der Messestadt ungefähr gegenüber jenem Grundstück an der Olof-Palme-Straße, das nun gekauft werden soll und sich nach SZ-Informationen derzeit noch im Eigentum der Landeshauptstadt München befindet. Auf der Fläche wird seit Jahren das kulinarische Eventzelt „Teatro“ betrieben, zunächst von Alfons Schuhbeck und mittlerweile von Feinkost Käfer.
In dem bereits bestehenden Bürohaus an der Joseph-Wild-Straße können bis zu 700 Angestellte untergebracht werden, allerdings sind dort Teile noch anderweitig belegt. Der Kreis lässt die Mietverträge nach und nach auslaufen, um die frei werdenden Bereiche selbst zu nutzen. Gemeinsam mit dem neuen Grundstück nebenan soll der Komplex laut Göbel Wachstumsperspektiven bieten für den wahrscheinlichen Fall, dass die Kreisverwaltung in den kommenden Jahren noch größer werden sollte.

Zudem könnten in dem neuen Gebäude dem Landrat zufolge Mitarbeiterwohnungen entstehen – ein Plus beim Werben um Fachkräfte. Geht es nach Göbel, könnten auch der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und die Baugesellschaft München-Land dort untergebracht werden. Göbel mahnt allerdings zu Geduld: Er rechne nicht damit, dass der Bau in weniger als zehn Jahren über die Bühne geht. „Bisher haben wir nicht mal eine Architekturplanung. Das Grundstück liegt prominent gegenüber der Messe, den Riem-Arcaden und dem alten Tower des Flughafens, da wird es wohl eine Ausschreibung geben.“
Zwischenzeitig zahlte der Landkreis mal 5,6 Millionen Euro an Miete
Wie der Landrat betont, soll der Grundstückdeal die Kreisfinanzen vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage nicht zusätzlich belasten. „Erstens wird alles kreditfinanziert, und wir bekommen ja auch einen enormen Gegenwert“, so Göbel. Schließlich spare man sich jährliche Mietausgaben in siebenstelliger Höhe. Zu Spitzenzeiten lagen diese dem Landrat zufolge schon mal bei 5,6 Millionen Euro. Aktuell unterhält der Kreis vor allem in Giesing zahlreiche Zweigstellen, etwa in der Ludmillastraße und der Frankenthaler Straße. „Hier werden wir Stück für Stück rausgehen“, kündigt Göbel an. „Teilweise sind die Ämter schon in unser neues Gebäude in Riem umgezogen.“

Weg von Mietverhältnissen und stattdessen Eigentum anschaffen, das ist Göbels Credo. „Als ich Landrat wurde, gehörte uns noch nicht mal das Gebäude am Mariahilfplatz“, erinnert sich der CSU-Politiker. „Nur der denkmalgeschützte Teil des Klosters war Landkreis-Eigentum. Inzwischen gehört uns alles.“ Es sei auch nicht vorgesehen, die Liegenschaften am Mariahilfplatz zu verkaufen. Diese könne man seiner Meinung nach vermieten und in der Hinterhand behalten. „Nicht dass meinen Nachfolgern das passiert, was meiner Vorgängerin Johanna Rumschöttel und mir passiert ist.“ Doch eine Entscheidung darüber steht nach den Worten Göbels sobald nicht an.

Wie es mit der Kfz-Zulassungsstelle im Grasbrunner Gemeindeteil Neukeferloh weitergeht, soll sich in den nächsten Jahren klären. Derzeit wäre eine Verlegung nach Riem schon alleine wegen der Verkehrssituation zu Messezeiten problematisch. Auch wenn viele Behördengänge mittlerweile online möglich sind – insbesondere zur Zulassungsstelle kommen die meisten Bürger nach Göbels Erfahrung doch noch mit dem Auto.