München:Zweites Landratsamt am Mittleren Ring

München: An der Chiemgaustraße 109 in Ramersdorf liegt der Bürokomplex, den der Landkreis gekauft hat.

An der Chiemgaustraße 109 in Ramersdorf liegt der Bürokomplex, den der Landkreis gekauft hat.

(Foto: Privat)

Der Landkreis München erwirbt für 64 Millionen Euro eine Immobilie an der Chiemgaustraße, um dort mehrere Referate zusammenzulegen. Damit dürften Gedankenspiele für eine Verlegung der Behörde ins Umland vom Tisch sein.

Von Martin Mühlfenzl

Das Herz des Landkreises wird auch weiterhin am Münchner Mariahilfplatz in der Au schlagen. Mit dem Ankauf einer Immobilie im Stadtteil Ramersdorf nahe dem Bahnhof Giesing sind endgültig die Überlegungen vom Tisch, die Behörde aus der Landeshauptstadt an einen Standort im Landkreis zu verlagern und dort nahezu alle Abteilungen unter einem Dach zusammenzulegen. Für das Bürogebäude am Mittleren Ring, der Chiemgaustraße 109, in dem bereits der kreiseigene Hochbau, das staatliche Schulamt und der Fachbereich für die Unterbringung von Flüchtlingen untergebracht sind, bezahlt der Landkreis 64 Millionen Euro.

Hierfür hat der Finanzausschuss des Kreistags in seiner Sitzung am Montagnachmittag die Aufnahme eines Förderkredits in Höhe von zehn Millionen Euro bei der Kommunal- und Förderbank des Freistaats, der Bayern-Labo genehmigt - für eine Laufzeit von zehn Jahren und einer Nullverzinsung. Zusätzlich werden aus der allgemeinen Rücklage des Landkreises 15 Millionen entnommen. Wie die übrigen 39 Millionen finanziert werden, wird bei den Haushaltsberatungen entschieden. Der Kauf ist bereits besiegelt, muss aber noch im Grundbuchamt der Landeshauptstadt eingetragen werden.

Die tausend Mitarbeiter sind auch acht Standorte verteilt

Derzeit sind die etwas mehr als tausend Mitarbeiter des Landratsamtes auf insgesamt acht Standorte verteilt - sieben davon in der Landeshauptstadt. Einzig die Kfz-Zulassungsstelle in Neukeferloh befindet sich tatsächlich im Landkreis München. Vor allem die Raumnot im Amt am Mariahilfplatz, in dem etwa 650 Mitarbeiter tätig sind, hat in der jüngeren Vergangenheit Überlegungen befördert, Behördenteile an einem neuen Standort zusammenzuführen - etwa an der Olof-Palme-Straße in der Messestadt Riem, im Werksviertel am Ostbahnhof oder am Candidplatz in Untergiesing.

Bereits beschlossen ist, das Landratsamt am Mariahilfplatz um eine Etage aufzustocken, um kurzfristig weitere Kapazitäten zu schaffen. Ein von der SPD-Kreistagsfraktion lange Zeit präferierter Neubau in einer Kommune des Landkreises spielte in den Überlegungen zuletzt kaum mehr eine Rolle.

Zielsetzung ist laut Franziska Herr, Pressesprecherin im Landratsamt, die Angestellten "aus den derzeit acht Standorten in Stadt und Landkreis München räumlich wieder enger zusammenzuführen". Welche Standorte aufgegeben werden, stehe allerdings noch nicht fest. Auch fehle eine "Zeitschiene" für die Zusammenlegung der Referate.

Die Behördenaußenstelle liegt jedenfalls nur wenige Minuten Fußmarsch vom Giesinger Bahnhof entfernt und ist gut an die S-Bahn und auch U-Bahn angebunden. Mit dem Auto dauert die Fahrt vom Mariahilfplatz in die Chiemgaustraße 109 nur wenige Minuten, wer die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, braucht mit Bus oder U-Bahn zwischen 14 und 20 Minuten. Allerdings müssen Einwohner aus den 29 Städten und Gemeinden des Landkreises weiterhin die Fahrt in die Stadt auf sich nehmen.

Für den Landkreis stellt der Erwerb der Immobilie einen finanziellen Kraftakt dar. Abzüglich des vom Finanzausschuss einstimmig bewilligten Zehn-Millionen-Kredits von der Bayern-Labo und der Rücklagenentnahme von 15 Millionen Euro bleibt aktuell eine Finanzierungslücke von 39 Millionen Euro, wie Kreiskämmerer Markus Kasper am Mittwoch im Ausschuss deutlich machte.

Hinzu kommt, dass die Rückzahlung von etwa 70 Millionen Euro an die Kommunen bei der rückwirkenden Neustrukturierung der Schulzweckverbände den Landkreis trifft. Die Rücklagen schmelzen bis Ende des Jahres dadurch auf unter zehn Millionen Euro zusammen. Zugleich steigen die Schulden auf weit mehr als 40 Millionen Euro.

Landrat Christoph Göbel (CSU) nannte Kaspers Ausführungen einen "mahnenden Appell", sprach aber auch von einem "gesunden Kredit", da der Landkreis mit der Immobilie in der Chiemgaustraße Vermögen erwerbe. Zudem wird der Landkreis laut Göbel künftig weniger Miete zahlen müssen, wenn Außenstellen wegfallen. Umgekehrt wird der Kreis als Vermieter am neuen Standort zusätzliche Einnahmen generieren, da der Landkreis das Gebäude nicht alleine nutzen wird. Wie hoch die Einkünfte aus den Mietverhältnissen sein werden, wird in der Verwaltung noch ermittelt.

Keinen Nutzen werden indes die 60 Kreisräte aus dem Deal ziehen. Zu ihren regulären Kreistagssitzungen werden sie weiter auf Bürgerhäuser etwa in Ismaning oder Taufkirchen ausweichen müssen - mangels eines entsprechend großen Sitzungssaals am Mariahilfplatz.

Zur SZ-Startseite

Standortdebatte
:Kreistag erwägt Umzug des Landratsamts

Im Gespräch ist eine Zusammenlegung der verschiedenen Behördenteile in der Messestadt-Riem, im Werksviertel oder am Candidplatz. Aber auch eine Erweiterung der Zentrale am Mariahilfplatz bleibt eine Option.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: