Landkreis:Servicekräfte am Limit

Gewerkschaft kritisiert Arbeitsbelastung in Gastronomie

Die Zahl der Übernachtungen im Münchner Umland steigt immer weiter an, Touristen strömen in die Region. Etwa 5,5 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland verzeichnete die Gewerkschaft für Nahrung-Genuss-Gaststätte (NGG) im vergangenen Jahr für das Umland. Das sind 58 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Im Landkreis München zählt die Arbeitsagentur 7900 Beschäftigte, die im Gastgewerbe arbeiten. Doch die Branche, teilt NGG-Geschäftsführer Mustafa Öz mit, erfahre einen eklatanten Fachkräftemangel.

Gewerkschafter Öz führt dies insbesondere auf ein "waschechtes Imageproblem" der Branche zurück. Beschäftigte in Hotels und Gaststätten leiden laut Öz unter immer extremeren Arbeitszeiten. Zwar gehöre das Arbeiten am Abend oder am Sonntag für Hotelfachleute und Kellner fest zum Job. "Aber in den vergangenen Jahren sind die Schichten deutlich länger und die Erholungszeiten kürzer geworden. Das macht nicht jeder ewig mit", sagt der Geschäftsführer der Gewerkschaftsregion München.

In diesem Zusammenhang kritisiert Öz die Forderungen von Unternehmen, das Arbeitszeitgesetz zu lockern. "Geht es nach dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, dann sollen 13-Stunden-Arbeitstage bald zum Normalfall werden. Aber hier steht die Gesundheit der Beschäftigten auf dem Spiel. Nicht umsonst gibt es gesetzliche Grenzen", sagt Öz.

Einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zufolge steigt das Unfallrisiko nach der achten Arbeitsstunde exponentiell an. Und wer oft im Schichtdienst arbeite, der habe ein erhöhtes Risiko, am Herzen oder an Diabetes zu erkranken. "Die guten Übernachtungszahlen und steigende Umsätze zeigen, wie groß der Einsatz der Beschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie ist", sagt Öz. Im Kreis München arbeiteten gerade gelernte Fachkräfte "längst am Limit". Die NGG beruft sich auf Angaben des Statistischen Bundesamtes. NGG-Geschäftsführer Mustafa Öz spricht von einer "starken Bilanz - die jedoch nur mit dem starken Engagement der Beschäftigten überhaupt möglich ist".

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