Süddeutsche Zeitung

Landkreis:Schnell und hart

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509 Infizierte in einer Woche: Landrat Göbel befürwortet sofortigen Lockdown

Angesichts konstant hoher Corona-Infektionszahlen fordert Landrat Christoph Göbel (CSU) einen sofortigen harten Lockdown. So müssten aus seiner Sicht von kommenden Montag, 14. Dezember, an die Schulen komplett geschlossen werden. Der von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten ausgehandelte Teil-Lockdown habe die erhoffte Wirkung nicht entfaltet, sagte Göbel am Freitag in seinem wöchentlichen Corona-Pressegespräch. So habe es bei den Neuansteckungen lediglich eine "Seitwärtsbewegung" gebeben, die Zahlen würden aber nicht fallen. Jetzt nicht zu handeln und das Land nicht in einen konsequenten Lockdown zu führen, sei "unverantwortlich", so der Landrat.

Die Zahlen für den Landkreis belegen dies. Am Freitag kletterte die wichtige Sieben-Tage-Inzidenz auf 145,2, nachdem sie am Donnerstag bei 138,4 gelegen hatte. Insgesamt 509 Menschen haben sich demnach im Landkreis in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus infiziert.

Göbel verwies am Freitag auch auf die eindringliche Empfehlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina. Deren Experten hätten das Szenario eines schnellen und konsequenten Herunterfahrens des öffentlichen Lebens in Deutschland mit ausdrücklichen, fachlichen Ratschlägen beschrieben. Mit Blick auf die Weihnachtsfeiertage sagte Göbel, dass natürlich Familien zusammenkommen und Verwandtenbesuche stattfinden sollten - genau aus diesem Grund sei es notwendig, mit einem zeitlichen "Vorlauf und Nachlauf" notwendige Quarantäne-Maßnahmen zu beschließen.

Der Landrat stellte auch klar, dass er es für wichtig hält, Besuche von Angehörigen in Alten- und Pflegeheimen über die Feiertage zu ermöglichen, gleichwohl auch in diesen Einrichtungen die Corona-Fallzahlen steigen. Stand Freitag waren insgesamt 82 Bewohner in zehn Heimen an Covid-19 erkrankt, zudem 44 Mitarbeiter. "Das ist nicht gut", sagte Göbel. Dennoch denkt er derzeit nicht darüber nach, Hilfe etwa seitens der Bundeswehr anzufragen, was der Landkreis nach der Ausrufung des Katastrophenfalls im Freistaat durchaus tun könnte. Göbel schließt aber mittlerweile nicht mehr aus, Soldaten bei der Bekämpfung der Pandemie einzusetzen, wenn dies erforderlich sei - etwa wenn der Betrieb in den Impfzentren des Landkreises in Unterschleißheim, Oberhaching und der Gemeinde Haar anläuft. Anders als im Frühjahr sehe die Situation bei der Schutzausrüstung für medizinisches Personal gut aus, es gebe keine Engpässe und die Reserve des Landkreises habe noch nicht angetastet werden müssen.

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SZ vom 12.12.2020 / müh
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