Wohnungsmangel:Die Lücke wird größer

Lesezeit: 2 Min.

Der Bauboom ist vorbei: Während in den vergangenen Jahren etwa in Taufkirchen neue Wohnhäuser errichtet wurden, verschärft sich der Mangel an Wohnraum aktuell. (Foto: Claus Schunk)

Im Landkreis München fehlen laut Pestel-Institut fast 2800 Wohnungen. Doch die Zahl der Baugenehmigungen ist rückläufig.

Von Annette Jäger, Landkreis München

Im Landkreis München fehlen derzeit 2780 Wohnungen. Das hat das Pestel-Institut ermittelt, das im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel eine Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt erstellt hat. Bis 2028 müssten im Landkreis München demnach jährlich rund 2340 Wohnungen gebaut werden. Diese hohe Zahl ergibt sich nach Angaben des Pestel-Instituts, weil nicht nur Wohnungen fehlen, sondern auch abgewohnte in alten Häusern nach und nach ersetzt werden müssen. Das betrifft vor allem Wohnungen in Nachkriegsbauten, deren Sanierung sich nicht mehr lohnt, wie Matthias Günter vom Pestel-Institut in einer Pressemitteilung schreibt.

Der Wohnungsneubau lahmt derzeit in ganz Deutschland. Im Landkreis München wurden nach Angaben des Instituts in den ersten fünf Monaten des Jahres lediglich für 295 neue Wohnungen Baugenehmigungen erteilt. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum noch 426 Baugenehmigungen gewesen. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen bereits 2023 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022 um mehr als 60 Prozent zurück – das hatte der Immobilienverband Deutschland (IVD) Süd im Frühjahr ermittelt. Hohe Baukosten, gestiegene Zinsen und hohe baurechtliche Anforderungen, werden immer wieder als die Hauptgründe für den stagnierenden Wohnungsbau genannt.

Rund 4480 Wohnungen stehen nach Angaben des Pestel-Instituts im Landkreis München aktuell leer und werden nicht genutzt, ein Großteil davon schon seit einem Jahr oder länger. Häufig handele es sich um Wohnungen, die keiner mehr bewohnen könne. Sie müssten vorher komplett saniert werden, was sehr teuer sei. Nur selten gelinge es, solche Wohnungen wieder zu aktiveren und auf den Markt zu bringen. Hauseigentümer würden einerseits die Kosten scheuen und sich andererseits auch deshalb mit Sanierungen zurückhalten, weil sie verunsichert seien, welche Vorschriften und Auflagen, etwa im Bereich Klimaschutz, ab wann gelten würden. Das Pestel-Institut macht fehlende „politische Verlässlichkeit“ dafür verantwortlich. Obendrein scheuten sich viele Eigentümer, zu Vermietern zu werden und sich Mieter ins Haus zu holen, mit denen sie sich am Ende nicht verstehen würden.

Um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln, brauche es niedrigere Baustandards, fordert der Bundesverband Baustoff-Fachhandel. „Am Ende stoppen überzogene Förderkriterien, Normen und Auflagen den Neubau von Wohnungen – von hochgeschraubten Klimaschutzmaßnahmen, ohne die es keine Förderung gibt, bis zu Stellplätzen, ohne die erst gar nicht gebaut werden darf“, kritisiert Verbandschefin Katharina Metzger. Außerdem fehle es an Fördermitteln, insbesondere für den sozialen Wohnungsbau. Aktuell erlebe die Baubranche einen regelrechten Absturz, viele Unternehmen müssten ihre Kapazitäten abbauen, der Bau verliere Beschäftigte und damit gute Fachkräfte.

© SZ/wkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusJugendsport
:„Viele Eltern sind viel zu ehrgeizig“

Lothar Matthäus schmeißt als Junioren-Trainer beim TSV Grünwald hin, weil er sich ständiger Kritik aus den Familien ausgesetzt sah. In anderen Vereinen kennt man das Problem – und versucht gegenzusteuern.

Von Bernhard Lohr

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: