Freizeitverkehr:Der Flexbus ist eine Punktlandung

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Viele Beispiele zeugen im Landkreis München vom Versagen der Verkehrspolitik. Viele Menschen leiden darunter. Dabei sind mit kreativen Lösungen Erfolge möglich.

Kommentar von Martin Mühlfenzl

Wie quälend lang die Verkehrswende dauert und welches Totalversagen die Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte darstellt, lässt sich beispielhaft im südöstlichen Landkreis beobachten: Dort warten die Pendler am Ost-Ast der S7 seit einer gefühlten Ewigkeit auf ein zweites Gleis. In Aying reaktivieren Mütter und Väter das Eltern-Verbrenner-Taxi, weil ihre Kinder immer wieder am Morgen mit Verspätungen der S-Bahn zu kämpfen haben und schon wieder zu spät in ihre Schule in Holzkirchen kommen. Und in Sauerlach stehen plötzlich wieder Schrankenwärter an den Bahnübergängen, weil der Deutschen Bahn aufgefallen ist, dass die veraltete Technik nicht mehr den modernen Sicherheitsansprüchen genügt. Willkommen im Land des Fortschritts.

Doch es gibt auch andere Beispiele. Von Politikern, die begriffen haben, welche Bedürfnisse die Menschen haben - und wie diese auch gestillt werden können. Genau genommen sind es im Landkreis München Kommunalpolitiker, die etwa mit der Einführung des sogenannten Flexbusses eine volle Punktlandung hingelegt und von einem Tag auf den anderen tatsächlich etwas zur Verkehrswende beigetragen haben. Das flexible Angebot funktioniert untertags im ländlichen Raum ebenso gut wie in der Nacht in eher urban geprägten Ortschaften mit ihrer unmittelbaren Nähe zur Großstadt. Es wird von Schülern ebenso gerne angenommen wie von Arbeitnehmern und Feierlustigen, die es in die Stadt oder nach Hause zieht. Dieses Angebot nun ausweiten zu wollen ist die vollkommen logische Konsequenz einer kommunalen Verkehrspolitik, die im Kleinen schnell etwas bewirken will.

Auch die Idee, mit einer Freizeitlinie mit festem Fahrplan mehr Menschen zum Umstieg auf Rad und Bus zu bewegen, ist in dem bei Ausflüglern beliebten südlichen Landkreis München zu begrüßen. Ganz ausgegoren aber ist sie aber nicht, und obendrein mit Kosten von mehr als einer halben Million Euro im Jahr etwas teuer. Deshalb ist es richtig, deren Einführung vorerst zu stoppen und auszuloten, ob nicht einfach die Methode noch mehr genutzt werden sollte, die sich gerade einen festen und beliebten Platz im öffentlichen Personennahverkehr sichert: ein Bus, der digital buchbar nahezu jeden Ort anfährt, an dem bereits ein Kunde wartet.

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