Hoch hinauf ragen die gigantischen Kräne und Baumaschinen am Horizont. Es sind nur wenige Meter Luftlinie von der Kreuzung nahe der A94 bis zum Messegelände in Riem, auf dem derzeit die weltweit bedeutendste Fachmesse für Baumaschinen und die Bergbaubranche stattfindet. Und doch beschleicht wohl viele hier in ihren Fahrzeugen das beklemmende Gefühl, an diesem Dienstagmorgen könnte die Bauma ein schier unerreichbares Ziel sein. Denn die Region rund um die Messestadt – und teilweise weit darüber hinaus – ersäuft dieser Tage zweimal am Tag regelrecht im Verkehr. An der Kreuzung zur Autobahn herrscht Stillstand.
Die Menschen im Münchner Osten sind Lärm, Abgase und Staus seit Jahrzehnten gewohnt. Mit der A94 und der Ostumfahrung A99 durchziehen zwei der wichtigsten Autobahnen Südbayerns den Landkreis München. Und wenn auf den Highways nichts mehr geht, weicht die Blechlawine auf Nebenstraßen wie die Münchner Straße durch Feldkirchen aus, die direkt in die Messestadt führt – auch während der Bauma. Nur verschiebt sich während der Bauma die Rushhour ein paar Stunden nach hinten. Messebesucher, wie die Hotelgäste von Christian Bauer, machen sich nicht in aller Herrgottsfrühe in Richtung Riem auf, sondern starten wie viele Besucher weiter auswärts erst am späteren Vormittag ihren Messetag.

Bauma 2025:Was die größte Messe der Welt mit München macht
Die Bauma mit ihren 3500 Ausstellern und vermutlich bis zu 550 000 Besuchern ist ein zentraler Wirtschaftsmotor für die Stadt. Sie treibt die Preise in manchen Bereichen höher als das Oktoberfest. Dafür herrscht aber auch eine Woche lang Ausnahmezustand.
Der Hotelier mit dem größten Haus am Ort ist in diesen Tagen natürlich komplett ausgebucht wie nahezu alle Hotels in München und im Umland. „Wer zur Bauma nicht ausgebucht ist, der hat auch irgendwas falsch gemacht“, sagt Bauer hinter dem Tresen der Rezeption und lacht. Aber es ist nicht nur die Tatsache, während der Messe gute Geschäfte zu machen, die den Hotelier entspannt in Richtung Münchner Straße blicken lässt, an der sein Hotel liegt, und auf der die Verkehrskolonne wieder etwas schneller dahinfließt.

„Das Verkehrsleitsystem war noch nie so gut gelöst wie in diesem Jahr“, sagt Bauer. „Es staut sich in der Früh schon, aber es ist kein Vergleich zu früher.“ Er selbst lässt mit Messebeginn trotzdem das eigene Auto stehen. Und wie kommen seine Hotelgäste zur Bauma? Zu Fuß, manche würden sich Fahrräder organisieren, andere den hoteleigenen Shuttlebus oder den Linienbus für die nur wenigen Hundert Meter bis zur Bauma nehmen, der tatsächlich direkt vor dem Hotel alle drei Minuten abfährt.

Messe in München:Die sieben krassesten Maschinen auf der Bauma
So groß, so schwer, so stark! Die Kipper, Kräne und Minenfräser auf der Baumaschinen-Messe Bauma in München bringen Besucherinnen und Besucher zum Staunen. Doch das beliebteste Selfie-Motiv ist ein eher unscheinbares Fahrzeug.
Für alle, die mit dem Auto von etwas weiter her zur Bauma kommen, besteht rund um die Messe mittlerweile ein ausgeklügeltes und breit angelegtes Parksystem. Digital lässt sich die Auslastung der einzelnen Parkplätze einsehen. Und an diesem Vormittag ist es bereits nicht mehr ganz einfach, überhaupt einen freien Parkplatz zu finden – „hohe Auslastung“ weist das Bauma-Parksystem für nahezu alle Flächen rund um die Messestadt aus. Wer trotz der beschwerlichen Anfahrt einen freien Platz ergattert hat, muss zunächst tief in die Tasche greifen, zwischen 15 und 27 Euro kostet das Tagesticket für Besucher. Und nach erfolgreicher Parkplatzsuche steht den meisten noch ein kleiner Spaziergang bevor, ehe sie sich die gewaltigen Baumaschinen aus der Nähe anschauen können. Kleinen Völkerwanderungen gleich strömen die Besucherinnen und Besucher über die Brücken der A94 in Richtung Bauma.

Trotz fortschreitender Digitalisierung sind es aber auch noch Menschen, die den Verkehr rund um das Messegelände regeln. Am riesigen Parkplatz westlich von Feldkirchen muss Ivan immer wieder Besucher, die auf der Suche nach einem Parkplatz sind, geduldig weiterschicken. „Unter der Woche dürfen hier nur die Aussteller und Busse parken“, sagt er und lächelt. „Aber komm mal am Samstag. Da ist es hier wirklich krass, dann ist kein einziger Platz mehr frei – irre“, so der Parkeinweiser, der an seinem Job sichtlich Spaß hat. „Es ist toll, so viele Menschen aus so vielen Ländern kennenzulernen. Aus Italien, Spanien, Griechenland, von überall her. Und alle sind gut drauf und freundlich“, sagt Ivan und schickt gleich darauf das nächste Auto weiter.

Der Druck der Bauma hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Straßen in ihrem direkten Umfeld, auf die Passauer Autobahn, die Durchgangsstraße in Feldkirchen. An diesem Dienstagvormittag staut sich der Verkehr bereits am Stahlgruberring in Trudering weit zurück. Wer es nach ewigem Warten dann doch auf die A94 geschafft hat, kommt weiterhin nur Zentimeter für Zentimeter voran. Aber selbst in den ländlicher geprägten Ortschaften wie Salmdorf, Gronsdorf oder Ottendichl in der Gemeinde Haar wurde vorgesorgt: Alle paar Meter stehen an den ohnehin verkehrsberuhigten Durchgangsstraßen Parkverbotsschilder. Die Anwohner sollen geschützt werden, schließlich sind Bauma-Besucher bekannt dafür, sich auch weit außerhalb der Messe einen Parkplatz zu suchen und dann zu Fuß nach Riem zu laufen. Den verstärkten Durchgangsverkehr bekommen die Menschen in den kleinen Ortsteilen dennoch zu spüren.
Mitten in Feldkirchen an der Münchner Straße staut es sich derweil wieder. An der Shell-Tankstelle direkt gegenüber dem Hotel Bauer ist indes wenig los, nur ein paar Autofahrer halten bei Stefan Eibelsberger, der gerade Dienst hat. „Eher am Abend kommen dann mehr Bauma-Besucher zu uns, tanken noch mal, holen sich was zu essen, bevor es nach Hause geht“, sagt er. Der Verkehr an sich störe ihn nicht, sagt er: „Das müssen wir alle drei Jahre aushalten. Das geht schon.“ Von ein paar Anwohnern habe er schon gehört, die sich über die enorme Verkehrszunahme beschwerten. „Aber manche haben immer was zu meckern. Die Bauma bringt ja auch was“, so Eibelsberger. Da ist sich der Mitarbeiter an der Tankstelle mit dem Hotelier einig. „München, aber auch wir hier in Feldkirchen, profitieren doch enorm von der Bauma. Für den Wirtschaftsstandort ist das eine tolle Sache“, so Bauer, während draußen vor dem Hotel der nächste Linienbus hält, um Gäste auf das Messegelände zu bringen.