Mobilität:Weniger Verbrenner, mehr Wohnmobile

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Im Berufsverkehr wie hier auf der B304 in Haar lässt sich die Verkehrszunahme beobachten. (Foto: Claus Schunk)

Die Zahl der Fahrzeuge im Landkreis München nimmt weiter zu. Aber es gibt dabei erstaunliche Trends - auch bedingt durch die Corona-Pandemie.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Die Starnberger sind weiter die Nummer eins, nirgendwo ist die Dichte an dicken Brummern auf den Straßen höher als im Fünfseenland. Dort beträgt der Anteil der Personenkraftwagen mit hubraumstarken Motoren von mehr als zwei Liter etwa 20,6 Prozent, wie aus den aktuellsten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zum 21. Januar 2023 hervorgeht. Aber nur knapp hinter dem Landkreis Starnberg rangiert der Landkreis München, dort sind nahezu 47 000 Fahrzeuge mit derart großvolumigen Motoren unterwegs, was einem Anteil von immer noch 19,7 aller PKW entspricht. Das verblüffende daran ist allerdings, dass dieser Anteil ein Jahr zuvor noch bei 20 Prozent lag.

Generell aber lässt sich aus den Erhebungen des Kraftfahrt-Bundesamtes ablesen, dass die Zahl der Kraftfahrzeuge nach wie vor zunimmt, der immer weiter steigende Verkehrsdruck also auch hausgemacht ist und nicht nur auf den Transitverkehr etwa auf der Ostumfahrung der A99 zurückzuführen ist. Doch es ist etwas in Bewegung geraten: Die Zahl der Verbrenner nimmt ab, die Zahl anderer Vehikel mit einer anderen Motorisierung steigt. Und auch das Mobilitätsverhalten der Menschen im Landkreis München an sich verändert sich.

Der Trend geht zum Eigenheim auf Rädern, wie dieser Camper am Deininger Weiher zeigt. (Foto: Sebastian Gabriel)

Zu den weniger großen Überraschungen der Statistik gehört, dass sich auch im Landkreis München ein Trend verstärkt, hat, der vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen und auf den Autobahnen rund um München vor allem in Ferienzeiten zu beobachten ist: Die Urlauberinnen und Urlauber wollen bei der Fahrt in die Ferien unabhängig sein und setzen dabei vermehrt auf Wohnmobile und Camper. Zum 1. Januar 2022 gab es im Landkreis München noch 4155 Wohnmobile, binnen eines Jahres aber setzte ein sprunghafter Anstieg bis auf 4430 Wohnmobile ein.

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Das Kraftfahrt-Bundesamt, das dem Bundesverkehrsministerium untersteht, erhebt stets zu Jahresbeginn umfassende Datensammlungen über die Fahrzeugklassen, Fahrzeughalter, die unterschiedlichen Antriebsarten, Emissionen, Größenklassen oder auch die Motorisierung - Statistiken über die Anzahl von angemeldeten Fahrzeugen werden bis auf Gemeinde- und Stadtebene gesammelt. Veröffentlicht werden diese stets in der zweiten Jahreshälfte.

Im Landkreis München hat die Gesamtzahl der Kraftfahrzeuge - also vom Zweirad über das Auto, den Lastwagen bis zum Omnibus, Wohnmobil und Anhänger - von 2022 bis 2023 erneut leicht zugenommen. Waren Anfang 2022 noch 238 718 im Landkreis München angemeldete Kraftfahrzeuge auf den Straßen unterwegs, waren es ein Jahr später bereits 240 952. Bei einer Bevölkerungszahl von mehr als 350 000 Einwohnern in den 29 Städten und Gemeinden ergibt dies eine leichte Zunahme der Dichte von Autos jeweils auf 1000 Einwohner berechnet: 2022 lag diese bei 827 Autos je 1000 Einwohner, 2023 lag der Wert bereits bei 836. Welche enorme Entwicklung der Verkehr in der jüngeren Vergangenheit genommen hat, zeigt ein Blick ins Jahr 2013: Damals gab es im Landkreis München nur 675 Kraftfahrzeuge je 1000 Einwohner.

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Trotz des leichten Anwachsens der Gesamtzahl an Fahrzeugen lassen sich in den Daten des Kraftfahrtbundesamtes auch erstaunliche Rückgänge beobachten - vor allem bei den Verbrennern. Bei den Personenkraftwagen scheint dabei ein Umdenken einzusetzen. Die Zahl der Benziner im Landkreis ist im Jahresvergleich von 135 044 angemeldeten Autos auf 131 347 zurückgegangen; auch für Diesel-Fahrzeuge schwindet offenkundig die Begeisterung: Waren 2023 noch etwas mehr als 80 000 Menschen mit einem solchen unterwegs, waren es zu Jahresbeginn nur noch nahezu 76 000. Demgegenüber steht eine wachsende Begeisterung für Hybrid-Fahrzeuge und auch für reine Elektroautos, wenn auch auf einem noch immer geringen Niveau. Um nahezu 5000 Fahrzeuge hat die Flotte der Hybrid-Autos im Landkreis auf nun etwas mehr als 23 000 zugelegt. Bei den Elektrofahrzeugen hat sich die Zahl bis Anfang 2023 fast verdoppelt und liegt nun bei etwas mehr als 9000 - hier dürfte vor allem die noch immer schwächelnde Lade-Infrastruktur ein stärkeres Wachstum verhindern.

Die Heterogenität des Landkreises spiegelt sich auch bei den Fahrzeugen wider

Der Rückgang bei den klassischen Verbrennern spiegelt sich dementsprechend beim Hubraum der Fahrzeuge wider. Das Kraftfahrtbundesamt unterteilt in seiner Statistik in die Kategorien bis 1399, bis 1999 sowie 2000 und mehr Kubikzentimeter. In allen Klassen sind die Zahlen rückläufig. Mit den Werten des Kraftfahrtbundesamtes lässt sich aber auch die Heterogenität des Landkreises München erklären und so manches Klischee. Zwar sind im so reichen Grünwald, das ja gerne als SUV-Paradies und Anti-Tempo-30-Revier bespöttelt wird, bei weitem nicht die meisten Autos im Landkreis München unterwegs, die meisten PKW gibt es in der Universitätsstadt Garching (18 004). Bezogen auf die Einwohnergröße aber können sich die Grünwalder natürlich mehr Fahrzeuge leisten: Auf etwas mehr als 11 000 Einwohner kommen etwas mehr als 11 400 Autos. In der größten Stadt des Landkreises sind derweil am meisten Krafträder unterwegs: Nahezu 1900 fahren durch die 30 000-Einwohner-Stadt Unterschleißheim.

Die Krautbauern in Ismaning indes setzen selbstredend auf land- und forstwirtschaftliche Gefährte, dort gibt es 418 solcher Fahrzeuge. Im ländlichen Aying sind es immerhin noch 365 und in Sauerlach 307. Und im Ort dazwischen fahren immerhin 246 Omnibusse, in Brunnthal ist schließlich einer der größten Unternehmer im Landkreis München daheim - mehr (444) gibt es nur in der deutlich größeren Stadt Garching.

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