Unterhaching:Gerechtigkeit im Schwimmbecken

Schwimmbad: Unterhachinger Freibad

Sommerfreuden: Die Badelustigen zieht es wieder in großer Zahl ins Unterhachinger Freibad. Tickets können sowohl online als auch analog am Kassenhäuschen gekauft werden. Vormittags dürfen die Schulklassen rein.

(Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde hat ein neues Prozedere ausgetüftelt, damit nicht nur Menschen mit schnellem Internet Tickets für das Freibad erwerben können.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Endlich Badewetter! Doch einfach die Schwimmsachen packen und ins Unterhachinger Freibad fahren, funktioniert auch diesen Sommer nicht. Die Möglichkeit, ein paar Bahnen schwimmen zu können, hat heuer wieder mit guter Organisation und stets mit etwas Glück zu tun. 900 Karten sind seit diesem Wochenende täglich online verfügbar. 100 weitere können analog an der Schwimmbadkasse gekauft werden. Weil aber Unterhaching 26 000 Einwohner hat und sich an heißen Tagen erwartungsgemäß mehr als eintausend Menschen nach Abkühlung im Bad sehnen, wird der Ansturm auf die Karten wohl wieder groß sein. Die Gemeinde hat sich daher eine strikte Handhabung bei der Kartenvergabe auferlegt, um eine möglichst große Gerechtigkeit zu schaffen. Daher dürfen auch Schulklassen nur bis 12 Uhr ins Bad. Es sei denn, es regnet. Nicht jedem leuchtet das ein.

Ist etwas Begehrtes wie ein Schwimmbadbesuch in den Sommermonaten limitiert, sind Beschwerden eigentlich schon programmiert. Das musste die Gemeinde Unterhaching bereits im erste Corona-Jahr 2020 feststellen, als sie den Online-Ticketverkauf einführte. Damals konnten die Karten jeweils zwei Tage im Voraus von Mitternacht an gebucht werden. Das hatte zur Folge, dass in Schönwetterperioden wenige Minuten nach null Uhr alles ausverkauft war. Leute mit schnellen Internetverbindungen, wenig Schlaf und flotten Fingern an der Tastatur waren im Vorteil.

Die Karten werden online im Minutentakt angeboten

Jetzt hat die Gemeinde ein neues Prozedere ausgetüftelt, das kompliziert klingt, aber verhindern soll, dass immer die gleichen zum Zug kommen. Der Kartenkauf startet jeweils am Vortag um 20 Uhr. Das Kartenkontingent wird innerhalb von 30 Minuten (20 bis 20.30 Uhr) im Minutentakt zur Verfügung gestellt. Ist das jeweils minütlich (30 Stück je Minute) bereitgestellte Kontingent verkauft (Hinweis "Ausverkauft" erscheint), erfolgt mit Beginn der nächsten Minute dann die Freischaltung des weiteren Kartenkontingents. Werden nicht alle Karten innerhalb des Zeitfensters verkauft, stehen diese auch nach 20.30 Uhr zum Kauf zur Verfügung.

Mit diesen Karten kommt man von 10.30 Uhr an ins Bad rein und muss es bis 17.30 Uhr wieder verlassen. Vor und nach dieser "Tagesnutzung" gehört das Bad jeweils 70 Früh- (8 bis 9.30 Uhr) oder Spätschwimmern (18.30 bis 20 Uhr), die ihre Karten analog an der Schwimmbadkasse kaufen können. Zudem hat die Gemeinde den Schulen in Unterhaching angeboten, jeweils an einem Vormittag in der Woche von 8 bis 12 Uhr mit drei Klassen das Bad für den Sportunterricht zu nutzen. Das Lise-Meitner-Gymnasium hat laut Rathaussprecher Simon Hötzl bereits zugesagt, von den Grundschulen habe die Verwaltung noch keine Antwort bekommen.

Nun stehen aber nicht alle Sportstunden vormittags zwischen 8 und 12 Uhr auf dem Stundenplan. Ein Kurs der elften Jahrgangsstufen wäre gerne mit 15 Schülerinnen und Schülern bis zu den Sommerferien jeweils montags von 11.45 bis 13.15 Uhr zum Bahnenschwimmen in das Bad gekommen.

Das aber lehnt die Gemeinde ab und regte einen Vater auf. In einem Brief an die Verwaltung schreibt er: "Unsere Jugendlichen und Kinder sind von der Pandemie über Monate von den stärksten Einschränkungen betroffen gewesen und sind es in großen Teilen immer noch. Monatelang kein Präsenzunterricht, kein Sportunterricht, keine Sportmöglichkeiten in den Vereinen. Deshalb ist es für uns absolut enttäuschend und nicht nachvollziehbar, dass die Gemeindeverwaltung hier jegliche Kreativität und Flexibilität vermissen lässt." Er glaube nicht, dass das Freibad wochentags zu Schulzeiten von 12 Uhr an von Massen an Badbesuchern überrannt werde.

Die Gemeinde sieht das anders. Das Bad werde sehr wohl an schönen Tagen schon mittags von Familien mit nicht schulpflichtigen Kindern genutzt, sagt Höztl. Und wenn dann ein Teil von den Schulen benötigt werde, führe das unweigerlich zu Ärger. "Es gilt für uns, genau abzuwägen, wie wir unser Freibad unter diesen Vorgaben möglichst maximal auslasten", sagt er. Wenn die Gemeinde den Familien und Senioren trotz gebuchter Tageskarte den Zutritt verwehren müsste, weil das Kontingent wegen der Schulen ausgeschöpft ist, sei das nicht satzungsgemäß und nicht gerecht.

Ein Zugeständnis macht die Gemeinde dennoch. "Wenn aus Witterungs- oder sonstigen Gründen an den betroffenen Tagen noch Luft nach oben ist, wird es einen direkten Draht zwischen unserer Betriebsleitung und den Schulleitungen geben, damit die Nutzungszeiten für die Schulen gegebenenfalls noch verlängert werden können", teilte Hötzl auch dem Vater mit, betonte aber: Feste Zusagen werde die Verwaltung nicht abgeben.

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