Schüler in Unterhaching:Quarantäne statt Ferien

Lolli-Test

Positive Corona-Tests haben zur Folge, dass für etliche Schüler die Sommerferien mit Quarantäne beginnen.

(Foto: dpa)

Weil Mitschüler positiv auf Corona getestet wurden, fällt für zahlreiche Kinder und deren Familien der geplante Sommerurlaub aus - die Reaktionen darauf sind unterschiedlich.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Sie wollten eigentlich am Strand in Italien oder Spanien liegen, zu Fuß die Alpen überqueren oder nach Dänemark fahren. Stattdessen sitzen sie in Quarantäne. Klassen und Gruppen aus sechs Schulen im Landkreis München hat in der letzten Schulwoche das Coronavirus erwischt und so manche Urlaubspläne für die Sommerferien zunichte gemacht. Denn wer als Kontaktperson gilt, muss zwei Wochen zu Hause bleiben. Es sei denn, man ist vollständig geimpft oder in den vergangenen sechs Monaten genesen. Frei-Testen ist nicht möglich.

Es war der vorletzte Schultag vor den Ferien, als in einer Klasse der Mittelstufe am Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching (LMGU) der obligatorische Schnelltest vor Unterrichtsbeginn bei einem Kind plötzlich positiv war. All die Wochen seit wieder Präsenzunterricht erlaubt ist, war die Schule ohne Infektionen durch das restliche Schuljahr gekommen. Zweimal in der Woche wurde getestet, immer negativ. Nun also doch noch ein Treffer, so kurz vor Schluss.

Zunächst hatte das Gesundheitsamt versucht, mit einer genauen Kontaktverfolgung einigen Schülern die Quarantäne zu ersparen. "Es wurde genau nachgefragt, wer neben wem saß und mit wem er die Pause verbracht hat", berichtet Schulleiterin Michaela Trinder von der akribischen Arbeit der Behörde. Letztlich aber nutzte das alles nichts, denn es stellte sich heraus, dass weitere Schülerinnen und Schüler in der betroffene Klasse infiziert waren. "Es lässt sich dann im Einzelnen nicht nachvollziehen, wer mit wem in den zwei Tagen zuvor Kontakt hatte", so Trinder. Daher schickte das Gesundheitsamt schließlich die gesamte Klasse bis zum 12. August in Quarantäne.

Natürlich gebe es Sitzpläne, aber eben auch Gruppen- und Partnerarbeit, Sportunterricht und Pausen, so Trinder. Es lasse sich auch nicht mehr feststellen, wer - außer den Lehrern - eine FFP2-Maske getragen hat. Denn in den Wochen vor den Ferien war die Maskenpflicht an den Schulen aufgehoben. Auch aus anderen Schulen verbringen Schülerinnen und Schüler die ersten Ferientage zu Hause: In Grundschulen in Taufkirchen und Unterföhring, der Mittelschule in Unterschleißheim, der Realschule Ismaning und dem Werner-Heisenberg Gymnasium Garching wurde das Virus ebenfalls zum Schuljahresende nachgewiesen.

"Wir mussten jetzt unseren Urlaub kurzfristig absagen", bestätigt eine Mutter. Die Familie hatte eine Tour durch Deutschland geplant mit Abstecher nach Dänemark, alle Hotels waren vorab gebucht. "Zum Glück waren sie alle stornierbar", sagt die Unterhachingerin. Ob es in diesen Ferien noch etwas wird mit dem Urlaub, weiß sie nicht, hofft aber, dass es später klappt. Den anderen in der Klasse gehe es ähnlich, sie mussten Italien- und Spanienreisen stornieren. Unterhachings Schulleiterin Trinder weiß von einer Alpenüberquerung, die nun doch nicht stattfinden konnte.

Einige versuchten, doch noch einen Ausweg zu finden

"Es ist oft schwierig, den betroffenen Kontaktpersonen das zu vermitteln", sagt Landratsamtssprecherin Christina Walzner. Da brauche es mitunter schon Überzeugungsarbeit. Einige versuchten, doch noch einen Ausweg zu finden. "Sie sagen, sie hätten doch keinen Kontakt zu den Infizierten gehabt oder wollen sich frei testen", so Walzner. Diese Option aber gibt es nicht, die Regeln sind klar: "Wer unter Quarantäne steht, weil er enge Kontaktperson einer infizierten Person ist, muss diese auch in Urlaubs- und Ferienzeiten einhalten. Eine Frei-Testung - egal ob für Kinder oder Erwachsene - ist nicht möglich", teilt das Landratsamt mit.

Erfährt man erst von der Quarantäne, wenn man seine Reise bereits angetreten hat, gilt sie auch dann. "Selbstverständlich wird versucht, die Menschen auch im Urlaub zu erreichen. Bei der Kontaktaufnahme werden wir bei Bedarf vom LGL und RKI unterstützt", so die Behörde. Einfach trotzdem zu fahren, sei nicht ratsam, warnt Walzner. "Wir halten engen Kontakt und es gibt empfindliche Strafen." Für die Sommerschule, das Lernangebot in der ersten Ferienwoche, hat das LMGU nun tägliche Tests eingeführt. Auch Abstände beim Mittagessen werden streng eingehalten. Laut Landratsamt hat es bisher in den Sommerschulen der Bildungseinrichtungen noch keinen Fall gegeben.

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