Süddeutsche Zeitung

Taufkirchen:Ehemaliger CSU-Fraktionschef wechselt zur SPD

Herbert Heigl schließt sich im Gemeinderat als Parteifreier den Sozialdemokraten an und will bei der Kommunalwahl für sie kandidieren.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Sieben Monate vor der Kommunalwahl verliert die CSU in Taufkirchen einen ihrer eifrigsten Gemeinderäte: Herbert Heigl verlässt die Partei und schließt sich der SPD-Fraktion an. Der CSU-Ortsvorstand hatte eine erneute Kandidatur des 64-Jährigen abgelehnt. "Da war klar, dass es in der CSU keine Zukunft für mich gibt, wenn ich noch mal für den Gemeinderat kandidieren will", sagt Heigl. Nach Gesprächen mit Vertretern der SPD-Fraktion habe er entschieden, sich ihr als Parteifreier anzuschließen. Für die SPD will der Diplom-Ingenieur, der seit Dezember im Ruhestand ist, auch bei der Gemeinderatswahl am 15. März 2020 antreten.

Vor 21 Jahren trat Herbert Heigl der CSU bei; 2008 zog er in den Gemeinderat ein. In seiner zweiten Sitzungsperiode stieg er zum Fraktionschef auf - bis er das Amt im August 2018 an Hildegard Riedmaier abtreten musste. Schon damals habe es "Unstimmigkeiten" zwischen ihm und der CSU-Fraktion gegeben, sagt Heigl, der von einem "langen Abschied" spricht. "Unüberbrückbare Differenzen" hätten etwa bei der Suche nach einem neuen Standort fürs Seniorenzentrum bestanden, bei der Erweiterung des Sportparks und bei den geplanten Richtlinien zur Bauleitplanung.

"Ein schmerzlicher Verlust", heißt es aus der CSU

"Da bin ich dafür, dass die Gemeinde deutlicher und kräftiger zulangt, wenn neue Flächen ausgewiesen werden", sagt Heigl. "Und vor allem, dass es klare, transparente Regeln gibt." Abgesehen von diesen inhaltlichen Differenzen spricht Heigl auch von einem "Vertrauensverlust" zwischen ihm und der CSU. "So kam es nicht mehr zu einem konstruktiven Austausch und zu einer sachlichen Diskussion."

Ganz anders hört sich das bei der CSU-Ortsvorsitzenden Christiane Lehners an, die von vielen Gesprächen mit Heigl berichtet, die jedoch von beiden Seiten unterschiedlich aufgenommen wurden. "Wir haben oft aneinander vorbeigeredet", sagt Lehners. "Die Folge daraus waren Missverständnisse, die immer wieder aufgetreten sind." Aus diesem Grund habe sich der Ortsvorstand einstimmig gegen eine erneute Kandidatur Heigls für den Gemeinderat entschieden. "Nicht umsonst ist er ja vor einem Jahr als Fraktionssprecher abgelöst worden", sagt Lehners. "Wir hatten damals gehofft, dass wir uns noch mal zusammenraufen können. Doch am Ende hat es aus unserer Sicht nicht gereicht."

Dass Heigl die CSU nun verlasse, sei ein "schmerzlicher Verlust", sagt die Ortsvorsitzende. Freude herrscht hingegen in der SPD. "Ich persönlich schätze Herrn Heigl sehr, vor allem seine Ideen und seinen unermüdlichen Einsatz für unser Taufkirchen", sagt Ortsvorsitzender Matteo Dolce. "Ich finde es unbegreiflich, wie eine Partei auf so jemanden verzichten kann." Nun müsse der Ortsvorstand klären, ob und wo Heigl auf der Vorschlagsliste für die Gemeinderatskandidaten zum Zug komme, sagt Dolce. "Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir einen guten Platz für ihn finden."

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SZ vom 20.08.2019
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