Armut:Nötiges gegen die Not

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Der Landkreis muss von Armut bedrohten Menschen direkt finanziell helfen - und so verhindern, dass an den Lebensmitteltafeln die Stimmung kippt.

Kommentar von Martin Mühlfenzl

Schon zu normalen Zeiten ist es eigentlich kaum auszuhalten, dass im so reichen Landkreis München Tausende Menschen unter der Armutsgrenze leben und etwa auf die Unterstützung durch die Tafeln angewiesen sind. Nun wächst die Zahl derer, die für ein paar Lebensmittel anstehen müssen in diesen Tagen immer weiter - und es entstehen Konkurrenzsituationen, die es so eigentlich gar nicht geben dürfte. Zu den Menschen, die bisher schon auf die Tafeln angewiesen waren - Erwerbslose, Erkrankte, Geflüchtete - kommen nun auch noch Schutzsuchende aus der Ukraine hinzu. Die Politik muss handeln, um zu verhindern, dass die Stimmung in den Tafeln kippt.

Untätigkeit kann dem Landkreis nicht vorgeworfen werden, wenn es darum geht, Menschen finanziell unter die Arme zu greifen. Wie auch die Landeshauptstadt München stockt der Kreis seit Jahren bei den Sozialleistungen freiwillig auf, um die hier exorbitanten Lebenshaltungskosten wenigstens ein bisschen abzufedern. Und hier geht es nicht um ein paar wenige, die sich das Leben nicht mehr leisten können, sondern um viele Tausend Menschen, die auf die Hilfe des Staates angewiesen sind. Nur steigen die Preise immer weiter - nicht nur an der Zapfsäule, sondern auch im Supermarkt. Hinzu kommt, dass aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine einfachste, aber unentbehrliche Grundnahrungsmittel wie Öl und Mehl knapp werden, was die Tafeln mittelbar zu spüren bekommen. Wenn sich Regale dort leeren und immer mehr Menschen um das Nötigste ringen, droht der Ausnahmezustand - und das Ehrenamt dort droht Schaden zu nehmen.

Der Landkreis muss all seine rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um den von Armut bedrohten Menschen unter die Arme zu greifen. Er muss seine freiwilligen Leistungen im Bereich des Sozialgesetzbuches sowie bei den Asylleistungen, unter die auch ukrainische Geflüchtete fallen, so weit ausreizen, wie es nur geht. Geld darf dabei keine Rolle spielen. Denn nur die kommunale Ebene kann schnell, unbürokratisch und vor Ort Armut bekämpfen.

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