Fitnessstudios bitten ihre Kunden, nicht allzu ausgiebig zu duschen, das Wasser in den Schwimmbädern ist kälter als gewohnt und für Saunen werden teils massiv die Öffnungszeiten reduziert. Die Freizeit- und Sportbranche wird nach dem erlittenen Geschäftseinbruch während der Corona-Lockdowns nunmehr durch die Energiekrise abermals arg gebeutelt und setzt bei ihren Angeboten gezwungenermaßen den Rotstift an - zum Leidwesen ihrer Kundschaft, die denn mancherorts ausbleibt.
Deutlich sei der Rückgang in der Schwimmhalle zu bemerken, berichtet Christian Kunz, der Leiter des städtischen Aquariush in Unterschleißheim. Er denke aber, dass bei einigen auch "der Geldbeutel nicht mehr so locker sitzt". Die beiden Warmbadetage waren bereits im Juli eingestellt worden, Anfang Oktober folgte die Absenkung der Beckentemperaturen um ein Grad, im Thermalaußenbecken findet der Badegast zwar warme 33 Grad vor, muss es aber schon um 21 Uhr, also eine Stunde früher, wieder verlassen. Dass es in der mit Strom beheizten Sauna in der Spitze nur noch 90 Grad heiß ist statt zuvor 95 Grad, "das bemerken nur geübte Saunagänger", sagt Kunz. Dadurch werde Energie eingespart, wie auch durch ein deutlich kürzeres Stoßlüften vor Saunaaufgüssen.
Auch im Phönixbad in Ottobrunn wurde die Wassertemperatur je nach Becken zwischen einem und drei Grad heruntergefahren und die Raumtemperatur gesenkt. Die Energiekrise trifft die Einrichtung in finanzieller aber weniger, bislang zumindest. Bis zum Jahresende habe man noch "gute Strompreise", sagt der Geschäftsführer der Sportpark GmbH, Werner Müller; für 2023 rechne er aber mit einer deutlichen Erhöhung bis auf das Vierfache. Einen Rückgang der Besucherzahl gebe es bislang nicht, ganz im Gegenteil rennen offenbar die Münchner Saunagänger seit Monaten im Phönixbad die Türen ein, nachdem alle zehn Münchner Bäder die Saunen geschlossen hatten und erst kürzlich wieder wenigstens vier von zehn geöffnet haben. So habe man zum Beispiel im September, der eigentlich ein toter Monat sei, Wahnsinnszahlen geschrieben, berichtet Müller. Wie es nach dem 1. Januar weitergehe, ob möglicherweise doch Saunen geschlossen würden, das sehe in den Sternen.
In Pullach hat die Sauna nur noch an Wochenenden geöffnet
Zu einem radikalen Schnitt hat sich währenddessen die Pullacher Rathausverwaltung entschieden, um einen Beitrag gegen die weltweite Energiekrise zu leisten. Die Saunalandschaft im Freizeitbad Pullach hat seit einer intern getroffenen Entscheidung vom 28. Oktober nur noch an Freitagen und Wochenenden geöffnet. "Es finden regelmäßig Abstimmungsrunden der Verantwortlichen der Gemeinde Pullach statt. Hier kann es also jederzeit zu Anpassungen kommen", sagt Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). "Auch weitere Einschränkungen sind nicht ausgeschlossen. Die Situation ist dynamisch und entsprechend flexibel müssen auch unsere Reaktionen ausfallen."
Anfangs habe es teilweise verwunderte Reaktionen bei den Badegästen gegeben, weil viele Besucher gedacht hätten, die Sauna würde mit Geothermie betrieben, weshalb sie die Schließung nicht verstanden hätten. Die Saunaöfen und Dampferzeuger würden aber mit Strom betrieben, während die Schwimmbecken und die Heizung im Freizeitbad geothermisch versorgt werden. Deshalb könnten die Temperatur des Wassers und die Raumtemperatur aktuell auch beibehalten werden, heißt es aus dem Rathaus.
Die jeweilige Wetterlage sei für seine Kundschaft entscheidender als die Energiesparfrage für einen Besuch des Freizeitparks Grünwald, sagt Geschäftsführer Jörn-Thorsten Verleger. Je schlechter die Witterung sei, desto mehr lösten eine Eintrittskarte. Bis Ende März 2023 aber müssten sie nach einem Beschluss des Gemeinderates auf eine Außensauna verzichten. Daher wurde auch der Eintritt vorübergehend um zwei Euro reduziert.
Bis Ende Oktober habe man 19 Prozent Energie eingespart, berichtet wiederum Ralf-Ulrich Machwirth, Geschäftsführer des Racket Parks in Haar. Dazu wurde an mehreren Stellschrauben gedreht. So etwa bleibt die Biosauna bis auf weiteres geschlossen und sind die Öffnungszeiten der anderen Saunen reduziert worden. Auch sind die Temperaturen in den Tennis-, Squash- und Badminton-Hallen auf 17 bis 19 Grad heruntergefahren worden, auch im Fitnessbereich ist die Luft kälter. Die meisten Besucher zeigten Verständnis, einige hätten bei ihm auch bereits nachgefragt, warum nicht die komplette Saunalandschaft geschlossen werde, berichtet Machwirth.
Drastische Maßnahmen zum Energiesparen hat Nico Steinegger, Geschäftsführer von "Fit+" in Aying, dagegen noch nicht ergreifen müssen. Das liege an dem glücklichen Umstand, dass eine Hackschnitzelheizung direkt unter dem Studio laufe, das auf diese Weise von der Wärme etwas abbekomme. Die Sorge, dass Mitglieder zu Hause Kosten sparen und stattdessen im Fitnessstudio duschen, hat er nicht. Er habe um sparsamen Gebrauch der Duschen gebeten - und tatsächlich: "Bei mir laufen die Duschen fast nie", sagt Steinegger.