Nach dem mutmaßlichen Aus für das Gymnasium in Sauerlach durch den Rückzug der Investoren Johann und Klaus Widmann sucht Landrat Christoph Göbel (CSU) nach Alternativen. Die beiden Grundstückseigner hatten vor wenigen Tagen Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) schriftlich mitgeteilt, dass sie ihre Pläne zur Entwicklung des geplanten neuen Ortsteils Sauerlach-Ost nördlich der Hofoldinger Straße samt der dort geplanten und bereits genehmigten weiterführenden Schule nicht mehr weiterverfolgen. Landrat Göbel bezeichnete auf SZ-Nachfrage „die ganze Angelegenheit“ rund um die Planung des Gymnasiums als „sehr unerfreulich“. Er habe daher bereits vor dem Ausstieg der Brüder Widmann ein Gutachten in Auftrag gegeben, um klären zu lassen, wo die für das Sauerlacher Gymnasium prognostizierten Schülerinnen und Schüler im Falle eines Scheiterns unterrichtet werden könnten.
Das Ende der Zusammenarbeit von Johann und Klaus Widmann mit der Gemeinde Sauerlach und insbesondere Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) kommt nicht vollkommen überraschend. Seit die Grundstückseigentümer im Jahr 2021 angeboten hatten, das Gymnasium zu errichten und an den Freistaat zu vermieten, zogen sich die Verhandlungen hin und wurden immer wieder von Schuldzuweisungen und gegenseitigem Misstrauen überschattet. Bogner sah sich dabei stets dem Vorwurf ausgesetzt, sie würde das Projekt bewusst blockieren. Sie selbst erklärte unlängst, dass es unterschiedliche Vorstellungen darüber gebe, in welchem Ausmaß neben der Schule Wohnbebauung und Gewerbe auf dem Areal entwickelt werden sollen.
Klaus Widmann sagte nun, es sei unausweichlich gewesen, die Reißleine zu ziehen. „Von unserer Seite aus gibt es keine weitere Veranlassung, mit dieser Bürgermeisterin zusammenzuarbeiten“, so Widmann, der Bogner der Lüge bezichtigt, zur SZ. Die Rathauschefin habe stets behauptet, er uns sein Bruder seien nicht bereit, die Planungskosten für das Gymnasium zu übernehmen. „Wir haben aber immer kommuniziert, dass wir die Kosten übernehmen, wenn Konsens über das Projekt besteht. Das war aber nicht der Fall.“ Bogner bezichtigt wiederum Widmann, die Unwahrheit zu sagen. „Sie haben gesagt, sie würden die Kosten übernehmen, wenn ihre Planungsziele erreicht sind. Aber die Gemeinde hat die Planungshoheit.“
Landrat Göbel vermeidet Schuldzuweisungen, sagt aber: „Ich hätte auch nie gedacht, dass es so schwierig ist, ein Gymnasium hinzubekommen.“ Seit Monaten sei offenkundig gewesen, dass das „Gesamtmodell“ – also schlüsselfertige Übergabe eines Gymnasiums mit der Entwicklung von Wohnbebauung und Gewerbe zur Gegenfinanzierung – in Sauerlach keine Begeisterung hervorgerufen habe. „Vor allem nicht an der Rathausspitze“, so Göbel. Zwar will der Landrat den Standort Sauerlach noch nicht endgültig abschreiben, dennoch müsse nun schnellstmöglich die Frage beantwortet werden: „Was passiert, wenn das Gymnasium nicht kommt? Wohin gehen die Schülerinnen und Schüler?“
Infrage kommt die Erweiterung bestehender Schulen oder ein Neubau an anderem Standort
Gutachten und der Schuldbedarfsplan des Landkreises prognostizieren mehr als 900 Schülerinnen und Schüler. Diese müssen nun voraussichtlich in anderen, möglicherweise auch einer neuen Schule untergebracht werden. Laut Göbel ist eine Möglichkeit, bestehende Schulen im südöstlichen Landkreis – etwa in Unterhaching und Höhenkirchen-Siegertsbrunn – oder im Bau befindliche wie in Putzbrunn zu erweitern. Aber auch ein kompletter Neubau in einer anderen Gemeinde sei nicht auszuschließen, etwa in Taufkirchen. Zunächst müsse abgewartet werden, welchen Effekt der neue Schulcampus in Deisenhofen und ein Umzug der Sabel-Privatschulen von München nach Taufkirchen haben.
Nach Meinung von Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU), in dessen Gemeinde aktuell ein Schulcampus mit Realschule gebaut wird, ist weiterhin ein zusätzliches Gymnasium nötig. Schelle, der auch Vorsitzender des Zweckverbands weiterführender Schulen im Süden des Landkreises ist, bringt Taufkirchen wegen der Einwohnerstärke und S-Bahn-Anbindung als Sandort ins Spiel. Mit Blick auf Sauerlach sagt Schelle: „Wenn man eine Schule als Chance sieht, dann hat Sauerlach diese verpasst. Wenn man sie als Belastung sieht, hat die Gemeinde alles richtig gemacht.“ Bogner beteuert unterdessen, weiterhin ein Gymnasium zu wollen: „Irgendwann wird es in Sauerlach ein Gymnasium geben. Irgendwann wird eine Fläche dafür hergehen und dann wird es gebaut.“