Nachbarschaftskonflikt:Streit ums Wasser eskaliert

Nachbarschaftskonflikt: Noch steht die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes im Sauerlacher Wald nur auf dem Papier. Umweltamtsleiter Martin Sterflinger sowie der komplette Gemeinderat wollen eine Umsetzung der Pläne verhindern.

Noch steht die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes im Sauerlacher Wald nur auf dem Papier. Umweltamtsleiter Martin Sterflinger sowie der komplette Gemeinderat wollen eine Umsetzung der Pläne verhindern.

(Foto: Claus Schunk)

Die Sauerlacher sind so sauer über die Brunnthaler Brunnenpläne, dass sie juristisch und mit einem hydrogeologischen Gutachten dagegen vorgehen wollen. Die Nachbargemeinde ficht das nicht an.

Von Michael Morosow, Sauerlach/Brunnthal

Von einer freundschaftlichen Beziehung zwischen den beiden Nachbarn kann schon lange nicht mehr die Rede sein. Das Vorhaben der Gemeinde Brunnthal, an der Römerstraße nahe der Autobahnausfahrt Hofoldinger Forst, also unmittelbar vor der Gemeindegrenze zu Sauerlach einen Brunnen zu bohren, hat die Stimmung nun offenbar nachhaltig vergiftet.

Dem massiven verbalen Schlagabtausch in der vergangenen Woche zwischen Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) und dem Brunnthaler Rathauschef Stefan Kern (CSU) hat der Sauerlacher Gemeinderat am Dienstagabend Taten folgen lassen. Das Gremium stellte sich geschlossen hinter die Bürgermeisterin und münzte deren Ankündigung, sich juristisch gegen das Ansinnen der Nachbargemeinde zur Wehr setzen zu wollen, in einen einstimmig gefassten Beschluss um.

Die Gemeinde wird demnach gegen die Brunnenpläne und die Ausweisung des geplanten Schutzgebietes mit juristischem Beistand vorgehen und außerdem die Planungen durch ein Büro für Hydrologie und Hydrogeologie kritisch prüfen lassen. Damit folgt der Gemeinderat auch den Empfehlungen des Bauausschusses, in dessen Sitzung bereits einige Spitzen gegen die Brunnthaler ausgeteilt worden sind.

"Das gehört mit aller Macht verhindert."

Eine "bodenlose Frechheit" sei es, was die Gemeinde Brunnthal plane, sagte Roman Richter (CSU) nun auch im Gemeinderat: "Das gehört mit aller Macht verhindert." Von einer einvernehmlichen Lösung des Konfliktes sind beide Seiten gegenwärtig anscheinend weit entfernt. In den Augen der Sauerlacher ist es eine "Frechheit" und "Unverschämtheit", dass die Nachbarkommune nach dem Sankt-Florian-Prinzip vorgehe und ihnen den Brunnen direkt vor die Nase setze. Diese Vorwürfe seien "purer Populismus" schießt Bürgermeister Kern zurück und verweist darauf, dass mit Brunnthaler Geld auch die Wasserversorgung für Sauerlacher Ortsteile gesichert würde.

Dabei geht es der Gemeinde Sauerlach nicht explizit um den Brunnenbau, sondern vielmehr um die damit notwendige Ausweisung eines 230 Hektar großen Wasserschutzgebietes, das fast ausschließlich auf Sauerlacher Flur liegen würde und somit nicht die Brunnthaler, sondern die Gemeinde Sauerlach und insbesondere die Sauerlacher Waldbauern in ihren Handlungsspielräumen einschränken würde.

"Die sollen ihren Brunnen in Richtung Faistenhaar verlegen."

"Eine planvolle Weiterentwicklung in diesem Gemeindebereich wäre dann nicht mehr möglich", heißt es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung. Bürgermeisterin Bogner hatte in diesem Zusammenhang schon einmal von einer "Enteignung" gesprochen. "Die sollen ihren Brunnen in Richtung Faistenhaar verlegen und nicht andere Gemeinden einschränken", sagte am Dienstag Willi Berthold (UBV).

Dass die Gemeinde nun ein hydrologisches und hydrogeologisches Gutachten in Auftrag geben wird, kann man als Ausdruck fehlenden nachbarschaftlichen Vertrauens bezeichnen. Im Bau- und Umweltamt hegt man offenbar auch den Verdacht, dass der aufgezeigte Verlauf des künftigen Wasserschutzgebietes, insbesondere der Verlauf des Grundwasserstroms um die Rodungsinseln herum willkürlich dargestellt worden ist, um die erstmalige Genehmigung des Schutzgebietes zu erhalten. Dieser Verlauf sei aus dem vorliegenden Datenmaterial nicht plausibel, heißt es.

Bis zum 26. Mai haben nun alle Betroffenen die Gelegenheit, sich mündlich in Sauerlach oder Brunnthal oder im Landratsamt München zu äußern oder dort ihre schriftlichen Einwendungen einzureichen. Die Unterlagen zu der umstrittenen Schutzgebietsausweisung liegen noch bis einschließlich 12. Mai im Sauerlacher Rathaus aus, sind aber auch zu finden auf der Homepage des Landratsamtes Mün- chen unter "https://www.landkreis-muenchen.de/themen/umwelt/wasser/bekanntmachung-wasserrechtlicher-ver-fahren".

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