Pullach:Aus Sorge um die Haselmaus

Pullach: Der Chemie-Konzern plant neben einer neuen Lagerhalle auch Wohnungen für Mitarbeiter, dafür müssten auch etwa 1,8 Hektar Wald gerodet werden.

Der Chemie-Konzern plant neben einer neuen Lagerhalle auch Wohnungen für Mitarbeiter, dafür müssten auch etwa 1,8 Hektar Wald gerodet werden.

(Foto: Claus Schunk)

Eine Bürgerinitiative versucht, die Pläne für die Erweiterung des Chemie-Konzerns United Initiators zu verhindern, indem sie Unterschriften für den "Schutz der Isarauen" sammelt.

Von Martin Mühlfenzl, Pullach

Wie es wohl der Haselmaus geht? Diesem putzigen, nachtaktiven Nagetier aus der Familie der Bilche mit seinem gelbbräunlichen Fell, das inklusive Schwanz bis zu 15 Zentimeter lang werden kann. Die wenigsten werden bisher eine Haselmaus zu Gesicht bekommen haben.

Pullachs FDP-Gemeinderat Alexander Betz erkundigte sich unlängst im Gemeinderat, ob der Nager überhaupt existiere, was Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) bejahte. Mehr noch, sie bestätigte erneut, dass für die Haselmaus auf dem Areal des Chemiekonzerns United Initiators in Höllriegelskreuth konkrete Umzugspläne bestünden: Das Kleintier solle "vergrämt" werden, die bestehende Population müsse also wegen Um- und Ausbauplänen des Konzerns umgesiedelt werden.

Rettungsprogramm für Haselmäuse

Muss die Haselmaus, die in den Isarauen heimisch ist, den Plänen der Firma United Initiators in Höllriegelskreuth weichen?

(Foto: Carsten Rehder/dpa)

Unterschriftenlisten liegen in Geschäften aus

Alexander Betz informierte sich nach der Existenz des Nagers, weil seit einigen Tagen in Geschäften in Pullach und der Nachbarschaft, etwa einem Getränkemarkt in Solln, Unterschriftenlisten einer selbst ernannten "Bürgerinitiative zum Schutz des Lebensraums der Haselmaus in Höllriegelskreuth" ausliegen, die sich gegen die Ausbaupläne von United Initiators richten. "Schützt die Isarauen", ist die Initiative überschrieben.

Kritisiert wird in dem Anhang der Unterschriftenliste unter anderem die "Errichtung eines Logistiklagers", der "Ausbau der Lagerstätten von chemischen Gefahrenstoffen von aktuell gelagerten 1000 Tonnen auf 1600 Tonnen - möglichen 3340 Tonnen", der befürchtete "An- und Ablieferverkehr über die Straße und Schiene durch Wohngebiete" sowie die "Abholzung von circa 15 000 Quadratmeter Waldfläche" und die Zerstörung des Lebensraums streng geschützter Arten - etwa der Haselmaus sowie von Zauneidechse, Fledermäusen und Vogelarten.

Die Bürgerinitiative pro Haselmau ruft dazu auf, "dieses Vorhaben zu verhindern", da es sich bei United Initiators um einen Störfallbetrieb "mit extremer Gefahrenlage" handle.

Der Konzern mit etwa 350 Mitarbeiter plant tatsächlich neben einer neuen Lagerhalle auch Wohnungen für Mitarbeiter, dafür müssten auch etwa 1,8 Hektar Wald gerodet werden, die an anderer Stelle auf dem Firmengelände wieder aufgeforstet würden. Nicht zuletzt nach der verheerenden Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden aber in Pullach wieder Stimmen laut, die Kritik an den Ausbauplänen äußerten und vor möglichen Gefahrenpotenzialen warnten. Bei einer Online-Veranstaltung Anfang Dezember versuchten Verantwortliche von United Initiators die Bedenken auszuräumen - mit mäßigem Erfolg.

Die Bürgermeisterin sagt, der Artenschutz werde erfüllt

Rathauschefin Tausendfreund weiß um die Brisanz des Themas. Auf die nun aufgestellten Behauptungen der Bürgerinitiative zum Schutz der Haselmaus reagiert sie in einem Schreiben an die SZ daher umso ausführlicher. Darin tritt sie unter anderem der Behauptung entgegen, die Isarauen würden durch die Ausbaupläne in irgendeiner Weise berührt. "Dies ist falsch", so Tausendfreund. Das Werk liege etwa 50 Meter oberhalb und 200 Meter westlich des Isarwehrkanals. "Die Isarauen, wie in der Unterlage suggeriert, sind durch das Vorhaben nicht berührt."

Tausendfreund räumt ein, dass es in der Vergangenheit zu Vorfällen im Werk gekommen sei; umso wichtiger sei es daher, dass die Behörden alle Erweiterungen oder Änderungen im Werk überwachten. Zudem unterliege das Unternehmen strikten Auflagen. Richtig sei auch, so die Bürgermeisterin, dass die Lagerstätten chemischer Gefahrengutstoffe auf eine Kapazität von 1600 Tonnen erweitert werden sollen, ein weiterer Ausbau auf 3340 Tonnen entspreche indes nicht den Tatsachen.

Falsch sei auch die Behauptung, dass die Gemeinden Grünwald, Baierbrunn und auch Pullach - mit Ausnahme der B 11 - vom An- und Ablieferverkehr belastet würden. Ebenso falsch sei der Begriff "Abholzung (...) im Landschaftsschutzgebiet", da im Baurecht im seit 1995 rechtskräftigen Bebauungsplan eine Industriefläche festgesetzt sei. Landschaftsschutzgebiete würden nicht berührt. Auch der Artenschutz werde erfüllt, so Tausendfreund.

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