Vereinsjubiläum:Pfeifenclub der Nichtraucher

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Gegenwart und Vergangenheit: Die beiden aktuellen Pfeifenclub-Mitglieder Andreas Schlick und Benno Maier mit den mittlerweile verstorbenen Gründungsmitgliedern Arno Schmidt und Heinrich Gröber (von links). (Foto: Claus Schunk)

Der aus einem Stammtisch entstandene Hohenbrunner Verein hat neben der Geselligkeit mittlerweile Bergwandern und Stockschießen im Repertoire. Im Juni wird das 60-jährige Bestehen gefeiert.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Ein bisschen fad dürfte ihnen wohl gewesen sein, also kamen sieben alteingesessene Hohenbrunner im Frühjahr 1962 im Gasthaus "Alter Wirt" auf die Idee, ihre Treffen zum Ratschen und Trinken zu institutionalisieren. Ein schnöder Stammtisch aber war dem geselligen Zirkel nicht genug, es durfte schon ein bisschen origineller sein. Und so gründeten sie einen Verein. Weil damals zu einem Wirtshausabend auch noch exzessiver Tabakgenuss gehörte, nannten der allererste Vorsitzende Josef Berger, Kirchenpfleger Henrich Gröber, Gastwirt Sepp Tristl, den alle nur den "Wirt-Sepp" nannten, und die anderen Gründer ihren Verein "Zur blauen Wolke" und brachten zu jedem Termin jeweils eine Pfeife aus der Zeit ihrer Großväter mit.

Mittlerweile heißt der Verein "Pfeifenclub - Wanderfreunde Hohenbrunn" und nähert sich seinem 60. Geburtstag, der am Sonntag, 26. Juni, groß gefeiert wird. Zu diesem Anlass gibt es einen Festakt mit Gottesdienst, einen kleinen Umzug, Frühschoppen, Blasmusik sowie ein gemeinsames Mittagessen und einen Rückblick auf die bisherige Geschichte. Und die ist durchaus bewegt, denn längst haben sich die Aktivitäten der nunmehr rund hundert Mitglieder, die auch aus den Nachbargemeinden kommen, deutlich ausgeweitet: Neben den monatlichen Klubabenden stehen gemeinsame Wanderausflüge, das Stockschießen auf der vom Wirt-Sepp 1983 gestifteten Bahn hinter dem Biergarten im "Salettl" und Mountainbike-Touren auf dem Programm.

Heutzutage spielen auch die Frauen im Vereinsleben eine zentrale Rolle

Mittlerweile spielen im Vereinsleben auch die Frauen eine führende Rolle, wie Andreas Schlick erklärt, der selbst über zehn Jahre Vorsitzender war und jetzt noch immer Stellvertreter des Vorsitzenden Jürgen Holthaus ist: "Zunächst waren tatsächlich Frauen nicht vorgesehen und die Klubabende reine Männerstammtische. Aber das hat sich spätestens in meiner Zeit als Vorstand geändert." Heute wird beispielsweise die Vorbereitung des Pfeifenclub-Standl für den Christkindlmarkt von den Frauen organisiert, sie basteln den dort verkauften Christbaumschmuck und kochen Punsch nach Spezialrezept. Bei der ehemals aktiven Theatergruppe und dem Gesangskreis, der die erste Auflage des heutzutage vom Altburschenverein "Wasserbüffel" organisierten Johannifeuers veranstaltete, waren Frauen (und sogar Kinder) schon immer gerne gesehen. Nun werkeln sie maßgeblich an der Klubspitze mit, zwei der sieben Vorstandsmitglieder sind weiblich.

Zentraler Punkt sind seit vielen Jahren vor allem die monatlichen Wanderungen. Seit 1976 bestreitet der Verein zudem einmal jährlich einen Jahresausflug, oftmals nach Südtirol. Und auch große Projekte hat der Pfeifenclub schon gestartet, etwa zwischen 2011 und 2013 eine Wanderung von München nach Venedig, die man in Etappen bestritt, also immer an jenem Ort anknüpfte, wo man beim letzten Termin angekommen war.

Nicht nur Wanderungen, auch informative Ausflüge unternimmt der Verein mittlerweile regelmäßig

Auch informative Ausflüge, zuletzt etwa ins Werksviertel am Münchner Ostbahnhof, davor auch schon ins Maximilianeum oder ins Nationaltheater veranstaltet der Verein, der übrigens in seiner Satzung verankert hat, sich nicht politisch zu äußern, für keine Partei einzutreten und sich in Fragen "der Religion und der Rasse neutral" zu verhalten. "Obwohl seit jeher immer auch viele Gemeinderäte mit dabei waren, spielt die Politik tatsächlich keine Rolle", bestätigt Schlick, der selbst für das Bürgerforum im Gemeinderat sitzt.

Probleme mit der Rekrutierung neuer Mitglieder hat man im Pfeifenclub übrigens nicht, bei der Fahrt ins Werksviertel zuletzt seien schon wieder eine Handvoll Zugänge dabei gewesen, berichtet Schlick. Nur diejenigen, die schon sehr lange dabei sind, werden immer weniger: Von den Gründungsmitgliedern lebt keines mehr, einziges verbliebenes Ehrenmitglied ist Rupert Specker, langjähriger stellvertretender Vorsitzender.

Und noch etwas hat sich verändert: Geraucht wird im Pfeifenclub mittlerweile so gut wie gar nicht mehr.

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