Süddeutsche Zeitung

Ostern in Zeiten von Corona:Getrennt und doch eng verbunden

Wegen der Corona-Krise dürfen Gläubige zu Ostern keine Gottesdienste besuchen. Die Pfarreien verbreiten die frohe Botschaft daher auf anderen Wegen.

Von Daniela Bode

Draußen ist es noch dunkel, man sitzt mit anderen in der Kirche, die Osterkerze wird entzündet. Es ist immer wieder eine besondere, fast mystische, aber auch freudige Stimmung, wenn die Osternacht zum Ostersonntag gefeiert wird. Schließlich gedenken die Christen da der Auferstehung Jesu. Wegen der Corona-Pandemie ist dieses Jahr aber alles anders.

Auch die Menschen im Landkreis München müssen auf viele Bräuche, die Ostern so festlich machen, verzichten. Gemeinsame Gottesdienste dürfen nicht stattfinden. Die Pfarreien versuchen daher, die Osterbotschaft auf anderen Wegen zu verbreiten. Sie wollen zeigen, dass sie da sind, auch ohne dass man beisammen ist.

Im katholischen Pfarrverband Vier Brunnen-Ottobrunn haben sich Pfarrer Martin Ringhof und sein Team in diesen Zeiten einiges einfallen lassen. Auf der Homepage finden sich Vorschläge für Hausgottesdienste von der Erzdiözese und selbst erstellte Impulse mit Liedern und Stellen aus dem Evangelium. "Manche Familien schließen sich auch per Videokonferenz zu einem Gottesdienst zusammen", sagt Ringhof.

Feierlich frühstücken, eine Kerze anzünden, beten

Speziell für die Osterwoche haben Ehrenamtliche aus dem Pfarrverband kleine Videos für Kinder gedreht. "Es werden Fotos biblischer Szenen in den Ostertagen gezeigt und die Geschichten dazu erzählt", sagt der Pfarrer. Auch er selbst wendet sich in Videobotschaften zu den Kar- und Ostertagen an seine Gemeinde.

Zudem wird er in der Nacht auf Sonntag alleine in der Kirche St. Albertus Magnus einen Osternachstgottesdienst feiern und die Gemeinde in seinen Gedanken einbeziehen. Den Gläubigen rät er: "Man kann es sich trotzdem schön machen, indem man feierlich frühstückt, betet, eine Kerze anzündet und gemeinsam Osterlieder singt."

Auch Pfarrer Wolfgang Fluck, Leiter des katholischen Pfarrverbands Pullach-Großhesselohe wird an Ostern nichtöffentlich stellvertretend für die Gemeinde den Gottesdienst feiern, dazu sind katholische Priester angehalten. "Es wird etwas fehlen, darüber kann man nicht hinwegtäuschen", sagt er. Besonders an Ostern finde er es wichtig, mit all den helfenden Diensten wie Pflegern, Ärzten, der Polizei, auch mit den Mitarbeitern in Lebensmittelgeschäften in Gedanken verbunden zu sein. "Wir sind verbunden mit Euch - das will ich der Gemeinde mitteilen", sagt der Pfarrer.

In dieser schwierigen Situation rät er zudem übers Telefon Kontakt zu halten, vor allem mit denen, von denen man ahne, dass sie alleine seien. "Das hat ja auch etwas mit Auferstehung zu tun, wenn wir uns Hoffnung geben", sagt er. Für viel Verbundenheit soll eine weitere Aktion sorgen. 40 Ehrenamtliche aller Altersgruppen aus dem Pfarrverband werden an die 1500 Pfarreimitglieder Postkarten mit einem Ostergruß und dem Bibelzitat "Ich bin da" versenden. "Die Idee ist zu sagen, wir sind da, auch wenn wir nicht zusammen sein können", erklärt Martin Salfer von der Pfarrjugend, einer der Teilnehmer. Um Ostern auch zuhause feierlich gestalten zu können, verweist Fluck auf die Gottesdienste, die die Erzdiözese auf ihrer Homepage anbietet.

Während andere Pfarrer an Ostern ihre Gemeinde in ihre Gedanken einbeziehen werden, setzt Pfarrer Thomas Lotz von der evangelischen Kirchengemeinde Höhenkirchen Kreuz-Christi-Kirche darauf, die Gläubigen virtuell in die Kirche mitzunehmen. Er hat im Kirchenraum kurze Videos für die Feiertage gedreht, die man auf der Homepage der Pfarrei ansehen kann.

"Wir sind für die Menschen da."

Auch kann man zwischen 6.15 und 8 Uhr am Ostermorgen mit einer eigenen Kerze das Osterlicht aus der Kirche nach Hause nehmen. Natürlich könne das "Miteinander der Feiernden nicht ersetzt werden", sagt er. Es gehe aber darum, die Osterbotschaft auch ohne Gottesdienste unter die Menschen zu bringen, gerade auch in der gegenwärtigen Situation.

Über digitale Kanäle wollen auch andere Pfarreien an Ostern mit ihren Gemeindemitgliedern ein Miteinander schaffen. In der evangelischen Kirchengemeinde in Garching wird es am Ostersonntag auf der Homepage der Pfarrei einen Video-Gottesdienst zur Osterbotschaft geben. Außerdem werden das Kreuz und der Platz vor der Laudatekirche österlich geschmückt. Die Initiativgruppe #osternonline des Erzbischöflichen Jugendamts München und Freising zählt auch auf Bewegtbilder. Sie bietet vor allem für die Jugendlichen Videobotschaften an den Ostertagen an. Diese finden sich auf dem Online-Portal youtube unter dem Stichwort #osternonline.

Ganz auf die Osternacht verzichten müssen auch die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Ismaning-Unterföhring nicht. "Wir feiern sie ganz klein in beiden Kirchen", sagt Pfarrer Carsten Klingenberg. Heißt, in der Gabrielkirche in Ismaning werden er und die Mesnerin zusammenkommen und in der Rafaelkirche in Unterföhring der Diakon und die Vertrauensfrau des Kirchenvorstands. "Um sechs Uhr zünden wir die Osterkerzen an, um acht Uhr gibt es ein Osterleuten, damit es auch für die Gemeindemitglieder hörbar ist und sie sich zuhause einklinken können", sagt der Pfarrer.

Ihnen sei es wichtig, zu zeigen, "wir sind für die Menschen da", sagt er. Für die Osterfeiertage finden sich Predigten auf der Pfarrei-Homepage. Im Gespräch mit den Pfarrern hört man heraus, wie sie dieses Osterfest mit so viel Verzicht bedauern. Für Pfarrer Ringhof aus Ottobrunn gibt es dennoch einen kleinen Lichtblick. "Nächstes Jahr freue ich mich dann vielleicht besonders drauf ", sagt er.

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Quelle:
SZ vom 11.04.2020
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