Schulbauten:Provisorische Klassenzimmer auf der Kippe

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Der Landkreis München ist auf der Landesgartenschau in Kirchheim mit einem eigenen Pavillon vertreten. Für dessen Abbau ist Geld vorgesehen, das die SPD gerne für die Schulcontainer verwenden würde. (Foto: Claus Schunk)

Eigentlich wollte der Landkreis München helfen, die Raumnot in der Holzkirchner Fachoberschule durch Container zu lindern. Doch das könnte am Geld scheitern – wenn sich nicht die eine Idee der SPD durchsetzt.

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim/Oberhaching

Die Schülerzahlen im Landkreis München und auch im angrenzenden Landkreis Miesbach werden in den kommenden Jahren weiter stetig anwachsen – und die Raumnot an den Schulen wird sich dadurch weiter verfestigen. Davon betroffen ist auch die Fachoberschule (FOS) in Holzkirchen im Landkreis Miesbach, die vor fünf Jahren noch etwas mehr als 600 Schülerinnen und Schüler besucht haben und der für das kommende Schuljahr mehr als 800 Schüler prognostiziert werden. Nahezu die Hälfte werden dann aus dem Landkreis München in den Nachbarlandkreis pendeln. Die FOS muss also dringend erweitert werden, doch über die Kostenverteilung für vier notwendige Container als Zwischenlösung gibt es noch keinen Konsens.

Eigentlich hatten die beiden Landkreise bereits im März dieses Jahres eine Vereinbarung darüber getroffen, dass der Landkreis Miesbach auf dem Areal der Fachoberschule ein Grundstück für die Errichtung der vier Container zur Verfügung stellt und der Landkreis München die Finanzierung übernimmt. Und zwar bis zur Fertigstellung der Fachoberschule auf dem neuen Schulcampus im Oberhachinger Ortsteil Deisenhofen. Dieser soll, wenn er voraussichtlich im November 2027 samt Realschule eröffnet wird, insbesondere die Holzkirchner Fachoberschule entlasten.

Doch im Ausschuss für Bauen und Schulen des Münchner Kreistags entbrannte vergangene Woche eine Diskussion über die hohen Kosten, die mit dem Aufbau der Containeranlage verbunden wäre. Alleine die Anschaffung und Errichtung des Provisoriums würde den Landkreis München etwa 330 000 Euro kosten; mit der prognostizierten Miete von etwa 11 000 Euro im Monat, ausgelegt auf einen Zeitraum von 36 Monaten, läge die Investitionssumme bei etwa 725 000 Euro. Vor allem die hohen Kosten hätten die Diskussion neu befeuert, berichtet SPD-Fraktionssprecher Florian Schardt auf Nachfrage.

Insbesondere die Kämmerei im Münchner Landratsamt hatte schon im Vorfeld der Sitzung vor einer vollständigen Kostenübernahme für die Container durch den Landkreis München gewarnt. Zum derzeitigen Zeitpunkt könnten die Ausgaben durch den Haushalt des Landkreises nicht gedeckt werden, teilte die Kämmerei mit. Zudem handle es sich bei der Finanzierung der Container nicht um eine Pflichtaufgabe, um die der Landkreis München nicht herumkommen würde, sondern um eine freiwillige Leistung, da die Schulaufwandsträgerschaft nicht in seiner Verantwortung liegt.

„Gleichzeitig“, so heißt es in einer Stellungnahme der Kämmerei, „sieht sich der Landkreis München mit massiven Ausgabensteigerungen konfrontiert.“ Und diese würden in den kommenden Jahren andauern. Die Kämmerei empfahl daher den Kreisräten, von der Kostenübernahme für die FOS in Holzkirchen abzusehen.

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Dass neue Räumlichkeiten für die bald mehr als 800 Schüler in Holzkirchen benötigt wird, ist indes unstrittig. Würde die Realschule nicht erweitert, wären nach Aussage des bayerischen Kultusministeriums von kommendem Jahr an in Holzkirchen „keinerlei Raumreserven mehr vorhanden“. Zudem sei ein „zwangsweises Umverteilen der Schülerinnen und Schüler“ rechtlich nicht möglich, da sich keine geeignete Schule in der Nähe befinde – und Deisenhofen erst in mehr als drei Jahren fertig wird.

Kein Geld für die Schule, aber für den Pavillon auf der Gartenschau?

Der Ausschuss für Bauen und Schulen lehnte vor allem wegen des hohen Kostendrucks die Finanzierung der Container in Holzkirchen vorerst ab. Trotz der Empfehlung aus dem Kultusministerium, die Container zügig zu errichten, soll nun noch einmal geprüft werden, ob Schüler nicht doch auf andere Fachoberschulen in der Region ausweichen können. Zudem soll eine Untersuchung Klarheit darüber bringen, ob die vier Container nicht bereits zum jetzigen Zeitpunkt am künftigen Schulcampus in Deisenhofen aufgebaut werden könnten.

Eine andere Alternative, die doch noch die Finanzierung der Container durch den Landkreis München gewährleisten könnte, brachten die Sozialdemokraten ins Spiel. In einem Antrag fordert die SPD, den bereits beschlossenen Abbau des Pavillons des Landkreises München auf der Landesgartenschau in Kirchheim sowie den Wiederaufbau des Holzgebäudes in Oberschleißheim zu überdenken. Diese Maßnahme, die nach dem Ende der Landesgartenschau im Oktober beginnen soll, wird derzeit auf etwa 600 000 Euro geschätzt. Es müssten kostengünstigere Varianten wie etwa ein Verbleib des Pavillons in Kirchheim oder ein Verkauf an etwaige Interessenten geprüft werden, heißt es in dem Antrag. Mit dem gesparten Geld beziehungsweise dem Erlös könnten nach Meinung der SPD die Container in Holzkirchen oder Deisenhofen finanziert werden. Eine Entscheidung darüber wird der Ausschuss für Bauen und Schulen in seiner nächsten Sitzung im Juli fällen.

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