Bestnoten im Abitur:"Klug lernen statt viel lernen"

Lesezeit: 2 Min.

Wie erreicht man einen Notendurchschnitt von 0,8? Die 18-jährige Ronja Mavie Miska aus Neubiberg bei München meint: wegen der Corona-Krise nur mit viel Motivation.

Von Sebastian Franz, Neubiberg

Die bestmögliche Abiturnote ist 1,0 - oder doch nicht? Seit vergangenem Freitag wissen bayerische Abiturienten, wie gut oder schlecht sie ihre Abschlussprüfungen bestanden haben, und ihren exakten Gesamtschnitt. Klar, auf dem offiziellen Zeugnis steht bestenfalls eine Eins vor dem Komma. Während der Oberstufe zählen jedoch bereits 14 Punkte als Note 1,0. Und so ergeben sich interessante Rechenspiele, wenn besonders gute Schülerinnen und Schüler regelmäßig 15 Punkte erreichen. So wie Ronja Mavie Miska aus Neubiberg.

Die 18 Jahre alte Abiturientin schrieb dieses Jahr ihr Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium in Neuperlach. In ihren Abschluss-Prüfungen erzielte sie 300 Punkte - bei maximal 300 erreichbaren. Dazu legte sie während der gesamten Oberstufe mehr als ordentlich vor. 575 von hier 600 möglichen Punkten muten im Vergleich beinahe nachlässig an, sind aber 96 Prozent der möglichen Punkte. "Ab und zu bleibt eben was liegen. In Deutsch hatte ich einmal nur zwölf Punkte", sagte Miska, die zusammen auf 875 von 900 Punkten kommt. Auf Einzelleistungen heruntergerechnet ergibt das einen Punkteschnitt von 14,58. Und das ergibt eben nicht die Note 1,0 - sondern 0,8.

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Ihre Abschlussprüfungen schrieb Miska in den beiden Pflichtfächern Deutsch und Mathematik sowie in Spanisch. In Biologie und Ethik absolvierte sie die mündlichen Prüfungen. Dass ihre fünf Prüfungsfächer so verschieden sind, habe ihr das Lernen erleichtert. So sei es in Biologie wichtig, die Inhalte zu verstehen, man müsse den Stoff strukturiert angehen. In Ethik seien ganz andere Kompetenzen gefragt. So sei die Vorbereitungszeit nicht stumpfes Pauken gewesen, sondern habe auch Spaß gemacht. "Ich bin einfach vielseitig interessiert. Deshalb war es gut, dass ich so abwechslungsreiche Fächer hatte." Das Abitur sei für sie keine auferlegte Hürde gewesen, sondern eine "persönliche Challenge".

Wie bei allen Abiturienten des Jahrgangs 2021 prägte die Corona-Pandemie den größten Teil ihrer Oberstufen-Zeit. Dies sei vor allem im vergangenen Frühjahr "sehr schwer" gewesen. Passende Konzepte wie Video-Unterricht gab es noch nicht. "Ich habe das Gefühl, dass die Schere bei den Schulleistungen dadurch weiter auseinander ging", sagt Miska. Wer sich in der Schule ohnehin bereits schwertat, für den sei es noch schwieriger geworden, den Anschluss zu halten. Als es schließlich Konzepte für das Homeschooling gab, habe dieses am Heinrich-Heine-Gymnasium aber sehr gut funktioniert.

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Miskas Tipp für angehende Abiturienten: sich eine Lern-Strategie zurechtzulegen, die zu einem passt. "Klug lernen statt viel lernen." Man solle sich selbst herausfordern, sich immer wieder die eigenen Ziele vor Augen führen. Gerade während der Corona-Pandemie sei Motivation das Wichtigste gewesen. Nachdem das Abitur mehr als eingetütet ist, möchte die Neubibergerin erst einmal ein Gap Year machen - beim Europäischen Solidaritätskorps, einem Freiwilligendienst, eingerichtet von der EU-Kommission.

Wegen Corona geht es erst im Februar auf die Kanaren, wo Miska soziale Gemeindedienste unterstützen wird, etwa eine Tafel und Jugendzentren. Davor? Praktika. Danach? Richtung Journalismus. Hörfunk. Oder Print. Oder doch in die Politik. "Mein Problem ist manchmal", sagt Miska, "dass ich mich für zu viel interessiere."

© SZ vom 23.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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