Süddeutsche Zeitung

Infektionsgefahr:Meningitis-Fall weckt Befürchtung

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Das Gesundheitsamt im Landkreis München sieht die Erkrankung eines Mädchens mit der hochansteckenden Meningokokken-Meningitis isoliert von einer Ansteckungsserie im Raum Ebersberg.

Von Bernhard Lohr, Landkreis

Die Erkrankung eines Mädchens aus dem nordöstlichen Landkreis München an einer gefährlichen Form der Meningitis hat die Gesundheitsbehörden aufgeschreckt. Die große Sorge ist, dass sich die hochansteckende Meningokokken-Meningitis weiter verbreitet, an der in den vergangenen Monaten vier Personen im Landkreis Ebersberg erkrankt sind. Tatsächlich zeigten erste Untersuchungen, dass die 13-Jährige, wie der Leiter des Gesundheitsamts im Landkreis München, Gerhard Schmid, am Mittwoch sagte, mit "sehr hoher Wahrscheinlichkeit" denselben Erreger des Serotyps C in sich trägt.

Das Mädchen befindet sich Schmid zufolge auf dem Weg der Besserung. Für die Bevölkerung im Landkreis München gab Schmid trotz aller Alarmzeichen Entwarnung. Eine Ausbreitung der Meningitis-Fälle sieht er nicht. So hätten "sehr, sehr" intensive Recherchen ergeben, dass es "keine infektionsrelevanten Kontakte" des Mädchens mit Personen im Ebersberger Raum gegeben habe, wie etwa bei Menschen, die im selben Haushalt leben. Man habe den Fall nach den vom Robert-Koch-Institut festgelegten Kriterien abgeklopft, sagte Schmid. Eine Infektionsgefahr bestehe sieben Tage vor Auftreten der Symptome und bis zu 24 Stunden nach der Gabe von Antibiotika. Vor allem ist Schmid beruhigt, weil er, den aktuellen Fall inbegriffen, keine Auffälligkeit feststellt, was die Häufigkeit von Meningitis-Fällen im Landkreis München angeht. Da liege man im statistischen Mittel, sagte er.

Im Landkreis Ebersberg stellt sich die Lage allerdings anders dar. Dort ist man aufgrund der vier Personen, die im Verlauf von einigen Monaten an der potenziell lebensgefährlichen Form der Hirnhautentzündung erkrankt sind, hoch sensibilisiert. Das Gesundheitsamt in Ebersberg meldete auch den Fall des erkrankten 13-jährigen Mädchens im Nachbarlandkreis und gab in seiner Mitteilung der Befürchtung Ausdruck, dass der Erreger immer noch zirkuliert. Bei dem im Landkreis Ebersberg im August zuletzt gemeldeten Meningitis-Fall handelte es sich um einen 21-jährigen Mann aus Glonn.

Im März waren zwei 19-jährige Frauen erkrankt, Ende Mai brach die Krankheit bei einer 57-Jährigen aus. Bei allen vier zeigten sich gravierende Symptome. Das Gesundheitsamt Ebersberg rät zu prophylaktischen Impfungen und hat für Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren aus dem südlichen Landkreis eine Impfaktion gestartet, an der sich bisher 460 Personen beteiligten.

Impfschutz bei Kindern und Jugendlichen

Im Landkreis München sieht Gesundheitsamtsleiter Schmid keine Notwendigkeit, besondere Schritte zu ergreifen. Im relativ dünn besiedelten Landkreis Ebersberg seien vier Erkrankungen beunruhigend, im Landkreis München mit seinen 350 000 Einwohnern allerdings nicht. "Bei 100 000 Menschen kommt man auf etwa 0,5 bis einen Erkrankten", sagte Schmid. Das sei unvermeidlich. "Dieses Grundrisiko kann man nicht völlig eliminieren." Bei mindestens zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland sei der Erreger im Nasen-Rachenraum nachweisbar, ohne dass diese Menschen erkrankten. Ein starkes Immunsystem schützt laut Schmid oft schon vor der meldepflichtigen Erkrankung, die bei schwerem Verlauf zum Tod oder zu Langzeitschäden führen kann. Die Münchner Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs rief wegen der Fälle im Raum Ebersberg kürzlich erst die Münchner Bevölkerung auf, die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Impfungen wahrzunehmen, zu denen eine Impfung gegen Meningokokken C für Kinder ab zwölf Monaten gehört.

Auch Schmid empfiehlt, auf guten Impfschutz zu achten, gerade bei Kindern und Jugendlichen. Allerdings hätte Schmid keinen Anlass gesehen, den Fall der infizierten 13-Jährigen publik zu machen.

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Quelle:
SZ vom 04.10.2019
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