Kreis und quer:Schwere Geschütze

Lesezeit: 2 min

Während Florian Hahn sich mit Anton Hofreiter immer einiger wird, spottet Markus Söder über das Aussehen des Grünen.

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die resolute FDP-Verteidigungspolitikerin im Bundestag, muss zaubern können. Das ist auch dem Putzbrunner Bundestagsabgeordneten Florian Hahn nicht entgangen. Denn die Liberale kann offenbar beides gleichzeitig: eine Ausschusssitzung leiten und dabei Tweets absetzen - und zwar, "ohne in den letzten 15 Minuten ein entsprechendes Endgerät in die Hand genommen zu haben", wie Hahn beobachtet hat. "Respekt" zollte ihr der Putzbrunner selbst via Twitter, um in der Bubble auch gleich noch einmal kundzutun, dass er mit der FDPlerin in einem übereinstimmt: Deutschland muss der Ukraine mehr schweres Kriegsgerät liefern - auch Panzer.

Diese Forderung erheben Hahn und Strack-Zimmermann auf der Social-Media-Plattform nahezu täglich, womit sie ihren Bekanntheitsgrad beachtlich mehren: Mehr als 10 000 Follower hat Hahn mittlerweile, seine FDP-Kollegin sogar mehr als 140 000. Und das in Zeiten, in denen Prominente wie SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert oder CSU-Fraktionsvize Jens Spahn Twitter verlassen. Beide kritisieren die Debattenkultur im Netz und wollen sich nicht mehr ständig Shitstorms aussetzen.

Die fürchtet Anton Hofreiter von den Grünen eher weniger, dennoch ist er schon seit Jahren nicht mehr auf dem Kurznachrichtendienst aktiv, obwohl ihm dort noch immer mehr als 20 000 Menschen folgen. Aber der Unterhachinger braucht die Plattform auch nicht wirklich, um sich Gehör zu verschaffen. Seine steten Forderungen nach mehr schweren Waffen für die Ukraine hallen auch deshalb durch die ganze Republik, weil es noch vor nicht allzu langer Zeit als undenkbar galt, dass sich ein führendes Mitglied der Friedenspartei zum vordersten Befürworter von Waffenlieferungen wandelt.

In diesem Punkt marschieren Hofreiter, Strack-Zimmermann und Hahn im Gleichschritt und treiben dabei auch den Bundeskanzler vor sich her. Der Grüne und die Liberale machten sich sogar relativ kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf zu einem Besuch in Kiew, als Olaf Scholz noch zauderte und zögerte. Und Hahn, der auf Twitter sonst keine Gelegenheit auslässt, in wenigen Zeichen über die Grünen herzufallen, verliert in punkto Waffenlieferungen kein böses Wort über seinen Konkurrenten aus demselben Bundestagswahlkreis. Man kennt sich und Hahn wird wissen, wie ernst es dem "Toni" ist.

Bis zum Bäume-Umarmer und Grünen-Fresser Markus Söder hat sich das noch nicht herumgesprochen. Stattdessen lieferte dieser jüngst auf dem CDU-Parteitag eine verbale Entgleisung, die weit unter dem gängigen Niveau auf Twitter liegt. Er glaube Hofreiter erst, dass er für die Bundeswehr ist, wenn der sich einen ordentlichen, militärischen Haarschnitt zulege. So kann man das Thema auch angehen. Oder aber man versucht es mit Inhalten. Aber die ziehen weder auf Parteitagen noch in sozialen Medien so gut wie unpassende Witzeleien.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: