Treibhausgase:Investitionen in den Klimaschutz

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Im Forstenrieder Park bei München sollen drei Windräder entstehen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Landkreis München bringt im kommenden Jahr ein eigenes Zertifikat auf den Markt, mit dem CO₂-Emissionen ausgeglichen werden können.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Mit einem in dieser Form deutschlandweit einzigartigen Projekt will der Landkreis München Privatleute und Unternehmen dazu animieren, Treibhausgas-Emissionen auszugleichen und lokale und globale Klimaschutzprojekte zu fördern. Schon im Frühjahr 2023 startet die Aktion "Zukunft+", bei der in einem Online-Shop der Energieagentur Ebersberg-München Energiezertifikate gekauft werden können. Zudem wird der Landkreis München auch in den kommenden Jahren die durch das Landratsamt sowie die 29 Städte und Gemeinden anfallenden Treibhausgas-Emissionen kompensieren und dafür ebenfalls besondere Klimaschutzprojekte unterstützen.

Das Projekt musste hohe rechtliche Hürden nehmen

Landrat Christoph Göbel (CSU) sprach im Umweltausschuss des Kreistags von einer "unglaublich tollen Idee, die einmal Utopie war, aber nun funktioniert". Die Aktion, die ursprünglich unter dem Namen "Umweltaktie des Landkreises München" firmierte, musste hohe rechtliche Hürden nehmen und vom bayerischen Innenministerium genehmigt werden. Denn der Landkreis darf als kommunaler Aufgabenträger nicht zum klassischen Händler von Energiezertifikaten werden. Vielmehr wird er als Käufer der Zertifikate auftreten, ehe diese dann stillgelegt werden.

Ein Zertifikat wird im Shop der Energieagentur künftig 20 Euro kosten, ihr Wert entspricht einer Tonne CO₂, die der Käufer ausgleicht. Je neun Euro werden in ein lokales sowie in ein globales Klimaschutz-Projekt investiert, zwei Euro fallen als Verwaltungsgebühren an. Bei der Vorstellung des Vorhabens sagte Christian Wolf, Sachgebietsleiter für Energie und Klimaschutz im Münchner Landratsamt, dass vor allem Unternehmen ihr Interesse am Erwerb der Zertifikate signalisiert hätten, deutschlandweit würden ohnehin 80 Prozent aller bisher ausgeglichenen Emissionen auf Firmen zurückgehen. "Aber auch bei vielen Bürgern wächst der Wunsch, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen", sagte Wolf, der im ersten Jahr von etwa 50 000 verkauften Zertifikaten für den Landkreis München ausgeht. "Der Vorteil unserer Aktion ist, dass mit ihr bürgernah vor Ort etwas zur Erreichung der Klimaziele beigeragen werden kann", sagte Wolf, zudem müsse das Nutzen-Kosten-Verhältnis rein über den betriebswirtschaftlichen Aspekt hinausgehen. "Denn natürlich spielen bei diesem zentralen Thema auch gesellschaftliche Belange ein Rolle."

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Ursprünglich war der Landkreis von einem Preis von etwa zehn Euro je Zertifikat ausgegangen, der stark wachsende Markt und die enorme Nachfrage nach CO₂-Kompensationen hätten aber zu einer Verteuerung geführt, so Wolf. Dies habe auch zur Folge, dass der Landkreis in den kommenden Jahren mehr Geld für den Ausgleich der Emissionen bezahlen muss, die er selbst und die Gemeinden verursachen. Im Jahr 2022 werden das etwa 58 544 Tonnen CO₂ sein, was Kosten von etwas mehr als einer halben Million Euro verursacht. Im kommenden Jahr wird der Landkreis für die Kompensation voraussichtlich mehr als 1,2 Millionen Euro in die Hand nehmen müssen.

Profitieren werden vom CO₂-Ausgleich des Landkreises und auch dank der verkauften Zertifikaten an Privatleute und Unternehmer zahlreiche weitere Projekte. Im vergangenen Jahr wurde etwa der Waldumbau im Forstenrieder Park mir der Pflanzung heimischer Bäume vorangetrieben, im südlichen Landkreis fand Humusaufbau mit Kleegras statt und an der Aschheimer Keltenschule wurde ein Stromspeicher eingebaut. Aber auch global förderte der Landkreis zahlreiche Projekte: Etwa Windkraftanalagen in Südkorea, auf den Philippinen und in Indien, ein Wasserkraftwerk in Brasilien, Kochöfen in Nepal, mit denen der Bedarf an Feuerholz reduziert werden kann, und ein Waldschutz-Programm in Simbabwe.

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