Umweltpolitik:Gemeinsam gegen den Klimakiller

Zehn Kommunen aus dem Landkreis München arbeiten an der Gründung eines Energieeffizienz-Netzwerks. Mit Unterstützung von Experten der Hochschule Rosenheim wollen sie den CO₂-Ausstoß senken

Von Bernhard Lohr, Haar

Manchmal lässt sich mit kleinen Eingriffen schon Großes bewegen: Der Austausch von Thermostaten oder der Einbau von Bewegungsmeldern kann helfen, bei Bürgerhäusern, Schulen oder Sporthallen den Ausstoß von klimaschädlichen Kohlendioxid deutlich zu reduzieren und Kosten zu sparen. Kommunen können Gebäude gezielt dämmen lassen oder ihr Personal auf Schulungen schicken. Zehn Kommunen im Landkreis München stehen davor, neue Potenziale im Kampf gegen den Klimawandel zu heben. Die Gründung eines Energieeffizienz-Netzwerks steht im Raum, um damit gemeinsam der Energiewende neuen Schub zu verleihen.

Die Gemeinde Haar hat kürzlich als erste Kommune ihre Teilnahme an dem Bündnis beschlossen, an dessen Zustandekommen die Netzwerker der Energieagentur Ebersberg-München seit einiger Zeit arbeiten. Das Bündnis ist auf drei Jahre angelegt, seine Arbeit wird vom Bundesumweltministerium mit 60 Prozent der Kosten unterstützt. Fachlicher Beistand kommt zum einen von der Energieagentur, aber vor allem auch vom Institut für nachhaltige Energieversorgung (Inev) an der Technischen Hochschule Rosenheim, das vierteljährliche Netzwerktreffen leitet und auch individuelle energietechnische Beratung anbietet. Fachleute sollen den Rathäusern auch helfen, sich im Dickicht der Fördermöglichkeiten zurechtzufinden. Die Teilnahme sei finanziell interessant und bringe konkrete Vorteile mit sich, sagt Energieagentur-Geschäftsführer Willie Stiehler.

Dabei soll es nicht bei der Theorie und bei der Beratung bleiben, wie Stiehler versichert. "Es sollen ganz konkrete Arbeitsgebiete definiert werden." Den Reiz des Ganzen macht nach seiner Darstellung nicht zuletzt aus, dass auf die Bedürfnisse jeder Gemeinde differenziert eingegangen werden kann. Wer es im Kreuz hat, erhält Unterstützung, wenn mit großem Aufwand etwa kommunale Gebäude saniert oder Nahwärmenetze aufgebaut werden sollen. Aber auch mit kleinen Schritten und geringeren Investitionen kann man Willie Stiehler zufolge viel bewegen.

Dabei lässt sich in anderen Regionen bereits gut ablesen, was solch ein Netzwerk bringt. Denn neu ist es nicht, dass Kommunen sich wie im Landkreis München und auch im Landkreis Ebersberg, wo vier Gemeinden mitmachen wollen, derart zusammentun. Bereits vor drei Jahren schlossen sich sieben Kommunen aus den Landkreisen Rosenheim, Mühldorf am Inn, Fürstenfeldbruck und Starnberg zum Netzwerk Südbayern zusammen. Jetzt erst im März gründete sich ein Netzwerk aus 13 Kommunen im Raum Rosenheim-Traunstein, wo Willie Stiehler als Geschäftsführer die Energieagentur leitete, bevor er im April an die Spitze der Organisation im Raum München und Ebersberg rückte. Gemeinsam lässt sich beim Klimaschutz zum Beispiel an Hand so genannter Best-Practice-Beispiele viel voneinander lernen.

So wie letztens, als sich die Mitglieder des Energieeffizienznetzwerks Südbayern in Kolbermoor bei Rosenheim an der denkmalgeschützten Werkssiedlung einer früheren Spinnerei trafen. Die Häuser waren saniert und unter fachlicher Begleitung energetisch auf neuesten Stand gebracht worden. Einige werden mit Erdwärme beheizt. Mit Hilfe eines speziellen Putzes wurde die Dämmung optimiert, ohne den Charakter der Siedlung zu verändern. Wie viel moderne Gebäudetechnik bringen kann, zeigen Beispiele aus Netzwerkgemeinden quer durch die Republik. Das knapp 12 000 Einwohner zählende Heddesheim im Badischen hat es, eingebunden in ein Netzwerk, geschafft, auf diese Weise bei der Mehrzweckhalle, bei der Sporthalle, beim Hallenbad und beim Eisstadion den CO₂-Ausstoß um 16 Prozent und die Energiekosten um gut 40 000 Euro zu senken. Umgesetzt wurde das mit dem Partner Siemens bei Investitionen in Höhe von 260 000 Euro in einem Zeitraum von 14 Jahren.

Solche Sanierungspläne oder kleine effektive Investitionen in technische Neuerungen könnte es bald auch im Landkreis München geben. Welche neun Kommunen außer Haar einen Einstieg in das Netzwerk erwägen, wollte Energieagentur-Geschäftsführer Willie Stiehler nicht sagen, weil Vorgespräche liefen. Der effiziente Energieeinsatz bietet ihm zufolge jedenfalls große Chancen, wenn man kontinuierlich daran arbeitet, am besten mit Hilfe eines kommunalen Klimaschutz-Managers.

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